Um hieher zu gelangen, welchen langen Weg hatte das Melodrama zurückgelegt, seit es in rauhen Provenzalischen Canzo- nen nach Italien gekommen und von um- herziehenden Minstrels mit einer Art thea- tralischen Vorstellung verbunden hie und da gespielt war! Durch Maitänze, (Mag- giolate)Carnevalesken, Chöre mit Zwi- schenspielen u. f. hatte es einen beschwer- lichen Weg nehmen müssen, bis es unter der Beihülfe vieler fremden Künstler, Fran- zosen, Spanier, Niederländer, Deutscher, nur zu einiger Regelmäßigkeit gelangte. Italienische Fürsten, die Pracht und Ver- gnügen liebten, hatten ihm dazu Raum und Kosten verschafft; der Geschmack der Nation in beiden Geschlechtern hatte es mit Freude empfangen; Florenz insonder- heit hatte ihm zuerst seine glänzende Ge- stalt gegeben. Unwissend hatten, von
Um hieher zu gelangen, welchen langen Weg hatte das Melodrama zuruͤckgelegt, ſeit es in rauhen Provenzaliſchen Canzo- nen nach Italien gekommen und von um- herziehenden Minſtrels mit einer Art thea- traliſchen Vorſtellung verbunden hie und da geſpielt war! Durch Maitaͤnze, (Mag- giolate)Carnevaleſken, Choͤre mit Zwi- ſchenſpielen u. f. hatte es einen beſchwer- lichen Weg nehmen muͤſſen, bis es unter der Beihuͤlfe vieler fremden Kuͤnſtler, Fran- zoſen, Spanier, Niederlaͤnder, Deutſcher, nur zu einiger Regelmaͤßigkeit gelangte. Italieniſche Fuͤrſten, die Pracht und Ver- gnuͤgen liebten, hatten ihm dazu Raum und Koſten verſchafft; der Geſchmack der Nation in beiden Geſchlechtern hatte es mit Freude empfangen; Florenz inſonder- heit hatte ihm zuerſt ſeine glaͤnzende Ge- ſtalt gegeben. Unwiſſend hatten, von
<TEI><text><body><divn="1"><pbfacs="#f0136"n="119"/><p>Um hieher zu gelangen, welchen langen<lb/>
Weg hatte das Melodrama zuruͤckgelegt,<lb/>ſeit es in rauhen Provenzaliſchen Canzo-<lb/>
nen nach Italien gekommen und von um-<lb/>
herziehenden Minſtrels mit einer Art thea-<lb/>
traliſchen Vorſtellung verbunden hie und<lb/>
da geſpielt war! Durch <hirendition="#g">Maitaͤnze</hi>, <hirendition="#aq">(Mag-<lb/>
giolate)</hi><hirendition="#g">Carnevaleſken</hi>, Choͤre mit Zwi-<lb/>ſchenſpielen u. f. hatte es einen beſchwer-<lb/>
lichen Weg nehmen muͤſſen, bis es unter<lb/>
der Beihuͤlfe vieler fremden Kuͤnſtler, Fran-<lb/>
zoſen, Spanier, Niederlaͤnder, Deutſcher,<lb/>
nur zu einiger Regelmaͤßigkeit gelangte.<lb/>
Italieniſche Fuͤrſten, die Pracht und Ver-<lb/>
gnuͤgen liebten, hatten ihm dazu Raum<lb/>
und Koſten verſchafft; der Geſchmack der<lb/>
Nation in beiden Geſchlechtern hatte es<lb/>
mit Freude empfangen; Florenz inſonder-<lb/>
heit hatte ihm zuerſt ſeine glaͤnzende Ge-<lb/>ſtalt gegeben. Unwiſſend hatten, von<lb/></p></div></body></text></TEI>
[119/0136]
Um hieher zu gelangen, welchen langen
Weg hatte das Melodrama zuruͤckgelegt,
ſeit es in rauhen Provenzaliſchen Canzo-
nen nach Italien gekommen und von um-
herziehenden Minſtrels mit einer Art thea-
traliſchen Vorſtellung verbunden hie und
da geſpielt war! Durch Maitaͤnze, (Mag-
giolate) Carnevaleſken, Choͤre mit Zwi-
ſchenſpielen u. f. hatte es einen beſchwer-
lichen Weg nehmen muͤſſen, bis es unter
der Beihuͤlfe vieler fremden Kuͤnſtler, Fran-
zoſen, Spanier, Niederlaͤnder, Deutſcher,
nur zu einiger Regelmaͤßigkeit gelangte.
Italieniſche Fuͤrſten, die Pracht und Ver-
gnuͤgen liebten, hatten ihm dazu Raum
und Koſten verſchafft; der Geſchmack der
Nation in beiden Geſchlechtern hatte es
mit Freude empfangen; Florenz inſonder-
heit hatte ihm zuerſt ſeine glaͤnzende Ge-
ſtalt gegeben. Unwiſſend hatten, von
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Herder, Johann Gottfried von: Briefe zu Beförderung der Humanität. Bd. 7. Riga, 1796, S. 119. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/herder_humanitaet07_1796/136>, abgerufen am 27.07.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.