Herder, Johann Gottfried von: Abhandlung über den Ursprung der Sprache. Berlin, 1772.sten Anthropomorphien. Der menschliche zeigt Der höhere Ursprung ist zu nichts nütze, und Wie
ſten Anthropomorphien. Der menſchliche zeigt Der hoͤhere Urſprung iſt zu nichts nuͤtze, und Wie
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ſten Anthropomorphien. Der menſchliche zeigt
Gott im groͤßeſten Lichte: ſein Werk, eine
menſchliche Seele, durch ſich ſelbſt, eine
Sprache ſchaffend und fortſchaffend, weil
ſie ſein Werk, eine menſchliche Seele iſt.
Sie bauet ſich dieſen Sinn der Vernunft, als
eine Schoͤpferinn, als ein Bild ſeines Weſens.
Der Urſprung der Sprache wird alſo nur auf eine
wuͤrdige Art goͤttlich, ſo fern er menſchlich iſt.
Der hoͤhere Urſprung iſt zu nichts nuͤtze, und
aͤuſſerſt ſchaͤdlich. Er zerſtoͤrt alle Wuͤrkſamkeit der
menſchlichen Seele, erklaͤrt nichts, und macht alles,
alle Pſychologie, und alle Wiſſenſchaften unerklaͤr-
lich — denn mit der Sprache haben ja die Men-
ſchen alle Samen von Kaͤnntniſſen von Gott em-
pfangen? Nichts iſt alſo aus der menſchlichen
Seele? Der Anfang jeder Kunſt, Wiſſen-
ſchaft, und Kaͤnntniß alſo iſt immer unbegreif-
lich? Der menſchliche laͤßt keinen Schritt thun
ohne Ausſichten, und die fruchtbarſten Erklaͤrun-
gen in allen Theilen der Philoſophie, und in allen
Gattungen und Vortraͤgen der Sprache. Der
Verfaſſer hat einige hier geliefert und kann da-
von eine Menge liefern — — — —
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