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Herder, Johann Gottfried von: Ideen zur Philosophie der Geschichte der Menschheit. Bd. 1. Riga u. a., 1784.

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die Ströme mußten den Grund der Erde entblößen und ihm
ihre Schätze zeigen. Auch die rohesten Nationen haben die
Nützlichkeit des Kupfers erkannt, und der Gebrauch des Ei-
sens, das mit seinen magnetischen Kräften den ganzen Erd-
körper zu regieren scheinet, hat unser Geschlecht beinah allein
von einer Stufe der Lebensart zur andern erhoben. Wenn
der Mensch sein Wohnhaus nützen sollte: so mußte ers auch
kennen lernen; und unsre Meisterin hat die Schranken enge
gnug bestimmt, in denen wir ihr nachforschen, nachschaffen,
bilden und verwandeln können.

Jndessen ists wahr, daß wir vorzüglich bestimmt sind,
auf der Oberfläche unsrer Erde als Würmer umherzukrie-
chen, uns anzubauen und auf ihr unser kurzes Leben zu durch-
leben. Wie klein der große Mensch im Gebiet der Natur
sei, sehen wir aus der dünnen Schichte der fruchtbaren Erde,
die doch eigentlich allein sein Reich ist. Einige Schuhe tie-
fer, und er gräbt Sachen hervor, auf denen nichts wächset,
und die Jahre und Jahrszeiten erfodern, damit auf ihnen
nur schlechtes Gras gedeihe. Tiefer hinab: und er findet
oft, wo er sie nicht suchte, seine fruchtbare Erde wieder, die
einst die Oberfläche der Welt war; die wandelnde Natur
hat sie in ihren fortgehenden Perioden nicht geschonet. Mu-
scheln und Schnecken liegen auf den Bergen; Fische und

Land-

die Stroͤme mußten den Grund der Erde entbloͤßen und ihm
ihre Schaͤtze zeigen. Auch die roheſten Nationen haben die
Nuͤtzlichkeit des Kupfers erkannt, und der Gebrauch des Ei-
ſens, das mit ſeinen magnetiſchen Kraͤften den ganzen Erd-
koͤrper zu regieren ſcheinet, hat unſer Geſchlecht beinah allein
von einer Stufe der Lebensart zur andern erhoben. Wenn
der Menſch ſein Wohnhaus nuͤtzen ſollte: ſo mußte ers auch
kennen lernen; und unſre Meiſterin hat die Schranken enge
gnug beſtimmt, in denen wir ihr nachforſchen, nachſchaffen,
bilden und verwandeln koͤnnen.

Jndeſſen iſts wahr, daß wir vorzuͤglich beſtimmt ſind,
auf der Oberflaͤche unſrer Erde als Wuͤrmer umherzukrie-
chen, uns anzubauen und auf ihr unſer kurzes Leben zu durch-
leben. Wie klein der große Menſch im Gebiet der Natur
ſei, ſehen wir aus der duͤnnen Schichte der fruchtbaren Erde,
die doch eigentlich allein ſein Reich iſt. Einige Schuhe tie-
fer, und er graͤbt Sachen hervor, auf denen nichts waͤchſet,
und die Jahre und Jahrszeiten erfodern, damit auf ihnen
nur ſchlechtes Gras gedeihe. Tiefer hinab: und er findet
oft, wo er ſie nicht ſuchte, ſeine fruchtbare Erde wieder, die
einſt die Oberflaͤche der Welt war; die wandelnde Natur
hat ſie in ihren fortgehenden Perioden nicht geſchonet. Mu-
ſcheln und Schnecken liegen auf den Bergen; Fiſche und

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[64/0086] die Stroͤme mußten den Grund der Erde entbloͤßen und ihm ihre Schaͤtze zeigen. Auch die roheſten Nationen haben die Nuͤtzlichkeit des Kupfers erkannt, und der Gebrauch des Ei- ſens, das mit ſeinen magnetiſchen Kraͤften den ganzen Erd- koͤrper zu regieren ſcheinet, hat unſer Geſchlecht beinah allein von einer Stufe der Lebensart zur andern erhoben. Wenn der Menſch ſein Wohnhaus nuͤtzen ſollte: ſo mußte ers auch kennen lernen; und unſre Meiſterin hat die Schranken enge gnug beſtimmt, in denen wir ihr nachforſchen, nachſchaffen, bilden und verwandeln koͤnnen. Jndeſſen iſts wahr, daß wir vorzuͤglich beſtimmt ſind, auf der Oberflaͤche unſrer Erde als Wuͤrmer umherzukrie- chen, uns anzubauen und auf ihr unſer kurzes Leben zu durch- leben. Wie klein der große Menſch im Gebiet der Natur ſei, ſehen wir aus der duͤnnen Schichte der fruchtbaren Erde, die doch eigentlich allein ſein Reich iſt. Einige Schuhe tie- fer, und er graͤbt Sachen hervor, auf denen nichts waͤchſet, und die Jahre und Jahrszeiten erfodern, damit auf ihnen nur ſchlechtes Gras gedeihe. Tiefer hinab: und er findet oft, wo er ſie nicht ſuchte, ſeine fruchtbare Erde wieder, die einſt die Oberflaͤche der Welt war; die wandelnde Natur hat ſie in ihren fortgehenden Perioden nicht geſchonet. Mu- ſcheln und Schnecken liegen auf den Bergen; Fiſche und Land-

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Zitationshilfe: Herder, Johann Gottfried von: Ideen zur Philosophie der Geschichte der Menschheit. Bd. 1. Riga u. a., 1784, S. 64. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/herder_geschichte01_1784/86>, abgerufen am 25.11.2024.