Herder, Johann Gottfried von: Ueber die neuere Deutsche Litteratur. Bd. 2. Riga, 1767.und Gleims Möpschen, Gleims Maler Beide Dichter sind Söhne der Grazie, Con- Z
und Gleims Moͤpschen, Gleims Maler Beide Dichter ſind Soͤhne der Grazie, Con- Z
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und Gleims Moͤpschen, Gleims Maler
und Anakreons Maler, Anakreons Chryſos
und Gleims Suͤnde u. ſ. w. bei nachgebil-
deten Stuͤcken faͤllt der Geiſt beider Kuͤnſt-
ler in ſeinem Unterſcheide am erſten in die
Augen. Der Alte kennet ſich gleichſam min-
der; der Neuere laͤßt uns ſein Scho̊nes durch
Vorbereitungen und Folgerungen empfinden,
und ſchließt oft ein Lied voll Griechiſcher Ein-
falt, mit einem Franzo̊ſiſchwizzigen Ein-
fall, der ein Opfer fuͤr unſern wizzigen Ge-
ſchmack iſt.
Beide Dichter ſind Soͤhne der Grazie,
und Gleims Bild ſteht nicht ohne Bedeu-
tung vor der Winkelmannſchen Abhandlung
uͤber die Grazie; allein der Grieche malet
uns doch mehr eigentlichen Reiz; dieſer oͤfter
Schoͤnheit: jener zeigt den Reiz in Hand-
lung, und die Empfindung in Wirkung;
dieſer aber alles mehr in Worten, und Be-
ſchreibung. Daher ruͤhrt bei dem Deutſchen
der Reichthum an Worten und Wendungen,
die die Oberflaͤche verſchoͤnern; das Erlaͤu-
ternde, das dem Leſer gleichſam helfen will,
daruͤber oft die Kuͤrze verliert, und aus dem
Con-
Z
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