nisse, statt eines neuen, das Kopfbrechens macht, hinzustellen) sondern mit einer neuen schöpferischen, fruchtbaren, und kunstvol- len Hand -- und zwar blos wenn er sie nöthig hat, und zu den angezeigten großen Zwecken gebrauchen kann.
2.
Ganz nothwendig für einen jeden Dichter schlechthin, ist die Mythologie gar nicht. Jch sehe die Ursache, womit ein Kunstrichter * Klotzens Meinung begegnet, für gar keine ursache an: "der Dichter überzeugt uns durch "seine Mythologie, daß er mehr als bloße "Verse machen kann; er gibt einen überzeu- "genden Beweis, daß er ein Gelehrter ist, "der sich in den Werken des Alterthums um- "gesehen hat, oder noch umsehen kann, wel- "ches unsre Poeten als was ziemlich Ueber- "flüßiges anzusehen anfangen." Der Re- censent, dessen dies Urtheil ist, will uns da-
mit
* s. Deutsche Bibl. 1. B. 1. St. p. 203.
niſſe, ſtatt eines neuen, das Kopfbrechens macht, hinzuſtellen) ſondern mit einer neuen ſchoͤpferiſchen, fruchtbaren, und kunſtvol- len Hand — und zwar blos wenn er ſie noͤthig hat, und zu den angezeigten großen Zwecken gebrauchen kann.
2.
Ganz nothwendig fuͤr einen jeden Dichter ſchlechthin, iſt die Mythologie gar nicht. Jch ſehe die Urſache, womit ein Kunſtrichter * Klotzens Meinung begegnet, fuͤr gar keine urſache an: „der Dichter uͤberzeugt uns durch „ſeine Mythologie, daß er mehr als bloße „Verſe machen kann; er gibt einen uͤberzeu- „genden Beweis, daß er ein Gelehrter iſt, „der ſich in den Werken des Alterthums um- „geſehen hat, oder noch umſehen kann, wel- „ches unſre Poeten als was ziemlich Ueber- „fluͤßiges anzuſehen anfangen.„ Der Re- cenſent, deſſen dies Urtheil iſt, will uns da-
mit
* ſ. Deutſche Bibl. 1. B. 1. St. p. 203.
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niſſe, ſtatt eines neuen, das Kopfbrechens
macht, hinzuſtellen) ſondern mit einer neuen
ſchoͤpferiſchen, fruchtbaren, und kunſtvol-
len Hand — und zwar blos wenn er ſie
noͤthig hat, und zu den angezeigten großen
Zwecken gebrauchen kann.
2.
Ganz nothwendig fuͤr einen jeden Dichter
ſchlechthin, iſt die Mythologie gar nicht. Jch
ſehe die Urſache, womit ein Kunſtrichter *
Klotzens Meinung begegnet, fuͤr gar keine
urſache an: „der Dichter uͤberzeugt uns durch
„ſeine Mythologie, daß er mehr als bloße
„Verſe machen kann; er gibt einen uͤberzeu-
„genden Beweis, daß er ein Gelehrter iſt,
„der ſich in den Werken des Alterthums um-
„geſehen hat, oder noch umſehen kann, wel-
„ches unſre Poeten als was ziemlich Ueber-
„fluͤßiges anzuſehen anfangen.„ Der Re-
cenſent, deſſen dies Urtheil iſt, will uns da-
mit
* ſ. Deutſche Bibl. 1. B. 1. St. p. 203.
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Herder, Johann Gottfried von: Ueber die neuere Deutsche Litteratur. Bd. 3. Riga, 1767, S. 130. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/herder_litteratur03_1767/138>, abgerufen am 21.11.2024.
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