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Heine, Heinrich. Deutschland. Ein Wintermährchen. In: Ders.: Neue Gedichte, 1. Auflage. Hamburg, 1844.

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"Roßkämme hab' ich ausgeschickt
In alle Welt, die kaufen
Für mich die besten Pferde ein,
Hab' schon einen guten Haufen.
"Ich warte bis die Zahl komplet,
Dann schlag' ich los und befreye
Mein Vaterland, mein deutsches Volk,
Das meiner harret mit Treue."
So sprach der Kaiser, ich aber rief:
Schlag' los, du alter Geselle,
Schlag' los, und hast du nicht Pferde genug,
Nimm Esel an ihrer Stelle.
Der Rothbart erwiederte lächelnd: "Es hat
Mit dem Schlagen gar keine Eile,
Man baute nicht Rom in einem Tag,
Gut Ding will haben Weile.
„Roßkämme hab’ ich ausgeschickt
In alle Welt, die kaufen
Für mich die besten Pferde ein,
Hab’ schon einen guten Haufen.
„Ich warte bis die Zahl komplet,
Dann schlag’ ich los und befreye
Mein Vaterland, mein deutsches Volk,
Das meiner harret mit Treue.“
So sprach der Kaiser, ich aber rief:
Schlag’ los, du alter Geselle,
Schlag’ los, und hast du nicht Pferde genug,
Nimm Esel an ihrer Stelle.
Der Rothbart erwiederte lächelnd: „Es hat
Mit dem Schlagen gar keine Eile,
Man baute nicht Rom in einem Tag,
Gut Ding will haben Weile.
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[352/0076] „Roßkämme hab’ ich ausgeschickt In alle Welt, die kaufen Für mich die besten Pferde ein, Hab’ schon einen guten Haufen. „Ich warte bis die Zahl komplet, Dann schlag’ ich los und befreye Mein Vaterland, mein deutsches Volk, Das meiner harret mit Treue.“ So sprach der Kaiser, ich aber rief: Schlag’ los, du alter Geselle, Schlag’ los, und hast du nicht Pferde genug, Nimm Esel an ihrer Stelle. Der Rothbart erwiederte lächelnd: „Es hat Mit dem Schlagen gar keine Eile, Man baute nicht Rom in einem Tag, Gut Ding will haben Weile.

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Zitationshilfe: Heine, Heinrich. Deutschland. Ein Wintermährchen. In: Ders.: Neue Gedichte, 1. Auflage. Hamburg, 1844, S. 352. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heine_wintermaehrchen1_1844/76>, abgerufen am 27.04.2024.