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Herder, Johann Gottfried von: Briefe zu Beförderung der Humanität. Bd. 6. Riga, 1795.

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recht zu thun. Wir erfahren in uns
die Freiheit, nach dieser Foderung zu
handeln. Von diesen beiden Thatsachen
können wir sicher ausgehn und sicher
schließen: wir sind moralischen Ur-
sprungs. Ein höchstes moralisches We-
sen hat dies Gesetz und diese Freiheit in
uns gelegt; unsre Bestimmung ist mora-
lisch, selbstverdiente Glückseligkeit.
Wer mir in meinen letzten Augenblicken
noch eine gute Handlung vorzuschlagen
hat, dem will ich danken, sagte Kant
zu seinem ihn besuchenden Freunde.

Unnennbar schön und nützlich wäre es
gewesen, wenn diese reine Absicht Kants
von allen seinen Schülern, (von den Bes-
sern und Beßten ists geschehen) erkannt
und angewandt worden wäre. Das Salz,
womit er unsern Verstand und unsre Ver-
nunft abreibend geschärft und geläutert

recht zu thun. Wir erfahren in uns
die Freiheit, nach dieſer Foderung zu
handeln. Von dieſen beiden Thatſachen
koͤnnen wir ſicher ausgehn und ſicher
ſchließen: wir ſind moraliſchen Ur-
ſprungs. Ein hoͤchſtes moraliſches We-
ſen hat dies Geſetz und dieſe Freiheit in
uns gelegt; unſre Beſtimmung iſt mora-
liſch, ſelbſtverdiente Gluͤckſeligkeit.
Wer mir in meinen letzten Augenblicken
noch eine gute Handlung vorzuſchlagen
hat, dem will ich danken, ſagte Kant
zu ſeinem ihn beſuchenden Freunde.

Unnennbar ſchoͤn und nuͤtzlich waͤre es
geweſen, wenn dieſe reine Abſicht Kants
von allen ſeinen Schuͤlern, (von den Beſ-
ſern und Beßten iſts geſchehen) erkannt
und angewandt worden waͤre. Das Salz,
womit er unſern Verſtand und unſre Ver-
nunft abreibend geſchaͤrft und gelaͤutert

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[171/0186] recht zu thun. Wir erfahren in uns die Freiheit, nach dieſer Foderung zu handeln. Von dieſen beiden Thatſachen koͤnnen wir ſicher ausgehn und ſicher ſchließen: wir ſind moraliſchen Ur- ſprungs. Ein hoͤchſtes moraliſches We- ſen hat dies Geſetz und dieſe Freiheit in uns gelegt; unſre Beſtimmung iſt mora- liſch, ſelbſtverdiente Gluͤckſeligkeit. Wer mir in meinen letzten Augenblicken noch eine gute Handlung vorzuſchlagen hat, dem will ich danken, ſagte Kant zu ſeinem ihn beſuchenden Freunde. Unnennbar ſchoͤn und nuͤtzlich waͤre es geweſen, wenn dieſe reine Abſicht Kants von allen ſeinen Schuͤlern, (von den Beſ- ſern und Beßten iſts geſchehen) erkannt und angewandt worden waͤre. Das Salz, womit er unſern Verſtand und unſre Ver- nunft abreibend geſchaͤrft und gelaͤutert

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Zitationshilfe: Herder, Johann Gottfried von: Briefe zu Beförderung der Humanität. Bd. 6. Riga, 1795, S. 171. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/herder_humanitaet06_1795/186>, abgerufen am 24.11.2024.