Heine, Heinrich. Deutschland. Ein Wintermährchen. In: Ders.: Neue Gedichte, 1. Auflage. Hamburg, 1844.Er sprach mit schmunzelndem Gesicht, Als ich ihn ansah verwundert: "Ich zahle einen Dukaten per Mann, Als Sold, nach jedem Jahrhundert." Im Saale wo die Pferde stehn In langen, schweigenden Reihen, Da rieb der Kaiser sich die Händ', Schien sonderbar sich zu freuen. Er zählte die Gäule, Stück vor Stück, Und klätschelte ihnen die Rippen; Er zählte und zählte, mit ängstlicher Hast Bewegten sich seine Lippen. "Das ist noch nicht die rechte Zahl" - Sprach er zuletzt verdrossen - "Soldaten und Waffen hab' ich genung, Doch fehlt es noch an Rossen. Er sprach mit schmunzelndem Gesicht, Als ich ihn ansah verwundert: „Ich zahle einen Dukaten per Mann, Als Sold, nach jedem Jahrhundert.“ Im Saale wo die Pferde stehn In langen, schweigenden Reihen, Da rieb der Kaiser sich die Händ’, Schien sonderbar sich zu freuen. Er zählte die Gäule, Stück vor Stück, Und klätschelte ihnen die Rippen; Er zählte und zählte, mit ängstlicher Hast Bewegten sich seine Lippen. „Das ist noch nicht die rechte Zahl“ – Sprach er zuletzt verdrossen – „Soldaten und Waffen hab’ ich genung, Doch fehlt es noch an Rossen. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0075" n="351"/> <lg type="poem"> <lg> <l>Er sprach mit schmunzelndem Gesicht,</l><lb/> <l>Als ich ihn ansah verwundert:</l><lb/> <l>„Ich zahle einen Dukaten per Mann,</l><lb/> <l>Als Sold, nach jedem Jahrhundert.“</l><lb/> </lg> <lg> <l>Im Saale wo die Pferde stehn</l><lb/> <l>In langen, schweigenden Reihen,</l><lb/> <l>Da rieb der Kaiser sich die Händ’,</l><lb/> <l>Schien sonderbar sich zu freuen.</l><lb/> </lg> <lg> <l>Er zählte die Gäule, Stück vor Stück,</l><lb/> <l>Und klätschelte ihnen die Rippen;</l><lb/> <l>Er zählte und zählte, mit ängstlicher Hast</l><lb/> <l>Bewegten sich seine Lippen.</l><lb/> </lg> <lg> <l>„Das ist noch nicht die rechte Zahl“ –</l><lb/> <l>Sprach er zuletzt verdrossen –</l><lb/> <l>„Soldaten und Waffen hab’ ich genung,</l><lb/> <l>Doch fehlt es noch an Rossen.</l><lb/> </lg> </lg> </div> </body> </text> </TEI> [351/0075]
Er sprach mit schmunzelndem Gesicht,
Als ich ihn ansah verwundert:
„Ich zahle einen Dukaten per Mann,
Als Sold, nach jedem Jahrhundert.“
Im Saale wo die Pferde stehn
In langen, schweigenden Reihen,
Da rieb der Kaiser sich die Händ’,
Schien sonderbar sich zu freuen.
Er zählte die Gäule, Stück vor Stück,
Und klätschelte ihnen die Rippen;
Er zählte und zählte, mit ängstlicher Hast
Bewegten sich seine Lippen.
„Das ist noch nicht die rechte Zahl“ –
Sprach er zuletzt verdrossen –
„Soldaten und Waffen hab’ ich genung,
Doch fehlt es noch an Rossen.
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Zitationshilfe: | Heine, Heinrich. Deutschland. Ein Wintermährchen. In: Ders.: Neue Gedichte, 1. Auflage. Hamburg, 1844, S. 351. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heine_wintermaehrchen1_1844/75>, abgerufen am 22.07.2024. |