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Heine, Heinrich: Reisebilder. Nachträge. Hamburg, 1831.

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stören sie den Baum des Lebens, chaotisches Ver¬
derben droht, Alles zu verschlingen, und der liebe
Gott wird am Ende wieder dem Teufel die Herr¬
schaft der Welt übergeben müssen, damit sie, sey
es auch durch die schlechtesten Mittel, wenigstens
erhalten werde. Siehst du, das ist die schlimme
Nachwirkung einer Schuld."

Diese Mittheilung meines Freundes in Bedlam
erklärte vielleicht den jetzigen englischen Minister¬
wechsel. Erliegen müssen die Freunde Cannings,
die ich die guten Geister Englands nenne, weil
ihre Gegner dessen Teufel sind; diese, den dum¬
men Teufel Wellington an ihrer Spitze, erheben
jetzt ihr Siegesgeschrei. Schelte mir keiner den
armen Georg, er mußte den Umständen nachgeben.
Man kann nicht läugnen, daß nach Cannings
Tode die Whigs nicht im Stande waren, die
Ruhe in England zu erhalten, da die Maßregeln,
die sie deshalb zu ergreifen hatten, beständig von
den Tories vereitelt wurden. Der König, dem

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ſtoͤren ſie den Baum des Lebens, chaotiſches Ver¬
derben droht, Alles zu verſchlingen, und der liebe
Gott wird am Ende wieder dem Teufel die Herr¬
ſchaft der Welt uͤbergeben muͤſſen, damit ſie, ſey
es auch durch die ſchlechteſten Mittel, wenigſtens
erhalten werde. Siehſt du, das iſt die ſchlimme
Nachwirkung einer Schuld.“

Dieſe Mittheilung meines Freundes in Bedlam
erklaͤrte vielleicht den jetzigen engliſchen Miniſter¬
wechſel. Erliegen muͤſſen die Freunde Cannings,
die ich die guten Geiſter Englands nenne, weil
ihre Gegner deſſen Teufel ſind; dieſe, den dum¬
men Teufel Wellington an ihrer Spitze, erheben
jetzt ihr Siegesgeſchrei. Schelte mir keiner den
armen Georg, er mußte den Umſtaͤnden nachgeben.
Man kann nicht laͤugnen, daß nach Cannings
Tode die Whigs nicht im Stande waren, die
Ruhe in England zu erhalten, da die Maßregeln,
die ſie deshalb zu ergreifen hatten, beſtaͤndig von
den Tories vereitelt wurden. Der Koͤnig, dem

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[211/0225] ſtoͤren ſie den Baum des Lebens, chaotiſches Ver¬ derben droht, Alles zu verſchlingen, und der liebe Gott wird am Ende wieder dem Teufel die Herr¬ ſchaft der Welt uͤbergeben muͤſſen, damit ſie, ſey es auch durch die ſchlechteſten Mittel, wenigſtens erhalten werde. Siehſt du, das iſt die ſchlimme Nachwirkung einer Schuld.“ Dieſe Mittheilung meines Freundes in Bedlam erklaͤrte vielleicht den jetzigen engliſchen Miniſter¬ wechſel. Erliegen muͤſſen die Freunde Cannings, die ich die guten Geiſter Englands nenne, weil ihre Gegner deſſen Teufel ſind; dieſe, den dum¬ men Teufel Wellington an ihrer Spitze, erheben jetzt ihr Siegesgeſchrei. Schelte mir keiner den armen Georg, er mußte den Umſtaͤnden nachgeben. Man kann nicht laͤugnen, daß nach Cannings Tode die Whigs nicht im Stande waren, die Ruhe in England zu erhalten, da die Maßregeln, die ſie deshalb zu ergreifen hatten, beſtaͤndig von den Tories vereitelt wurden. Der Koͤnig, dem 14 *

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Zitationshilfe: Heine, Heinrich: Reisebilder. Nachträge. Hamburg, 1831, S. 211. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heine_reisebilder04_1831/225>, abgerufen am 25.11.2024.