nes sich selbst, um des Himmelreichs willen: alsdenn wirst du allen allerlei, wenn die An- dachtsseufzer sich bei dem Lesen deiner Schrif- ten mit dem Gähnen satter und bequemer Zuhörer vermischen können. O wenn man die Stöße von Deutschen Monats-und Wo- chen- von Lehr und Trost-und Erbauungs- und Lustreichen Schriften siehet, die vormals und auch noch jetzt gelobt, gesucht und ge- schmiert werden: muß man nicht ausrufen:
O curas hominum, quantum est in rebus inane! Heic aliquis, cui circum humeros hyacinthina laena est, Rancidulum quiddam balba de nare locutus Phyllidas, Hypsipilas, vatum et plorabile si quid Eliquat, et tenero supplantat verba palato Assensere viri - - ecce inter pocula quaerunt Romulidae saturi, quid dia poemata narrent.
Daher trägt ein Christ am Sonntage, und so viel Bände Andachten, und Erholun- gen und Zerstreuungen, und Briefe, und -- den Preis wegen der Deutlichkeit davon: sie schreiben für die lange Weile des Publikum: ihre Bücher sind also des Cedernöls und Mar- morbandes werth, und auf ihrem Grabe
werden,
nes ſich ſelbſt, um des Himmelreichs willen: alsdenn wirſt du allen allerlei, wenn die An- dachtsſeufzer ſich bei dem Leſen deiner Schrif- ten mit dem Gaͤhnen ſatter und bequemer Zuhoͤrer vermiſchen koͤnnen. O wenn man die Stoͤße von Deutſchen Monats-und Wo- chen- von Lehr und Troſt-und Erbauungs- und Luſtreichen Schriften ſiehet, die vormals und auch noch jetzt gelobt, geſucht und ge- ſchmiert werden: muß man nicht ausrufen:
O curas hominum, quantum eſt in rebus inane! Heic aliquis, cui circum humeros hyacinthina laena eſt, Rancidulum quiddam balba de nare locutus Phyllidas, Hypſipilas, vatum et plorabile ſi quid Eliquat, et tenero ſupplantat verba palato Aſſenſere viri ‒ ‒ ecce inter pocula quaerunt Romulidae ſaturi, quid dia poemata narrent.
Daher traͤgt ein Chriſt am Sonntage, und ſo viel Baͤnde Andachten, und Erholun- gen und Zerſtreuungen, und Briefe, und — den Preis wegen der Deutlichkeit davon: ſie ſchreiben fuͤr die lange Weile des Publikum: ihre Buͤcher ſind alſo des Cedernoͤls und Mar- morbandes werth, und auf ihrem Grabe
werden,
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nes ſich ſelbſt, um des Himmelreichs willen:
alsdenn wirſt du allen allerlei, wenn die An-
dachtsſeufzer ſich bei dem Leſen deiner Schrif-
ten mit dem Gaͤhnen ſatter und bequemer
Zuhoͤrer vermiſchen koͤnnen. O wenn man
die Stoͤße von Deutſchen Monats-und Wo-
chen- von Lehr und Troſt-und Erbauungs-
und Luſtreichen Schriften ſiehet, die vormals
und auch noch jetzt gelobt, geſucht und ge-
ſchmiert werden: muß man nicht ausrufen:
O curas hominum, quantum eſt in rebus inane!
Heic aliquis, cui circum humeros hyacinthina
laena eſt,
Rancidulum quiddam balba de nare locutus
Phyllidas, Hypſipilas, vatum et plorabile ſi quid
Eliquat, et tenero ſupplantat verba palato
Aſſenſere viri ‒ ‒ ecce inter pocula quaerunt
Romulidae ſaturi, quid dia poemata narrent.
Daher traͤgt ein Chriſt am Sonntage,
und ſo viel Baͤnde Andachten, und Erholun-
gen und Zerſtreuungen, und Briefe, und —
den Preis wegen der Deutlichkeit davon: ſie
ſchreiben fuͤr die lange Weile des Publikum:
ihre Buͤcher ſind alſo des Cedernoͤls und Mar-
morbandes werth, und auf ihrem Grabe
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Herder, Johann Gottfried von: Ueber die neuere Deutsche Litteratur. Bd. 1. Riga, 1767, S. 134. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/herder_litteratur01_1767/138>, abgerufen am 16.02.2025.
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