Herder, Johann Gottfried von: Briefe zu Beförderung der Humanität. Bd. 8. Riga, 1796.er freilich abwechselnder worden; er hätte Zuerst versuchten wir dieses lyrisch; er freilich abwechſelnder worden; er haͤtte Zuerſt verſuchten wir dieſes lyriſch; <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0157" n="138"/> er freilich abwechſelnder worden; er haͤtte<lb/> uns aber auch auf den Irrweg aller der<lb/> Nationen gefuͤhrt, die bis auf den heuti-<lb/> gen Tag noch keine echte Quantitaͤt der<lb/> Sylben haben. Unſre Sprache <hi rendition="#g">gebietet</hi><lb/> gleichſam Form, mehr als irgend eine<lb/> andre; die Franzoͤſiſche, die Engliſche Spra-<lb/> che ſind, mit ihr verglichen, in der Poeſie<lb/> Formlos: denn nur Willkuͤhr und Ueber-<lb/> einkunft hat bei ihnen hier dieſe Art des<lb/> Reims, dort jene Regel des Geſchmacks<lb/> feſtgeſtellt, die der Sprache ſelbſt nach un-<lb/> beſtimmt waren. Unſre Sprache ſtrebt der<lb/> ſchwerſten, zugleich aber auch der ſchoͤnſten<lb/> und beſtimmteſten Form nach, der <hi rendition="#g">Form<lb/> der Alten</hi>.</p><lb/> <p>Zuerſt verſuchten wir dieſes lyriſch;<lb/> wer iſt, der eine Ode <hi rendition="#g">Uz</hi>, <hi rendition="#g">Klopſtocks</hi>,<lb/><hi rendition="#g">Ramlers</hi> Formlos nennen doͤrfte? Der<lb/> letzgenannte Dichter hat in dem, was Form<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [138/0157]
er freilich abwechſelnder worden; er haͤtte
uns aber auch auf den Irrweg aller der
Nationen gefuͤhrt, die bis auf den heuti-
gen Tag noch keine echte Quantitaͤt der
Sylben haben. Unſre Sprache gebietet
gleichſam Form, mehr als irgend eine
andre; die Franzoͤſiſche, die Engliſche Spra-
che ſind, mit ihr verglichen, in der Poeſie
Formlos: denn nur Willkuͤhr und Ueber-
einkunft hat bei ihnen hier dieſe Art des
Reims, dort jene Regel des Geſchmacks
feſtgeſtellt, die der Sprache ſelbſt nach un-
beſtimmt waren. Unſre Sprache ſtrebt der
ſchwerſten, zugleich aber auch der ſchoͤnſten
und beſtimmteſten Form nach, der Form
der Alten.
Zuerſt verſuchten wir dieſes lyriſch;
wer iſt, der eine Ode Uz, Klopſtocks,
Ramlers Formlos nennen doͤrfte? Der
letzgenannte Dichter hat in dem, was Form
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |