a) Über den Verbindungspunct hinaus wirkt keine Hülse.
Hat die Vorstellung p mehr Klarheit im Be- wußtseyn, als der Rest r
anzeigt, so ist dem Streben der Vorstellung P, welches jener zu Hülse kommen
konnte, schon mehr als Genüge geschehn, daher es für jetzt keine Wirkung
mehr äußert.
b) Je tiefer unter dem Verbindungspuncte die eine der Vorstellungen sich
befindet, desto wirksamer hilft die andere.
Anmerkung. Dieses giebt die nachstehende Differen- tialgleichung :
[Formel 1]
woraus durch Jntegration
[Formel 2]
Diese Gleichung enthält den Keim sehr mannigfaltiger und tief in das Ganze der
Psychologie hineingreifender Un- tersuchungen. Sie ist freylich so einfach, wie
niemals in der Wirklichkeit sich etwas in der menschlichen Seele ereig- nen
kann; aber alle"Untersuchungen der angewandten Mathe- matik beginnen mit so
einfachen Voraussetzungen, der- gleichen nur in der Abstraction existiren. (Man
denke an den mathematischen Hebel, an die Gesetze des Fallens im luftleeren
Raume u. s. w.) Es ist hier bloß die Wirkung der Hülse in Betracht gezogen, welche
während der Zeit t ein Quantum o von p ins Bewußtseyn bringen würde,
wenn alles von ihr allein abhinge. Will man daneben nur noch auf den
einzigen Umstand, daß p einer unvermeidlichen Hemmung durch andre
Vorstellungen entgegengeht, Rücksicht nehmen, so verwickelt sich die Rechnung so
sehr, daß sie durch Jntegration einer Gleichung von folgender Form:
25. Man merke sich noch folgende Haupt-Sätze:
a) Über den Verbindungspunct hinaus wirkt keine Hülse.
Hat die Vorstellung π mehr Klarheit im Be- wußtseyn, als der Rest ρ
anzeigt, so ist dem Streben der Vorstellung P, welches jener zu Hülse kommen
konnte, schon mehr als Genüge geschehn, daher es für jetzt keine Wirkung
mehr äußert.
b) Je tiefer unter dem Verbindungspuncte die eine der Vorstellungen sich
befindet, desto wirksamer hilft die andere.
Anmerkung. Dieses giebt die nachstehende Differen- tialgleichung :
[Formel 1]
woraus durch Jntegration
[Formel 2]
Diese Gleichung enthält den Keim sehr mannigfaltiger und tief in das Ganze der
Psychologie hineingreifender Un- tersuchungen. Sie ist freylich so einfach, wie
niemals in der Wirklichkeit sich etwas in der menschlichen Seele ereig- nen
kann; aber alle»Untersuchungen der angewandten Mathe- matik beginnen mit so
einfachen Voraussetzungen, der- gleichen nur in der Abstraction existiren. (Man
denke an den mathematischen Hebel, an die Gesetze des Fallens im luftleeren
Raume u. s. w.) Es ist hier bloß die Wirkung der Hülse in Betracht gezogen, welche
während der Zeit t ein Quantum ω von π ins Bewußtseyn bringen würde,
wenn alles von ihr allein abhinge. Will man daneben nur noch auf den
einzigen Umstand, daß π einer unvermeidlichen Hemmung durch andre
Vorstellungen entgegengeht, Rücksicht nehmen, so verwickelt sich die Rechnung so
sehr, daß sie durch Jntegration einer Gleichung von folgender Form:
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><pbfacs="#f0027"n="19"/><p>25. Man merke sich noch folgende Haupt-Sätze:</p><lb/><p>a) Über den <hirendition="#g">Verbindungspunct</hi> hinaus wirkt<lb/>
keine Hülse.
Hat die Vorstellung π mehr Klarheit im Be-<lb/>
wußtseyn, als der Rest ρ
anzeigt, so ist dem Streben der<lb/>
Vorstellung P, welches jener zu Hülse kommen
konnte,<lb/>
schon mehr als Genüge geschehn, daher es für jetzt keine<lb/>
Wirkung
mehr äußert.</p><lb/><p>b) Je tiefer unter dem Verbindungspuncte die eine<lb/>
der Vorstellungen sich
befindet, desto wirksamer hilft die<lb/>
andere.</p><lb/><p><hirendition="#g">Anmerkung</hi>. Dieses giebt die nachstehende Differen-<lb/>
tialgleichung :<lb/><lb/><formula/><lb/>
woraus durch Jntegration<lb/><formula/></p><lb/><p>Diese Gleichung enthält den Keim sehr mannigfaltiger<lb/>
und tief in das Ganze der
Psychologie hineingreifender Un-<lb/>
tersuchungen. Sie ist freylich so einfach, wie
niemals in<lb/>
der Wirklichkeit sich etwas in der menschlichen Seele ereig-<lb/>
nen
kann; aber alle»Untersuchungen der angewandten Mathe-<lb/>
matik beginnen mit so
einfachen Voraussetzungen, der-<lb/>
gleichen nur in der Abstraction existiren. (Man
denke an<lb/>
den mathematischen Hebel, an die Gesetze des Fallens im<lb/>
luftleeren
Raume u. s. w.) Es ist hier bloß die Wirkung<lb/>
der Hülse in Betracht gezogen, welche
während der Zeit t<lb/>
ein Quantum ω von π ins Bewußtseyn bringen würde,<lb/>
wenn alles von ihr allein abhinge. Will man daneben nur<lb/>
noch auf den
einzigen Umstand, daß π einer unvermeidlichen<lb/>
Hemmung durch andre
Vorstellungen entgegengeht, Rücksicht<lb/>
nehmen, so verwickelt sich die Rechnung so
sehr, daß sie<lb/>
durch Jntegration einer Gleichung von folgender Form:<lb/><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[19/0027]
25. Man merke sich noch folgende Haupt-Sätze:
a) Über den Verbindungspunct hinaus wirkt
keine Hülse. Hat die Vorstellung π mehr Klarheit im Be-
wußtseyn, als der Rest ρ anzeigt, so ist dem Streben der
Vorstellung P, welches jener zu Hülse kommen konnte,
schon mehr als Genüge geschehn, daher es für jetzt keine
Wirkung mehr äußert.
b) Je tiefer unter dem Verbindungspuncte die eine
der Vorstellungen sich befindet, desto wirksamer hilft die
andere.
Anmerkung. Dieses giebt die nachstehende Differen-
tialgleichung :
[FORMEL]
woraus durch Jntegration
[FORMEL]
Diese Gleichung enthält den Keim sehr mannigfaltiger
und tief in das Ganze der Psychologie hineingreifender Un-
tersuchungen. Sie ist freylich so einfach, wie niemals in
der Wirklichkeit sich etwas in der menschlichen Seele ereig-
nen kann; aber alle»Untersuchungen der angewandten Mathe-
matik beginnen mit so einfachen Voraussetzungen, der-
gleichen nur in der Abstraction existiren. (Man denke an
den mathematischen Hebel, an die Gesetze des Fallens im
luftleeren Raume u. s. w.) Es ist hier bloß die Wirkung
der Hülse in Betracht gezogen, welche während der Zeit t
ein Quantum ω von π ins Bewußtseyn bringen würde,
wenn alles von ihr allein abhinge. Will man daneben nur
noch auf den einzigen Umstand, daß π einer unvermeidlichen
Hemmung durch andre Vorstellungen entgegengeht, Rücksicht
nehmen, so verwickelt sich die Rechnung so sehr, daß sie
durch Jntegration einer Gleichung von folgender Form:
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
Weitere Informationen …
Google Books: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2013-07-05T12:13:38Z)
Thomas Gloning: Bereitstellung der Texttranskription.
(2013-07-05T12:13:38Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Hannah Sophia Glaum: Umwandlung in DTABf-konformes Markup.
(2013-07-05T12:13:38Z)
Herbart, Johann Friedrich: Lehrbuch zur Psychologie. 2. Aufl. Königsberg, 1834, S. 19. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/herbart_psychologie_1834/27>, abgerufen am 27.07.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.