"len, die so abstehende Glieder der Verhält- "niß zu berechnen."
Fänden wirs: so wäre nach aller Analogie der Natur "diese Schadloshaltung seine Eigen- "heit, der Charakter seines Geschlechts:" und alle Vernunft und Billigkeit foderte, diesen Fund für das gelten zu lassen, was er ist, für Na- turgabe, ihm so wesentlich als den Thieren der Jnstinkt.
Ja fänden wir, "eben in diesem Charakter "die Ursache jener Mängel; und eben in der "Mitte dieser Mängel" in der Höle jener gros- sen Entbehrung von Kunsttrieben den Keim zum Ersatze: so wäre diese Einstimmung ein genetischer Beweis, daß hier "die wahre Richtung der "Menschheit" liege, und daß die Menschengat- tung über den Thieren nicht an Stuffen des Mehr oder Weniger stehe, sondern an Art.
Und fänden wir in diesem neugefundnen Cha- rakter der Menschheit sogar "den nothwendigen "genetischen Grund zu Entstehung einer "Sprache für diese neue Art Geschöpfe," wie wir in den Jnstinkten der Thiere den unmit-
telba-
„len, die ſo abſtehende Glieder der Verhaͤlt- „niß zu berechnen.„
Faͤnden wirs: ſo waͤre nach aller Analogie der Natur „dieſe Schadloshaltung ſeine Eigen- „heit, der Charakter ſeines Geſchlechts:„ und alle Vernunft und Billigkeit foderte, dieſen Fund fuͤr das gelten zu laſſen, was er iſt, fuͤr Na- turgabe, ihm ſo weſentlich als den Thieren der Jnſtinkt.
Ja faͤnden wir, „eben in dieſem Charakter „die Urſache jener Maͤngel; und eben in der „Mitte dieſer Maͤngel„ in der Hoͤle jener groſ- ſen Entbehrung von Kunſttrieben den Keim zum Erſatze: ſo waͤre dieſe Einſtimmung ein genetiſcher Beweis, daß hier „die wahre Richtung der „Menſchheit„ liege, und daß die Menſchengat- tung uͤber den Thieren nicht an Stuffen des Mehr oder Weniger ſtehe, ſondern an Art.
Und faͤnden wir in dieſem neugefundnen Cha- rakter der Menſchheit ſogar „den nothwendigen „genetiſchen Grund zu Entſtehung einer „Sprache fuͤr dieſe neue Art Geſchoͤpfe,„ wie wir in den Jnſtinkten der Thiere den unmit-
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„len, die ſo abſtehende Glieder der Verhaͤlt-
„niß zu berechnen.„
Faͤnden wirs: ſo waͤre nach aller Analogie der
Natur „dieſe Schadloshaltung ſeine Eigen-
„heit, der Charakter ſeines Geſchlechts:„
und alle Vernunft und Billigkeit foderte, dieſen
Fund fuͤr das gelten zu laſſen, was er iſt, fuͤr Na-
turgabe, ihm ſo weſentlich als den Thieren der
Jnſtinkt.
Ja faͤnden wir, „eben in dieſem Charakter
„die Urſache jener Maͤngel; und eben in der
„Mitte dieſer Maͤngel„ in der Hoͤle jener groſ-
ſen Entbehrung von Kunſttrieben den Keim zum
Erſatze: ſo waͤre dieſe Einſtimmung ein genetiſcher
Beweis, daß hier „die wahre Richtung der
„Menſchheit„ liege, und daß die Menſchengat-
tung uͤber den Thieren nicht an Stuffen des
Mehr oder Weniger ſtehe, ſondern an Art.
Und faͤnden wir in dieſem neugefundnen Cha-
rakter der Menſchheit ſogar „den nothwendigen
„genetiſchen Grund zu Entſtehung einer
„Sprache fuͤr dieſe neue Art Geſchoͤpfe,„
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Herder, Johann Gottfried von: Abhandlung über den Ursprung der Sprache. Berlin, 1772, S. 40. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/herder_abhandlung_1772/46>, abgerufen am 22.07.2024.
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