Herder, Johann Gottfried von: Ideen zur Philosophie der Geschichte der Menschheit. Bd. 2. Riga u. a., 1785.vertheilte? Die Klage wäre müßig und ungerecht: denn sie Ueberdem ist die Ungleichheit der Menschen von Natur daß Jdeen, II. Th. K k
vertheilte? Die Klage waͤre muͤßig und ungerecht: denn ſie Ueberdem iſt die Ungleichheit der Menſchen von Natur daß Jdeen, II. Th. K k
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vertheilte? Die Klage waͤre muͤßig und ungerecht: denn ſie
iſt der augenſcheinlichen Abſicht unſres Geſchlechts entgegen.
Sollte die Erde bewohnbar werden: ſo mußten Berge auf ihr
ſeyn und auf dem Ruͤcken derſelben harte Bergvoͤlker leben.
Wenn dieſe ſich nun niedergoßen und die uͤppige Ebne unter-
jochten; ſo war die uͤppige Ebne auch meiſtens dieſer Unter-
jochung werth: denn warum ließ ſie ſich unterjochen? warum
erſchlaffte ſie an den Bruͤſten der Natur in kindiſcher Ueppig-
keit und Thorheit? Man kann es als einen Grundſatz der
Geſchichte annehmen, daß kein Volk unterdruͤckt wird, als das
ſich unterdruͤcken laſſen will, das alſo der Sklaverei werth iſt.
Nur der Feige iſt ein gebohrner Knecht; nur der Dumme iſt
von der Natur beſtimmt, einem Kluͤgern zu dienen; alsdenn
iſt ihm auch wohl auf ſeiner Stelle und er waͤre ungluͤcklich,
wenn er befehlen ſollte.
Ueberdem iſt die Ungleichheit der Menſchen von Natur
nicht ſo groß, als ſie durch die Erziehung wird, wie die Be-
ſchaffenheit eines und deſſelben Volks unter ſeinen mancherlei
Regierungsarten zeiget. Das edelſte Volk verliert unter dem
Joch des Deſpotismus in kurzer Zeit ſeinen Adel: das Mark
in ſeinen Gebeinen wird ihm zertreten und da ſeine feinſten und
ſchoͤnſten Gaben zur Luͤge und zum Betrug, zur kriechenden
Sklaverei und Ueppigkeit gemißbraucht werden; was Wunder,
daß
Jdeen, II. Th. K k
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