Herder, Johann Gottfried von: Von Deutscher Art und Kunst. Hamburg, 1773.ein Satz, der eben so gut als alles vorherge- fahren
ein Satz, der eben ſo gut als alles vorherge- fahren
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0152" n="148"/> ein Satz, der eben ſo gut als alles vorherge-<lb/> hende zu beweiſen ſtuͤnde. Brunelliſcht und<lb/> Buonarotti wolten der groſſen Kuppel zu<lb/> Rom und Florenz mit verhaͤltnißmaͤſſigen<lb/> Laternen, die nach ihrem Tode auch wuͤrklich<lb/> noch aufgefuͤhrt worden ſind, mehr Licht ge-<lb/> ben. Vaſari ſchreibt in Brunelliſchi’s Le-<lb/> ben, dieſer Baumeiſter habe in ſeinem letzten<lb/> Willen verordnet, man ſolle die Laternen des<lb/> Doms in Florenz vollenden, oder das ganze<lb/> Gebaͤude zu Grunde richten. Denn da das<lb/> Gewoͤlbe ſpitzig, ſo ſey es ſchlechterdings noͤ-<lb/> thig, daß noch eine Laſt daruͤber aufgefuͤhrt<lb/> werde, wodurch es ſeine Veſtigkeit erhalte.<lb/> Darauf gruͤndet ſich das Vorurtheil das<lb/> einige haben, daß die Laſt der Laterne die<lb/> Veſtigkeit der Kuppel verſtaͤrke, Die drey<lb/> Mathematiker aber, welche uͤber die Kuppel<lb/> der Peterskirche geſchrieben haben, haben<lb/> bereits bemerkt, es ſey eine ausgemachte<lb/> Wahrheit, daß die Laternen in allen Arten<lb/> von Kuppeln den Seitendruck und folglich die<lb/> Gefahr des Einſturzes betraͤchtlich vermeh-<lb/> ren. Aus der Erfahrung wiſſen wir auch,<lb/> wie die Kuppel zu Florenz und die uͤber der<lb/> Peterskirche ſchon wuͤrklich gelitten haben,<lb/> imgleichen wie noch zwoͤlf andre Kuppeln in<lb/> Rom von der Laſt der Laternen beſchaͤdigt<lb/> worden ſind; da man hingegen doch nicht er-<lb/> <fw place="bottom" type="catch">fahren</fw><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [148/0152]
ein Satz, der eben ſo gut als alles vorherge-
hende zu beweiſen ſtuͤnde. Brunelliſcht und
Buonarotti wolten der groſſen Kuppel zu
Rom und Florenz mit verhaͤltnißmaͤſſigen
Laternen, die nach ihrem Tode auch wuͤrklich
noch aufgefuͤhrt worden ſind, mehr Licht ge-
ben. Vaſari ſchreibt in Brunelliſchi’s Le-
ben, dieſer Baumeiſter habe in ſeinem letzten
Willen verordnet, man ſolle die Laternen des
Doms in Florenz vollenden, oder das ganze
Gebaͤude zu Grunde richten. Denn da das
Gewoͤlbe ſpitzig, ſo ſey es ſchlechterdings noͤ-
thig, daß noch eine Laſt daruͤber aufgefuͤhrt
werde, wodurch es ſeine Veſtigkeit erhalte.
Darauf gruͤndet ſich das Vorurtheil das
einige haben, daß die Laſt der Laterne die
Veſtigkeit der Kuppel verſtaͤrke, Die drey
Mathematiker aber, welche uͤber die Kuppel
der Peterskirche geſchrieben haben, haben
bereits bemerkt, es ſey eine ausgemachte
Wahrheit, daß die Laternen in allen Arten
von Kuppeln den Seitendruck und folglich die
Gefahr des Einſturzes betraͤchtlich vermeh-
ren. Aus der Erfahrung wiſſen wir auch,
wie die Kuppel zu Florenz und die uͤber der
Peterskirche ſchon wuͤrklich gelitten haben,
imgleichen wie noch zwoͤlf andre Kuppeln in
Rom von der Laſt der Laternen beſchaͤdigt
worden ſind; da man hingegen doch nicht er-
fahren
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