Anmerkung l. Die Rechnung für Complerionen und Verschmelzungen beruht zwar auf den nämlichen Gründen, wie. die für einfache
Vorstellungen; allein sie ist weit ver- wickelte, besonders weil bey unvollkommenen
Verbindun- gen sowohl die Gesammtkräfte als ihre Hemmungen zum Theil in
einander verschränkt liegen.
Anmerkung 2. Die Verbindungen der Vorstellungen sind zwar
nicht bloß zwey- oder dreygliedrig, sondern sie ent- halten oftmals sehr viele
Glieder in sehr ungleichen Gra- den der Complication oder Verschmelzung; und dieser
Man- nigfaltigkeit kann keine Rechnung nachkommen. Nichts desto weniger lassen
sich zum Behuf der letztern die einfachsten Fälle herausheben und die verwickelten
darnach schätzen; und die einfachsten Gesetze sind für jede Wissenschaft die wichtigsten.
24. Aufgabe. Von zweyen Vorstellungen P und p sind nach der Hemmung die Reste r
und r verschmolzen (oder unvollkommen complicirt): man soll angeben, welche
Hülfe eine der beyden Vorstellungen, falls sie noch mehr gehemmt wird, von
der andern erhält.
Auflösung. P sey die helfende, so
hilft sie mit einer Kraft = r, allein diese Kraft kann
sich p nur aneignen in dem Verhältniß r=p Daher erhält p
durch P die Hülfe
[Formel 1]
und eben so P von p die Hülfe
[Formel 2]
.
Der Beweis liegt unmittelbar in der Auseinandersetzung der Begriffe. Es ist klar,
daß beyde Reste, r und r, zu- sammengenommen den
Grad der Verbindung unter beyden Vorstellungen bestimmen. Einer davon ist die
helfende Kraft, der andre, verglichen mit der Vorstellung, welcher er angehört,
ist als Bruch eines Ganzen zu betrachten, und ergiebt von der ganzen Hülse,
die durch jenen ersten Rest konnte geleistet werden, denjenigen Bruch, der hier
zur Wirksamkeit gelangt.
Anmerkung l. Die Rechnung für Complerionen und Verschmelzungen beruht zwar auf den nämlichen Gründen, wie. die für einfache
Vorstellungen; allein sie ist weit ver- wickelte, besonders weil bey unvollkommenen
Verbindun- gen sowohl die Gesammtkräfte als ihre Hemmungen zum Theil in
einander verschränkt liegen.
Anmerkung 2. Die Verbindungen der Vorstellungen sind zwar
nicht bloß zwey- oder dreygliedrig, sondern sie ent- halten oftmals sehr viele
Glieder in sehr ungleichen Gra- den der Complication oder Verschmelzung; und dieser
Man- nigfaltigkeit kann keine Rechnung nachkommen. Nichts desto weniger lassen
sich zum Behuf der letztern die einfachsten Fälle herausheben und die verwickelten
darnach schätzen; und die einfachsten Gesetze sind für jede Wissenschaft die wichtigsten.
24. Aufgabe. Von zweyen Vorstellungen P und π sind nach der Hemmung die Reste r
und ρ verschmolzen (oder unvollkommen complicirt): man soll angeben, welche
Hülfe eine der beyden Vorstellungen, falls sie noch mehr gehemmt wird, von
der andern erhält.
Auflösung. P sey die helfende, so
hilft sie mit einer Kraft = r, allein diese Kraft kann
sich π nur aneignen in dem Verhältniß ρ=π Daher erhält π
durch P die Hülfe
[Formel 1]
und eben so P von π die Hülfe
[Formel 2]
.
Der Beweis liegt unmittelbar in der Auseinandersetzung der Begriffe. Es ist klar,
daß beyde Reste, r und ρ, zu- sammengenommen den
Grad der Verbindung unter beyden Vorstellungen bestimmen. Einer davon ist die
helfende Kraft, der andre, verglichen mit der Vorstellung, welcher er angehört,
ist als Bruch eines Ganzen zu betrachten, und ergiebt von der ganzen Hülse,
die durch jenen ersten Rest konnte geleistet werden, denjenigen Bruch, der hier
zur Wirksamkeit gelangt.
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[18/0026]
Anmerkung l. Die Rechnung für Complerionen und
Verschmelzungen beruht zwar auf den nämlichen Gründen,
wie. die für einfache Vorstellungen; allein sie ist weit ver-
wickelte, besonders weil bey unvollkommenen Verbindun-
gen sowohl die Gesammtkräfte als ihre Hemmungen zum
Theil in einander verschränkt liegen.
Anmerkung 2. Die Verbindungen der Vorstellungen
sind zwar nicht bloß zwey-
oder dreygliedrig, sondern sie ent-
halten oftmals sehr viele Glieder in sehr ungleichen Gra-
den der Complication oder Verschmelzung; und dieser Man-
nigfaltigkeit kann keine Rechnung nachkommen. Nichts desto
weniger lassen sich zum Behuf der letztern die einfachsten
Fälle herausheben und die verwickelten darnach schätzen;
und die einfachsten Gesetze sind für jede Wissenschaft die
wichtigsten.
24. Aufgabe. Von zweyen Vorstellungen P und
π sind nach der Hemmung die Reste r und ρ verschmolzen
(oder unvollkommen complicirt): man soll angeben, welche
Hülfe eine der beyden Vorstellungen, falls sie noch mehr
gehemmt wird, von der andern erhält.
Auflösung. P sey die helfende, so hilft sie mit einer
Kraft = r, allein diese Kraft kann sich π nur aneignen in
dem Verhältniß ρ=π Daher erhält π durch P die Hülfe
[FORMEL] und eben so P von π die Hülfe [FORMEL].
Der Beweis liegt unmittelbar in der Auseinandersetzung
der Begriffe. Es ist klar, daß beyde Reste, r und ρ, zu-
sammengenommen den Grad der Verbindung unter beyden
Vorstellungen bestimmen. Einer davon ist die helfende Kraft,
der andre, verglichen mit der Vorstellung, welcher er angehört,
ist als Bruch eines Ganzen zu betrachten, und ergiebt von der
ganzen Hülse, die durch jenen ersten Rest konnte geleistet
werden, denjenigen Bruch, der hier zur Wirksamkeit gelangt.
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Herbart, Johann Friedrich: Lehrbuch zur Psychologie. 2. Aufl. Königsberg, 1834, S. 18. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/herbart_psychologie_1834/26>, abgerufen am 27.07.2024.
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