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Herder, Johann Gottfried von: Ueber die neuere Deutsche Litteratur. Bd. 3. Riga, 1767.

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so untersuchet bey dieser großen ungeheuren
Behauptung, auch die kleinere Hypothese: ob
es der Denkart des Ganzen vortheilhafter ge-
wesen wäre, unter Rom oder Griechenland
zu stehen.

Sollte es nicht verdienen, daß man dem
Leitfaden in den dunkeln Zeiten sorgfältig
nachginge, wie sich allmälich der alte Geist
der Deutschen verlohren, und der neue Geist
gebildet habe? -- Sollten es nicht die Zei-
ten der schwäbischen Kaiser verdienen, daß
man sie mehr in ihr Licht der Deutschen
Denkart sezzte: wir sind den Schweizern al-
len Dank schuldig, daß sie durch die Aus-
gabe einiger Denkmäler dieses Zeitalters ei-
nen etwas hellern Stral auf die Litterarseite
dieses Jahrhunderts geworfen. -- Sollte es
nun nicht Friedrich der zweite aus diesem
Hause insonderheit verdienen, daß ein Ken-
ner der mittlern Geschichte ihn mehr in sein
Licht setzte, da er jetzt blos in der Dunkelheit
hervorschimmert. Dieser Mann, den der
Schutzgeist Deutschlands brauchen wollte,
um der Wiederhersteller der Griechischen und
Morgenländischen Litteratur, der ächten Rö-

mischen

ſo unterſuchet bey dieſer großen ungeheuren
Behauptung, auch die kleinere Hypotheſe: ob
es der Denkart des Ganzen vortheilhafter ge-
weſen waͤre, unter Rom oder Griechenland
zu ſtehen.

Sollte es nicht verdienen, daß man dem
Leitfaden in den dunkeln Zeiten ſorgfaͤltig
nachginge, wie ſich allmaͤlich der alte Geiſt
der Deutſchen verlohren, und der neue Geiſt
gebildet habe? — Sollten es nicht die Zei-
ten der ſchwaͤbiſchen Kaiſer verdienen, daß
man ſie mehr in ihr Licht der Deutſchen
Denkart ſezzte: wir ſind den Schweizern al-
len Dank ſchuldig, daß ſie durch die Aus-
gabe einiger Denkmaͤler dieſes Zeitalters ei-
nen etwas hellern Stral auf die Litterarſeite
dieſes Jahrhunderts geworfen. — Sollte es
nun nicht Friedrich der zweite aus dieſem
Hauſe inſonderheit verdienen, daß ein Ken-
ner der mittlern Geſchichte ihn mehr in ſein
Licht ſetzte, da er jetzt blos in der Dunkelheit
hervorſchimmert. Dieſer Mann, den der
Schutzgeiſt Deutſchlands brauchen wollte,
um der Wiederherſteller der Griechiſchen und
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[16/0024] ſo unterſuchet bey dieſer großen ungeheuren Behauptung, auch die kleinere Hypotheſe: ob es der Denkart des Ganzen vortheilhafter ge- weſen waͤre, unter Rom oder Griechenland zu ſtehen. Sollte es nicht verdienen, daß man dem Leitfaden in den dunkeln Zeiten ſorgfaͤltig nachginge, wie ſich allmaͤlich der alte Geiſt der Deutſchen verlohren, und der neue Geiſt gebildet habe? — Sollten es nicht die Zei- ten der ſchwaͤbiſchen Kaiſer verdienen, daß man ſie mehr in ihr Licht der Deutſchen Denkart ſezzte: wir ſind den Schweizern al- len Dank ſchuldig, daß ſie durch die Aus- gabe einiger Denkmaͤler dieſes Zeitalters ei- nen etwas hellern Stral auf die Litterarſeite dieſes Jahrhunderts geworfen. — Sollte es nun nicht Friedrich der zweite aus dieſem Hauſe inſonderheit verdienen, daß ein Ken- ner der mittlern Geſchichte ihn mehr in ſein Licht ſetzte, da er jetzt blos in der Dunkelheit hervorſchimmert. Dieſer Mann, den der Schutzgeiſt Deutſchlands brauchen wollte, um der Wiederherſteller der Griechiſchen und Morgenlaͤndiſchen Litteratur, der aͤchten Roͤ- miſchen

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Zitationshilfe: Herder, Johann Gottfried von: Ueber die neuere Deutsche Litteratur. Bd. 3. Riga, 1767, S. 16. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/herder_litteratur03_1767/24>, abgerufen am 25.04.2024.