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Herder, Johann Gottfried von: Ideen zur Philosophie der Geschichte der Menschheit. Bd. 2. Riga u. a., 1785.

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Naturbeschreiber und Aerzte sind hier physicians, Schüler
der Natur und des Philosophen Lehrer; denen wir schon man-
chen Beytrag einzelner Gegenden zur allgemeinen Lehre der
Klimate und ihrer Einwirkung auf den Menschen auch für die
Nachwelt zu danken haben. -- Da hier aber von keinen
speciellen Bemerkungen die Rede seyn kann: so wollen wir
nur in einigen allgemeinen Anmerkungen unsern Gang ver-
folgen.

1. Da unsre Erde eine Kugel und das veste Land
ein Gebürge über dem Meer ist: so wird durch vieler-
lei Ursachen auf ihr eine klimatische Gemeinschaft be-
fördert, die zum Leben der Lebendigen gehöret.
Nicht
nur Tag und Nacht und der Reihentanz abwechselnder Jahrs-
zeiten verändern das Klima eines jeden Erdstrichs periodisch:
sondern der Streit der Elemente, die Gegenwirkung der Erde
und des Meers, die Lage der Berge und Ebnen, die periodi-
schen Winde, die aus der Bewegung der Kugel, aus der Ver-
änderung der Jahres- und Tageszeiten und aus so viel klei-
nern Ursachen entspringen, unterhalten diese Gesundheitbrin-
gende Vermählung der Elemente, ohne welche alles in
Schlummer und Verwesung sänke. Es ist Eine Atmosphäre,
die uns umgiebt, Ein Elektrisches Meer, in dem wir leben;
beide aber (und wahrscheinlich der magnetische Strom mit

ihnen)
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Naturbeſchreiber und Aerzte ſind hier phyſicians, Schuͤler
der Natur und des Philoſophen Lehrer; denen wir ſchon man-
chen Beytrag einzelner Gegenden zur allgemeinen Lehre der
Klimate und ihrer Einwirkung auf den Menſchen auch fuͤr die
Nachwelt zu danken haben. — Da hier aber von keinen
ſpeciellen Bemerkungen die Rede ſeyn kann: ſo wollen wir
nur in einigen allgemeinen Anmerkungen unſern Gang ver-
folgen.

1. Da unſre Erde eine Kugel und das veſte Land
ein Gebuͤrge uͤber dem Meer iſt: ſo wird durch vieler-
lei Urſachen auf ihr eine klimatiſche Gemeinſchaft be-
foͤrdert, die zum Leben der Lebendigen gehoͤret.
Nicht
nur Tag und Nacht und der Reihentanz abwechſelnder Jahrs-
zeiten veraͤndern das Klima eines jeden Erdſtrichs periodiſch:
ſondern der Streit der Elemente, die Gegenwirkung der Erde
und des Meers, die Lage der Berge und Ebnen, die periodi-
ſchen Winde, die aus der Bewegung der Kugel, aus der Ver-
aͤnderung der Jahres- und Tageszeiten und aus ſo viel klei-
nern Urſachen entſpringen, unterhalten dieſe Geſundheitbrin-
gende Vermaͤhlung der Elemente, ohne welche alles in
Schlummer und Verweſung ſaͤnke. Es iſt Eine Atmoſphaͤre,
die uns umgiebt, Ein Elektriſches Meer, in dem wir leben;
beide aber (und wahrſcheinlich der magnetiſche Strom mit

ihnen)
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[99/0111] Naturbeſchreiber und Aerzte ſind hier phyſicians, Schuͤler der Natur und des Philoſophen Lehrer; denen wir ſchon man- chen Beytrag einzelner Gegenden zur allgemeinen Lehre der Klimate und ihrer Einwirkung auf den Menſchen auch fuͤr die Nachwelt zu danken haben. — Da hier aber von keinen ſpeciellen Bemerkungen die Rede ſeyn kann: ſo wollen wir nur in einigen allgemeinen Anmerkungen unſern Gang ver- folgen. 1. Da unſre Erde eine Kugel und das veſte Land ein Gebuͤrge uͤber dem Meer iſt: ſo wird durch vieler- lei Urſachen auf ihr eine klimatiſche Gemeinſchaft be- foͤrdert, die zum Leben der Lebendigen gehoͤret. Nicht nur Tag und Nacht und der Reihentanz abwechſelnder Jahrs- zeiten veraͤndern das Klima eines jeden Erdſtrichs periodiſch: ſondern der Streit der Elemente, die Gegenwirkung der Erde und des Meers, die Lage der Berge und Ebnen, die periodi- ſchen Winde, die aus der Bewegung der Kugel, aus der Ver- aͤnderung der Jahres- und Tageszeiten und aus ſo viel klei- nern Urſachen entſpringen, unterhalten dieſe Geſundheitbrin- gende Vermaͤhlung der Elemente, ohne welche alles in Schlummer und Verweſung ſaͤnke. Es iſt Eine Atmoſphaͤre, die uns umgiebt, Ein Elektriſches Meer, in dem wir leben; beide aber (und wahrſcheinlich der magnetiſche Strom mit ihnen) N 2

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Zitationshilfe: Herder, Johann Gottfried von: Ideen zur Philosophie der Geschichte der Menschheit. Bd. 2. Riga u. a., 1785, S. 99. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/herder_geschichte02_1785/111>, abgerufen am 02.05.2024.