Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Herder, Johann Gottfried von: Kritische Wälder. Bd. 2. Riga, 1769.

Bild:
<< vorherige Seite

Zweites Wäldchen.
nen der Ernst häßliche Falten in die Stirne geknif-
fen, und die, wie der vortreffliche Hudibras --

a Knight he was, whose very Sight wou'd
Entitle him Mirrour of Knighthood
That neverbow'd his stubborn Knee
To any Thing but Chivalry
His tawny Beard was th' equal Grace
Both of his Wisdom and his Face -- --

Alsdenn, alsdenn wollen wir diese hochansehn-
lichen Personen, die Geschöpfe unsrer Ehrbarkeit, mit
dem zufriednen Blicke ansehen, als unser Homerist,
da er den Thersites aus Homer, in einer glücklichen
Stunde seines Kopfs, auswerfen wollte, und zu
sich selbst sprach a): "wie aber, wenn wir diesen
"Menschen hinaus würfen, und alle Verse weg-
"schnitten, die von ihm handeln; laß sehen, ob wir
"nicht ernsthaft bleiben werden? nonne retinebi-
"mus animi gravitatem?
--" Herrlicher Ein-
fall! "wer lachen will, soll in einer Satyre und
"Komödie auftreten, nicht in einer Epopee -- in
"gravi ridere, quis decere existimat?
" herrlicher
Einfall!

Jch thue es ungern, daß ich Hrn. Kl. epischen
Verboten so etwas Schuld geben muß; aber wie
kann ich anders? Er führt ja Beispiele, wo kaum
das Wort Lachen im Texte Homers steht, ohne zu

unter-
a) p. 31.

Zweites Waͤldchen.
nen der Ernſt haͤßliche Falten in die Stirne geknif-
fen, und die, wie der vortreffliche Hudibras —

a Knight he was, whoſe very Sight wou’d
Entitle him Mirrour of Knighthood
That neverbow’d his ſtubborn Knee
To any Thing but Chivalry
His tawny Beard was th’ equal Grace
Both of his Wisdom and his Face — —

Alsdenn, alsdenn wollen wir dieſe hochanſehn-
lichen Perſonen, die Geſchoͤpfe unſrer Ehrbarkeit, mit
dem zufriednen Blicke anſehen, als unſer Homeriſt,
da er den Therſites aus Homer, in einer gluͤcklichen
Stunde ſeines Kopfs, auswerfen wollte, und zu
ſich ſelbſt ſprach a): „wie aber, wenn wir dieſen
„Menſchen hinaus wuͤrfen, und alle Verſe weg-
„ſchnitten, die von ihm handeln; laß ſehen, ob wir
„nicht ernſthaft bleiben werden? nonne retinebi-
„mus animi gravitatem?
—„ Herrlicher Ein-
fall! „wer lachen will, ſoll in einer Satyre und
„Komoͤdie auftreten, nicht in einer Epopee — in
„gravi ridere, quis decere exiſtimat?
„ herrlicher
Einfall!

Jch thue es ungern, daß ich Hrn. Kl. epiſchen
Verboten ſo etwas Schuld geben muß; aber wie
kann ich anders? Er fuͤhrt ja Beiſpiele, wo kaum
das Wort Lachen im Texte Homers ſteht, ohne zu

unter-
a) p. 31.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0053" n="47"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Zweites Wa&#x0364;ldchen.</hi></fw><lb/>
nen der Ern&#x017F;t ha&#x0364;ßliche Falten in die Stirne geknif-<lb/>
fen, und die, wie der vortreffliche Hudibras &#x2014;</p><lb/>
          <cit>
            <quote>
              <lg type="poem">
                <l> <hi rendition="#aq">a Knight he was, who&#x017F;e very Sight wou&#x2019;d</hi> </l><lb/>
                <l> <hi rendition="#aq">Entitle him Mirrour of Knighthood</hi> </l><lb/>
                <l> <hi rendition="#aq">That neverbow&#x2019;d his &#x017F;tubborn Knee</hi> </l><lb/>
                <l> <hi rendition="#aq">To any Thing but Chivalry</hi> </l><lb/>
                <l> <hi rendition="#aq">His tawny Beard was th&#x2019; equal Grace</hi> </l><lb/>
                <l> <hi rendition="#aq">Both of his Wisdom and his Face &#x2014; &#x2014;</hi> </l>
              </lg>
            </quote>
          </cit><lb/>
          <p>Alsdenn, alsdenn wollen wir die&#x017F;e hochan&#x017F;ehn-<lb/>
lichen Per&#x017F;onen, die Ge&#x017F;cho&#x0364;pfe un&#x017F;rer Ehrbarkeit, mit<lb/>
dem zufriednen Blicke an&#x017F;ehen, als un&#x017F;er Homeri&#x017F;t,<lb/>
da er den Ther&#x017F;ites aus Homer, in einer glu&#x0364;cklichen<lb/>
Stunde &#x017F;eines Kopfs, auswerfen wollte, und zu<lb/>
&#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;t &#x017F;prach <note place="foot" n="a)"><hi rendition="#aq">p.</hi> 31.</note>: &#x201E;wie aber, wenn wir die&#x017F;en<lb/>
&#x201E;Men&#x017F;chen hinaus wu&#x0364;rfen, und alle Ver&#x017F;e weg-<lb/>
&#x201E;&#x017F;chnitten, die von ihm handeln; laß &#x017F;ehen, ob wir<lb/>
&#x201E;nicht ern&#x017F;thaft bleiben werden? <hi rendition="#aq">nonne retinebi-<lb/>
&#x201E;mus animi gravitatem?</hi> &#x2014;&#x201E; Herrlicher Ein-<lb/>
fall! &#x201E;wer lachen will, &#x017F;oll in einer Satyre und<lb/>
&#x201E;Komo&#x0364;die auftreten, nicht in einer Epopee &#x2014; <hi rendition="#aq">in<lb/>
&#x201E;gravi ridere, quis decere exi&#x017F;timat?</hi>&#x201E; herrlicher<lb/>
Einfall!</p><lb/>
          <p>Jch thue es ungern, daß ich Hrn. Kl. epi&#x017F;chen<lb/>
Verboten &#x017F;o etwas Schuld geben muß; aber wie<lb/>
kann ich anders? Er fu&#x0364;hrt ja Bei&#x017F;piele, wo kaum<lb/>
das Wort Lachen im Texte Homers &#x017F;teht, ohne zu<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">unter-</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[47/0053] Zweites Waͤldchen. nen der Ernſt haͤßliche Falten in die Stirne geknif- fen, und die, wie der vortreffliche Hudibras — a Knight he was, whoſe very Sight wou’d Entitle him Mirrour of Knighthood That neverbow’d his ſtubborn Knee To any Thing but Chivalry His tawny Beard was th’ equal Grace Both of his Wisdom and his Face — — Alsdenn, alsdenn wollen wir dieſe hochanſehn- lichen Perſonen, die Geſchoͤpfe unſrer Ehrbarkeit, mit dem zufriednen Blicke anſehen, als unſer Homeriſt, da er den Therſites aus Homer, in einer gluͤcklichen Stunde ſeines Kopfs, auswerfen wollte, und zu ſich ſelbſt ſprach a): „wie aber, wenn wir dieſen „Menſchen hinaus wuͤrfen, und alle Verſe weg- „ſchnitten, die von ihm handeln; laß ſehen, ob wir „nicht ernſthaft bleiben werden? nonne retinebi- „mus animi gravitatem? —„ Herrlicher Ein- fall! „wer lachen will, ſoll in einer Satyre und „Komoͤdie auftreten, nicht in einer Epopee — in „gravi ridere, quis decere exiſtimat?„ herrlicher Einfall! Jch thue es ungern, daß ich Hrn. Kl. epiſchen Verboten ſo etwas Schuld geben muß; aber wie kann ich anders? Er fuͤhrt ja Beiſpiele, wo kaum das Wort Lachen im Texte Homers ſteht, ohne zu unter- a) p. 31.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/herder_kritische02_1769
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/herder_kritische02_1769/53
Zitationshilfe: Herder, Johann Gottfried von: Kritische Wälder. Bd. 2. Riga, 1769, S. 47. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/herder_kritische02_1769/53>, abgerufen am 03.05.2024.