"Die Sache wird aus dem zweiten Buche erhel- "len -- --" Ob ich gleich meinen ernsthaften Autor sehr ehrerbietig, wie ein Dekret der Sor- bonne übersetze, und seinen Styl, der im vollen Monde gebildet worden,
-- -- for scull That's empty, when te Moon is full.
mit allen seinen Gelenken und Gliedern gern ganz liefre; so kann ich doch ein Paar Seiten a) über- springen, in denen er Homers Auftritt des Thersites vorbringt. Was Homer gesagt, ist mir was Al- tes, aber was darüber gesagt wird, etwas Neues. "Nun will ich nicht läugnen, daß Homer alles "gesammlet, was den Anblick des Menschen häß- "lich und lächerlich machen kann; und auch das "sehe ich leicht ein, warum Claudius Belurgerius "(v. Nic. Erythraei Pinacoth. p. 205. & Vincent. "Paravicini sing. Erud. Cent. III. n. 12. p. 150.) "sich an diesem Bilde des Thersites, von der Hand "eines geschickten Künstlers gemalt, so sehr ergötzet. "Jmmer aber wollen wir den Spruch Quintiliani "betrachten: Nihil potest placere, quod non decet, "zu Deutsch: Nichts kann gefallen, was nicht an- "ständig ist. Wenn dieser Mensch etwa in einer "Satyre, oder in einem andern Possengedichte auf- "träte: so würde er mich nicht wenig ergötzen,
und
a)p. 25. 26.
Erſtes Waͤldchen.
„Die Sache wird aus dem zweiten Buche erhel- „len — —„ Ob ich gleich meinen ernſthaften Autor ſehr ehrerbietig, wie ein Dekret der Sor- bonne uͤberſetze, und ſeinen Styl, der im vollen Monde gebildet worden,
— — for ſcull That’s empty, when te Moon is full.
mit allen ſeinen Gelenken und Gliedern gern ganz liefre; ſo kann ich doch ein Paar Seiten a) uͤber- ſpringen, in denen er Homers Auftritt des Therſites vorbringt. Was Homer geſagt, iſt mir was Al- tes, aber was daruͤber geſagt wird, etwas Neues. „Nun will ich nicht laͤugnen, daß Homer alles „geſammlet, was den Anblick des Menſchen haͤß- „lich und laͤcherlich machen kann; und auch das „ſehe ich leicht ein, warum Claudius Belurgerius „(v. Nic. Erythraei Pinacoth. p. 205. & Vincent. „Paravicini ſing. Erud. Cent. III. n. 12. p. 150.) „ſich an dieſem Bilde des Therſites, von der Hand „eines geſchickten Kuͤnſtlers gemalt, ſo ſehr ergoͤtzet. „Jmmer aber wollen wir den Spruch Quintiliani „betrachten: Nihil poteſt placere, quod non decet, „zu Deutſch: Nichts kann gefallen, was nicht an- „ſtaͤndig iſt. Wenn dieſer Menſch etwa in einer „Satyre, oder in einem andern Poſſengedichte auf- „traͤte: ſo wuͤrde er mich nicht wenig ergoͤtzen,
und
a)p. 25. 26.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0259"n="253"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Erſtes Waͤldchen.</hi></fw><lb/>„Die Sache wird aus dem zweiten Buche erhel-<lb/>„len ——„ Ob ich gleich meinen ernſthaften<lb/>
Autor ſehr ehrerbietig, wie ein Dekret der Sor-<lb/>
bonne uͤberſetze, und ſeinen Styl, der im vollen<lb/>
Monde gebildet worden,</p><lb/><cit><quote><lgtype="poem"><l><hirendition="#aq">—— for ſcull</hi></l><lb/><l><hirendition="#aq">That’s empty, when te Moon is full.</hi></l></lg></quote><bibl/></cit><lb/><p>mit allen ſeinen Gelenken und Gliedern gern ganz<lb/>
liefre; ſo kann ich doch ein Paar Seiten <noteplace="foot"n="a)"><hirendition="#aq">p.</hi> 25. 26.</note> uͤber-<lb/>ſpringen, in denen er Homers Auftritt des Therſites<lb/>
vorbringt. Was Homer geſagt, iſt mir was Al-<lb/>
tes, aber was daruͤber geſagt wird, etwas Neues.<lb/>„<hirendition="#fr">Nun will ich nicht laͤugnen,</hi> daß Homer alles<lb/>„geſammlet, was den Anblick des Menſchen haͤß-<lb/>„lich und <hirendition="#fr">laͤcherlich</hi> machen kann; und auch das<lb/>„<hirendition="#fr">ſehe ich leicht ein,</hi> warum <hirendition="#aq">Claudius Belurgerius<lb/>„(v. Nic. Erythraei Pinacoth. p. 205. & Vincent.<lb/>„Paravicini ſing. Erud. Cent. III. n. 12. p.</hi> 150.)<lb/>„ſich an dieſem Bilde des Therſites, von der Hand<lb/>„eines geſchickten Kuͤnſtlers gemalt, ſo ſehr ergoͤtzet.<lb/>„Jmmer aber wollen wir den Spruch <hirendition="#aq">Quintiliani</hi><lb/>„betrachten: <hirendition="#aq">Nihil poteſt placere, quod non decet,</hi><lb/>„zu Deutſch: Nichts kann gefallen, was nicht an-<lb/>„ſtaͤndig iſt. Wenn dieſer Menſch etwa in einer<lb/>„Satyre, oder in einem andern Poſſengedichte auf-<lb/>„traͤte: ſo wuͤrde er <hirendition="#fr">mich</hi> nicht wenig ergoͤtzen,<lb/><fwplace="bottom"type="catch">und</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[253/0259]
Erſtes Waͤldchen.
„Die Sache wird aus dem zweiten Buche erhel-
„len — —„ Ob ich gleich meinen ernſthaften
Autor ſehr ehrerbietig, wie ein Dekret der Sor-
bonne uͤberſetze, und ſeinen Styl, der im vollen
Monde gebildet worden,
— — for ſcull
That’s empty, when te Moon is full.
mit allen ſeinen Gelenken und Gliedern gern ganz
liefre; ſo kann ich doch ein Paar Seiten a) uͤber-
ſpringen, in denen er Homers Auftritt des Therſites
vorbringt. Was Homer geſagt, iſt mir was Al-
tes, aber was daruͤber geſagt wird, etwas Neues.
„Nun will ich nicht laͤugnen, daß Homer alles
„geſammlet, was den Anblick des Menſchen haͤß-
„lich und laͤcherlich machen kann; und auch das
„ſehe ich leicht ein, warum Claudius Belurgerius
„(v. Nic. Erythraei Pinacoth. p. 205. & Vincent.
„Paravicini ſing. Erud. Cent. III. n. 12. p. 150.)
„ſich an dieſem Bilde des Therſites, von der Hand
„eines geſchickten Kuͤnſtlers gemalt, ſo ſehr ergoͤtzet.
„Jmmer aber wollen wir den Spruch Quintiliani
„betrachten: Nihil poteſt placere, quod non decet,
„zu Deutſch: Nichts kann gefallen, was nicht an-
„ſtaͤndig iſt. Wenn dieſer Menſch etwa in einer
„Satyre, oder in einem andern Poſſengedichte auf-
„traͤte: ſo wuͤrde er mich nicht wenig ergoͤtzen,
und
a) p. 25. 26.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
[Herder, Johann Gottfried von]: Kritische Wälder. Bd. 1. [Riga], 1769, S. 253. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/herder_kritische01_1769/259>, abgerufen am 17.02.2025.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
(Kontakt).
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2025. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.