Herder, Johann Gottfried von: Abhandlung über den Ursprung der Sprache. Berlin, 1772.sinn. Er wird so beweisbar, als jener Beweis Ein höherer Ursprung hat nichts für sich, selbst Der höhere Ursprung ist, so fromm er scheine, sten
ſinn. Er wird ſo beweisbar, als jener Beweis Ein hoͤherer Urſprung hat nichts fuͤr ſich, ſelbſt Der hoͤhere Urſprung iſt, ſo fromm er ſcheine, ſten
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0226" n="220"/> ſinn. Er wird ſo beweisbar, als jener Beweis<lb/> der Tuͤrken von der Goͤttlichkeit des Korans:<lb/> „wer anders als der Prophet Gottes konnte ſo<lb/> „ſchreiben?„ Und wer anders als ein Prophet<lb/> Gottes kann auch wiſſen, daß nur der Prophet<lb/> Gottes ſo ſchreiben konnte? Niemand, als Gott,<lb/> konnte die Sprache erfinden! Niemand als Gott<lb/> kann aber auch einſehen, daß niemand, als Gott,<lb/> ſie erfinden konnte! und welche Hand kann es wa-<lb/> gen, nicht blos etwa Sprache und die menſch-<lb/> liche Seele, ſondern Sprache und Gottheit aus-<lb/> zumeſſen?</p><lb/> <p>Ein hoͤherer Urſprung hat nichts fuͤr ſich, ſelbſt<lb/> nicht das Zeugniß der morgenlaͤndiſchen Schrift,<lb/> auf die er ſich beruft: denn dieſe gibt offenbar der<lb/> Sprache einen menſchlichen Anfang durch Namen-<lb/> nennung der Thiere. Die menſchliche Erfindung<lb/> hat alles fuͤr- und durchaus nichts gegen ſich:<lb/><hi rendition="#fr">Weſen der menſchlichen Seele</hi> und <hi rendition="#fr">Element<lb/> der Sprache; Analogie des menſchlichen Ge-<lb/> ſchlechts</hi> und <hi rendition="#fr">Analogie der Fortgaͤnge der<lb/> Sprache — das große Beiſpiel aller Voͤlker,<lb/> Zeiten und Theile der Welt!</hi></p><lb/> <p>Der hoͤhere Urſprung iſt, ſo fromm er ſcheine,<lb/> durchaus ungoͤttlich: Bei jedem Schritte verklei-<lb/> nert er Gott durch die niedrigſten, unvollkommen-<lb/> <fw place="bottom" type="catch">ſten</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [220/0226]
ſinn. Er wird ſo beweisbar, als jener Beweis
der Tuͤrken von der Goͤttlichkeit des Korans:
„wer anders als der Prophet Gottes konnte ſo
„ſchreiben?„ Und wer anders als ein Prophet
Gottes kann auch wiſſen, daß nur der Prophet
Gottes ſo ſchreiben konnte? Niemand, als Gott,
konnte die Sprache erfinden! Niemand als Gott
kann aber auch einſehen, daß niemand, als Gott,
ſie erfinden konnte! und welche Hand kann es wa-
gen, nicht blos etwa Sprache und die menſch-
liche Seele, ſondern Sprache und Gottheit aus-
zumeſſen?
Ein hoͤherer Urſprung hat nichts fuͤr ſich, ſelbſt
nicht das Zeugniß der morgenlaͤndiſchen Schrift,
auf die er ſich beruft: denn dieſe gibt offenbar der
Sprache einen menſchlichen Anfang durch Namen-
nennung der Thiere. Die menſchliche Erfindung
hat alles fuͤr- und durchaus nichts gegen ſich:
Weſen der menſchlichen Seele und Element
der Sprache; Analogie des menſchlichen Ge-
ſchlechts und Analogie der Fortgaͤnge der
Sprache — das große Beiſpiel aller Voͤlker,
Zeiten und Theile der Welt!
Der hoͤhere Urſprung iſt, ſo fromm er ſcheine,
durchaus ungoͤttlich: Bei jedem Schritte verklei-
nert er Gott durch die niedrigſten, unvollkommen-
ſten
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |