Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Heinse, Wilhelm]: Ardinghello und die glückseeligen Inseln. Bd. 1. Lemgo, 1787.

Bild:
<< vorherige Seite

ter mit den Menschen um, wie hernach in der
Einsamkeit mit seinen Uhren; und es gehörte ein
Sturm von Leben wie beym Rückzug von Algier
dazu, und Untergang und Verderben mußten gräß-
lich vor Augen liegen und seine eigne Person er-
greifen, bevor sein Herz in wärmere Wallung ge-
bracht und gegen fremde Noht empfindlich wur-
de. Gebohren zu Anfang des Jahrhunderts hat
er mit wunderbarem Glück die ganze erste Hälfte
desselben durchgeherrscht, und alles mußte gewis-
sermaßen sich in seinen Ton stimmen. Unsre
Freyheit und die Glückseeligkeit von Millionen
künftiger Seelen vernichtete er so ganz ohne Ge-
fühl, wie ein Vogelsteller einem Gramsvogel
im Garn die Brust eindrückt.

Es bleibt uns nun nichts anders übrig, nach-
dem der eiserne Arm mit Gericht und Beil über
uns vereinzeltem buntem Haufen schwebt, der
sich nicht mehr vereinigen kann, als daß einer des
andern innerliche Kraft im Vertrauen klüglich

an-
U 3

ter mit den Menſchen um, wie hernach in der
Einſamkeit mit ſeinen Uhren; und es gehoͤrte ein
Sturm von Leben wie beym Ruͤckzug von Algier
dazu, und Untergang und Verderben mußten graͤß-
lich vor Augen liegen und ſeine eigne Perſon er-
greifen, bevor ſein Herz in waͤrmere Wallung ge-
bracht und gegen fremde Noht empfindlich wur-
de. Gebohren zu Anfang des Jahrhunderts hat
er mit wunderbarem Gluͤck die ganze erſte Haͤlfte
deſſelben durchgeherrſcht, und alles mußte gewiſ-
ſermaßen ſich in ſeinen Ton ſtimmen. Unſre
Freyheit und die Gluͤckſeeligkeit von Millionen
kuͤnftiger Seelen vernichtete er ſo ganz ohne Ge-
fuͤhl, wie ein Vogelſteller einem Gramsvogel
im Garn die Bruſt eindruͤckt.

Es bleibt uns nun nichts anders uͤbrig, nach-
dem der eiſerne Arm mit Gericht und Beil uͤber
uns vereinzeltem buntem Haufen ſchwebt, der
ſich nicht mehr vereinigen kann, als daß einer des
andern innerliche Kraft im Vertrauen kluͤglich

an-
U 3
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0315" n="309"/>
ter mit den Men&#x017F;chen um, wie hernach in der<lb/>
Ein&#x017F;amkeit mit &#x017F;einen Uhren; und es geho&#x0364;rte ein<lb/>
Sturm von Leben wie beym Ru&#x0364;ckzug von Algier<lb/>
dazu, und Untergang und Verderben mußten gra&#x0364;ß-<lb/>
lich vor Augen liegen und &#x017F;eine eigne Per&#x017F;on er-<lb/>
greifen, bevor &#x017F;ein Herz in wa&#x0364;rmere Wallung ge-<lb/>
bracht und gegen fremde Noht empfindlich wur-<lb/>
de. Gebohren zu Anfang des Jahrhunderts hat<lb/>
er mit wunderbarem Glu&#x0364;ck die ganze er&#x017F;te Ha&#x0364;lfte<lb/>
de&#x017F;&#x017F;elben durchgeherr&#x017F;cht, und alles mußte gewi&#x017F;-<lb/>
&#x017F;ermaßen &#x017F;ich in &#x017F;einen Ton &#x017F;timmen. Un&#x017F;re<lb/>
Freyheit und die Glu&#x0364;ck&#x017F;eeligkeit von Millionen<lb/>
ku&#x0364;nftiger Seelen vernichtete er &#x017F;o ganz ohne Ge-<lb/>
fu&#x0364;hl, wie ein Vogel&#x017F;teller einem Gramsvogel<lb/>
im Garn die Bru&#x017F;t eindru&#x0364;ckt.</p><lb/>
        <p>Es bleibt uns nun nichts anders u&#x0364;brig, nach-<lb/>
dem der ei&#x017F;erne Arm mit Gericht und Beil u&#x0364;ber<lb/>
uns vereinzeltem buntem Haufen &#x017F;chwebt, der<lb/>
&#x017F;ich nicht mehr vereinigen kann, als daß einer des<lb/>
andern innerliche Kraft im Vertrauen klu&#x0364;glich<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">U 3</fw><fw place="bottom" type="catch">an-</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[309/0315] ter mit den Menſchen um, wie hernach in der Einſamkeit mit ſeinen Uhren; und es gehoͤrte ein Sturm von Leben wie beym Ruͤckzug von Algier dazu, und Untergang und Verderben mußten graͤß- lich vor Augen liegen und ſeine eigne Perſon er- greifen, bevor ſein Herz in waͤrmere Wallung ge- bracht und gegen fremde Noht empfindlich wur- de. Gebohren zu Anfang des Jahrhunderts hat er mit wunderbarem Gluͤck die ganze erſte Haͤlfte deſſelben durchgeherrſcht, und alles mußte gewiſ- ſermaßen ſich in ſeinen Ton ſtimmen. Unſre Freyheit und die Gluͤckſeeligkeit von Millionen kuͤnftiger Seelen vernichtete er ſo ganz ohne Ge- fuͤhl, wie ein Vogelſteller einem Gramsvogel im Garn die Bruſt eindruͤckt. Es bleibt uns nun nichts anders uͤbrig, nach- dem der eiſerne Arm mit Gericht und Beil uͤber uns vereinzeltem buntem Haufen ſchwebt, der ſich nicht mehr vereinigen kann, als daß einer des andern innerliche Kraft im Vertrauen kluͤglich an- U 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/heinse_ardinghello01_1787
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/heinse_ardinghello01_1787/315
Zitationshilfe: [Heinse, Wilhelm]: Ardinghello und die glückseeligen Inseln. Bd. 1. Lemgo, 1787, S. 309. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heinse_ardinghello01_1787/315>, abgerufen am 25.11.2024.