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Herder, Johann Gottfried von: Briefe zu Beförderung der Humanität. Bd. 9. Riga, 1797.

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vorsetzlich sich selbst verblendet habe? Es ist
nicht wahr, sag' ich, aus keinem andern Grund-
de, als weil es nicht möglich ist. Was wol-
len sie denn also mit ihrem Vorwurfe muth-
williger Verstockung, geflissentlicher Verhär-
tung, mit Vorbedacht gemachter Plane, Lü-
gen auszustaffiren, die man Lügen zu seyn
weiß? Was wollen sie damit? *) Was an-
ders, als -- -- Weil ich auch ihnen diese
Wahrheit muß zu gute kommen lassen, weil
ich auch von ihnen glauben muß, daß sie
vorsetzlich und wissentlich kein falsches verleum-
derisches Urtheil fällen können: so schweige ich
und enthalte mich alles Wiederscheltens.

*) Daß es leichtsinnige so wie muthwillige
Verblendungen aus gewohnten Vorurtheilen,
ja aus mancherlei Leidenschaften einen bittern
Haß gegen die Wahrheit, oder gegen ernste
Untersuchungen der Wahrheit nicht nur ge-
ben könne, sondern wirklich gebe, hat L. nicht
läugnen wollen, und auf seinem Lebenswege
selbst erfahren.
A. d. H.

vorſetzlich ſich ſelbſt verblendet habe? Es iſt
nicht wahr, ſag' ich, aus keinem andern Grund-
de, als weil es nicht moͤglich iſt. Was wol-
len ſie denn alſo mit ihrem Vorwurfe muth-
williger Verſtockung, gefliſſentlicher Verhaͤr-
tung, mit Vorbedacht gemachter Plane, Luͤ-
gen auszuſtaffiren, die man Luͤgen zu ſeyn
weiß? Was wollen ſie damit? *) Was an-
ders, als — — Weil ich auch ihnen dieſe
Wahrheit muß zu gute kommen laſſen, weil
ich auch von ihnen glauben muß, daß ſie
vorſetzlich und wiſſentlich kein falſches verleum-
deriſches Urtheil faͤllen koͤnnen: ſo ſchweige ich
und enthalte mich alles Wiederſcheltens.

*) Daß es leichtſinnige ſo wie muthwillige
Verblendungen aus gewohnten Vorurtheilen,
ja aus mancherlei Leidenſchaften einen bittern
Haß gegen die Wahrheit, oder gegen ernſte
Unterſuchungen der Wahrheit nicht nur ge-
ben koͤnne, ſondern wirklich gebe, hat L. nicht
laͤugnen wollen, und auf ſeinem Lebenswege
ſelbſt erfahren.
A. d. H.
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[142/0149] vorſetzlich ſich ſelbſt verblendet habe? Es iſt nicht wahr, ſag' ich, aus keinem andern Grund- de, als weil es nicht moͤglich iſt. Was wol- len ſie denn alſo mit ihrem Vorwurfe muth- williger Verſtockung, gefliſſentlicher Verhaͤr- tung, mit Vorbedacht gemachter Plane, Luͤ- gen auszuſtaffiren, die man Luͤgen zu ſeyn weiß? Was wollen ſie damit? *) Was an- ders, als — — Weil ich auch ihnen dieſe Wahrheit muß zu gute kommen laſſen, weil ich auch von ihnen glauben muß, daß ſie vorſetzlich und wiſſentlich kein falſches verleum- deriſches Urtheil faͤllen koͤnnen: ſo ſchweige ich und enthalte mich alles Wiederſcheltens. *) Daß es leichtſinnige ſo wie muthwillige Verblendungen aus gewohnten Vorurtheilen, ja aus mancherlei Leidenſchaften einen bittern Haß gegen die Wahrheit, oder gegen ernſte Unterſuchungen der Wahrheit nicht nur ge- ben koͤnne, ſondern wirklich gebe, hat L. nicht laͤugnen wollen, und auf ſeinem Lebenswege ſelbſt erfahren. A. d. H.

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Zitationshilfe: Herder, Johann Gottfried von: Briefe zu Beförderung der Humanität. Bd. 9. Riga, 1797, S. 142. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/herder_humanitaet09_1797/149>, abgerufen am 22.11.2024.