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Heine, Heinrich: Reisebilder. Nachträge. Hamburg, 1831.

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war dann, daß das Brod und der Porter so
theuer sey, und daß das arme Volk verhungern
müsse, um dicke Lords, Jagdhunde und Pfaffen
zu füttern, und daß es nur Eine Hülfe gäbe.
Bey diesen Worten pflegte er auch das Messer zu
schleifen, und während er es über das Schleifleder
hin und herzog, murmelte er ingrimmig langsam:
"Lords, Hunde, Pfaffen!"

Gegen den Duke of Wellington kochte aber
sein radikaler Zorn immer am heftigsten, er spukte
Gift und Galle sobald er auf diesen zu sprechen
kam, und wenn er mich unterdessen einseifte, so
geschah es mit schäumender Wuth. Einst wurde
ich ordentlich bange, als er mich just nahe beym
Halse barbirte, während er so heftig gegen Wel¬
lington loszog, und beständig dazwischen murmelte:
"hätte ich ihn nur so unterm Messer, ich würde
ihm die Mühe ersparen sich selbst die Kehle abzu¬
schneiden, wie sein Amtsbruder und Landsmann
Londonderry, der sich die Kehle abgeschnitten zu

war dann, daß das Brod und der Porter ſo
theuer ſey, und daß das arme Volk verhungern
muͤſſe, um dicke Lords, Jagdhunde und Pfaffen
zu fuͤttern, und daß es nur Eine Huͤlfe gaͤbe.
Bey dieſen Worten pflegte er auch das Meſſer zu
ſchleifen, und waͤhrend er es uͤber das Schleifleder
hin und herzog, murmelte er ingrimmig langſam:
„Lords, Hunde, Pfaffen!“

Gegen den Duke of Wellington kochte aber
ſein radikaler Zorn immer am heftigſten, er ſpukte
Gift und Galle ſobald er auf dieſen zu ſprechen
kam, und wenn er mich unterdeſſen einſeifte, ſo
geſchah es mit ſchaͤumender Wuth. Einſt wurde
ich ordentlich bange, als er mich juſt nahe beym
Halſe barbirte, waͤhrend er ſo heftig gegen Wel¬
lington loszog, und beſtaͤndig dazwiſchen murmelte:
„haͤtte ich ihn nur ſo unterm Meſſer, ich wuͤrde
ihm die Muͤhe erſparen ſich ſelbſt die Kehle abzu¬
ſchneiden, wie ſein Amtsbruder und Landsmann
Londonderry, der ſich die Kehle abgeſchnitten zu

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[290/0304] war dann, daß das Brod und der Porter ſo theuer ſey, und daß das arme Volk verhungern muͤſſe, um dicke Lords, Jagdhunde und Pfaffen zu fuͤttern, und daß es nur Eine Huͤlfe gaͤbe. Bey dieſen Worten pflegte er auch das Meſſer zu ſchleifen, und waͤhrend er es uͤber das Schleifleder hin und herzog, murmelte er ingrimmig langſam: „Lords, Hunde, Pfaffen!“ Gegen den Duke of Wellington kochte aber ſein radikaler Zorn immer am heftigſten, er ſpukte Gift und Galle ſobald er auf dieſen zu ſprechen kam, und wenn er mich unterdeſſen einſeifte, ſo geſchah es mit ſchaͤumender Wuth. Einſt wurde ich ordentlich bange, als er mich juſt nahe beym Halſe barbirte, waͤhrend er ſo heftig gegen Wel¬ lington loszog, und beſtaͤndig dazwiſchen murmelte: „haͤtte ich ihn nur ſo unterm Meſſer, ich wuͤrde ihm die Muͤhe erſparen ſich ſelbſt die Kehle abzu¬ ſchneiden, wie ſein Amtsbruder und Landsmann Londonderry, der ſich die Kehle abgeſchnitten zu

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Zitationshilfe: Heine, Heinrich: Reisebilder. Nachträge. Hamburg, 1831, S. 290. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heine_reisebilder04_1831/304>, abgerufen am 03.05.2024.