telbaren Grund zur Sprache für jede Gattung fanden; so sind wir ganz am Ziele. Jn dem Falle würde die "Sprache dem Menschen so we- "sentlich, als -- er ein Mensch ist." Man siehet, ich entwikle aus keinen willkührlichen, oder gesellschaftlichen Kräften, sondern aus der allge- meinen thierischen Oekonomie.
Und nun folgt, daß wenn der Mensch Sinne hat, die für Einen kleinen Fleck der Erde, für die Arbeit und den Genuß einer Weltspanne den Sin- nen des Thiers, das in dieser Spanne lebet, nach- stehen an Schärfe: so bekommen sie eben dadurch "Vorzug der Freiheit; "Eben weil sie nicht "für einen Punkt sind, so sind sie allgemeinere "Sinne der Welt."
Wenn der Mensch Vorstellungskräfte hat, die nicht auf den Bau einer Honigzelle und eines Spinngewebes bezirkt sind, und also auch den Kunstfähigkeiten der Thiere in diesem Kreise nachstehen: so bekommen sie eben damit "wei- tere Aussicht." Er hat kein einziges Werk, bei
dem
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telbaren Grund zur Sprache fuͤr jede Gattung fanden; ſo ſind wir ganz am Ziele. Jn dem Falle wuͤrde die „Sprache dem Menſchen ſo we- „ſentlich, als — er ein Menſch iſt.„ Man ſiehet, ich entwikle aus keinen willkuͤhrlichen, oder geſellſchaftlichen Kraͤften, ſondern aus der allge- meinen thieriſchen Oekonomie.
Und nun folgt, daß wenn der Menſch Sinne hat, die fuͤr Einen kleinen Fleck der Erde, fuͤr die Arbeit und den Genuß einer Weltſpanne den Sin- nen des Thiers, das in dieſer Spanne lebet, nach- ſtehen an Schaͤrfe: ſo bekommen ſie eben dadurch „Vorzug der Freiheit; „Eben weil ſie nicht „fuͤr einen Punkt ſind, ſo ſind ſie allgemeinere „Sinne der Welt.„
Wenn der Menſch Vorſtellungskraͤfte hat, die nicht auf den Bau einer Honigzelle und eines Spinngewebes bezirkt ſind, und alſo auch den Kunſtfaͤhigkeiten der Thiere in dieſem Kreiſe nachſtehen: ſo bekommen ſie eben damit „wei- tere Ausſicht.„ Er hat kein einziges Werk, bei
dem
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telbaren Grund zur Sprache fuͤr jede Gattung
fanden; ſo ſind wir ganz am Ziele. Jn dem Falle
wuͤrde die „Sprache dem Menſchen ſo we-
„ſentlich, als — er ein Menſch iſt.„ Man
ſiehet, ich entwikle aus keinen willkuͤhrlichen, oder
geſellſchaftlichen Kraͤften, ſondern aus der allge-
meinen thieriſchen Oekonomie.
Und nun folgt, daß wenn der Menſch Sinne
hat, die fuͤr Einen kleinen Fleck der Erde, fuͤr die
Arbeit und den Genuß einer Weltſpanne den Sin-
nen des Thiers, das in dieſer Spanne lebet, nach-
ſtehen an Schaͤrfe: ſo bekommen ſie eben dadurch
„Vorzug der Freiheit; „Eben weil ſie nicht
„fuͤr einen Punkt ſind, ſo ſind ſie allgemeinere
„Sinne der Welt.„
Wenn der Menſch Vorſtellungskraͤfte hat,
die nicht auf den Bau einer Honigzelle und eines
Spinngewebes bezirkt ſind, und alſo auch den
Kunſtfaͤhigkeiten der Thiere in dieſem Kreiſe
nachſtehen: ſo bekommen ſie eben damit „wei-
tere Ausſicht.„ Er hat kein einziges Werk, bei
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Herder, Johann Gottfried von: Abhandlung über den Ursprung der Sprache. Berlin, 1772, S. 41. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/herder_abhandlung_1772/47>, abgerufen am 03.07.2024.
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