Herder, Johann Gottfried von: Von Deutscher Art und Kunst. Hamburg, 1773.fahren hat, daß die Kuppel von St. Peter rechte K 3
fahren hat, daß die Kuppel von St. Peter rechte K 3
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0153" n="149"/> fahren hat, daß die Kuppel von St. Peter<lb/> in Montorio, worauf Bramantes keine La-<lb/> terne geſetzt, irgend etwas gelitten habe.<lb/> Aepinus hat in den Schriften der berliniſchen<lb/> Akademie der Wiſſenſchaften von 1755. die<lb/> vortheilhafteſte Figur einer Unterlage, welche<lb/> ſich auswaͤrts mit einer geraden Linie endigt,<lb/> beſtimmt, und bey dieſer Gelegenheit die<lb/> Grundſaͤtze angegeben, woraus ſich erweiſen<lb/> laͤßt, daß <hi rendition="#fr">Michael Angelo</hi> der Kuppel auf<lb/> der Peterskirche dadurch eine groſſe Feſtig-<lb/> keit verſchaft, daß er ſie auf eine Atticke ge-<lb/> ſtuͤtzt, die Atticke aber auf ein weites ausge-<lb/> dehntes Gewoͤlbe, welches auf einer noch<lb/> groͤſſern Baſe ruht, und 16 Widerlagen,<lb/> jede aus 2 Saͤulen, hat. Ja es erhellet,<lb/> daß dieſe Feſtigkeit viel groͤſſer iſt, als bey<lb/> irgend einer gothiſchen Kuppel. Denn da<lb/> die gothiſchen Kuppeln mehr als die auf<lb/> St. Peter beſchwert ſind, dabey aber weder<lb/> Flanken noch Wiederlagen haben, und ſich<lb/> gegen die Grundflaͤche zu mehr einwaͤrts ge-<lb/> ben: ſo darf man ſich gar nicht wundern, daß<lb/> dieſe Kuppeln viele Riſſe haben, wovon<lb/> manche durch viele aͤuſſere Steine von der<lb/> Hoͤhe in die Tiefe gehn, daß ſelbſt einige<lb/> Steine in kleine waagrechte Stuͤcke zerbro-<lb/> chen ſind, und daß bisweilen gegen den dritten<lb/> Theil der gothiſchen Boͤgen, wo der waag-<lb/> <fw place="bottom" type="sig">K 3</fw><fw place="bottom" type="catch">rechte</fw><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [149/0153]
fahren hat, daß die Kuppel von St. Peter
in Montorio, worauf Bramantes keine La-
terne geſetzt, irgend etwas gelitten habe.
Aepinus hat in den Schriften der berliniſchen
Akademie der Wiſſenſchaften von 1755. die
vortheilhafteſte Figur einer Unterlage, welche
ſich auswaͤrts mit einer geraden Linie endigt,
beſtimmt, und bey dieſer Gelegenheit die
Grundſaͤtze angegeben, woraus ſich erweiſen
laͤßt, daß Michael Angelo der Kuppel auf
der Peterskirche dadurch eine groſſe Feſtig-
keit verſchaft, daß er ſie auf eine Atticke ge-
ſtuͤtzt, die Atticke aber auf ein weites ausge-
dehntes Gewoͤlbe, welches auf einer noch
groͤſſern Baſe ruht, und 16 Widerlagen,
jede aus 2 Saͤulen, hat. Ja es erhellet,
daß dieſe Feſtigkeit viel groͤſſer iſt, als bey
irgend einer gothiſchen Kuppel. Denn da
die gothiſchen Kuppeln mehr als die auf
St. Peter beſchwert ſind, dabey aber weder
Flanken noch Wiederlagen haben, und ſich
gegen die Grundflaͤche zu mehr einwaͤrts ge-
ben: ſo darf man ſich gar nicht wundern, daß
dieſe Kuppeln viele Riſſe haben, wovon
manche durch viele aͤuſſere Steine von der
Hoͤhe in die Tiefe gehn, daß ſelbſt einige
Steine in kleine waagrechte Stuͤcke zerbro-
chen ſind, und daß bisweilen gegen den dritten
Theil der gothiſchen Boͤgen, wo der waag-
rechte
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