Hofdamen nur für gemeine Stalldirnen, wie jener eine Puppenkomödie für eine Staatsakzion hielt, so halte ich unsre Staatsakzionen für leidige Pup¬ penkomödien -- doch eben so tapfer wie der tap¬ fere Manchaner schlage ich drein in die hölzerne Wirthschaft. Ach! solche Heldenthat bekömmt mir oft eben so schlecht wie ihm, und ich muß, eben so wie er, viel erdulden für die Ehre meiner Dame. Wollte ich sie verläugnen, aus eitel Furcht oder schnöder Gewinnsucht, so könnte ich behaglich leben in dieser seyenden vernünftigen Welt, und ich würde eine schöne Maritorne zum Altare führen, und mich einsegnen lassen von feisten Zauberern, und mit edlen Eseltreibern banquettiren, und ge¬ fahrlose Novellen und sonstige kleine Sklävchen zeugen! Statt dessen, geschmückt mit den drey Farben meiner Dame, muß ich beständig auf der Mensur liegen, und mich durch unsägliches Drang¬ sal durchschlagen, und ich erfechte keinen Sieg, der mich nicht auch etwas Herzblut kostet. Tag
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Hofdamen nur fuͤr gemeine Stalldirnen, wie jener eine Puppenkomoͤdie fuͤr eine Staatsakzion hielt, ſo halte ich unſre Staatsakzionen fuͤr leidige Pup¬ penkomoͤdien — doch eben ſo tapfer wie der tap¬ fere Manchaner ſchlage ich drein in die hoͤlzerne Wirthſchaft. Ach! ſolche Heldenthat bekoͤmmt mir oft eben ſo ſchlecht wie ihm, und ich muß, eben ſo wie er, viel erdulden fuͤr die Ehre meiner Dame. Wollte ich ſie verlaͤugnen, aus eitel Furcht oder ſchnoͤder Gewinnſucht, ſo koͤnnte ich behaglich leben in dieſer ſeyenden vernuͤnftigen Welt, und ich wuͤrde eine ſchoͤne Maritorne zum Altare fuͤhren, und mich einſegnen laſſen von feiſten Zauberern, und mit edlen Eſeltreibern banquettiren, und ge¬ fahrloſe Novellen und ſonſtige kleine Sklaͤvchen zeugen! Statt deſſen, geſchmuͤckt mit den drey Farben meiner Dame, muß ich beſtaͤndig auf der Menſur liegen, und mich durch unſaͤgliches Drang¬ ſal durchſchlagen, und ich erfechte keinen Sieg, der mich nicht auch etwas Herzblut koſtet. Tag
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Hofdamen nur fuͤr gemeine Stalldirnen, wie jener
eine Puppenkomoͤdie fuͤr eine Staatsakzion hielt,
ſo halte ich unſre Staatsakzionen fuͤr leidige Pup¬
penkomoͤdien — doch eben ſo tapfer wie der tap¬
fere Manchaner ſchlage ich drein in die hoͤlzerne
Wirthſchaft. Ach! ſolche Heldenthat bekoͤmmt mir
oft eben ſo ſchlecht wie ihm, und ich muß, eben
ſo wie er, viel erdulden fuͤr die Ehre meiner Dame.
Wollte ich ſie verlaͤugnen, aus eitel Furcht oder
ſchnoͤder Gewinnſucht, ſo koͤnnte ich behaglich leben
in dieſer ſeyenden vernuͤnftigen Welt, und ich
wuͤrde eine ſchoͤne Maritorne zum Altare fuͤhren,
und mich einſegnen laſſen von feiſten Zauberern,
und mit edlen Eſeltreibern banquettiren, und ge¬
fahrloſe Novellen und ſonſtige kleine Sklaͤvchen
zeugen! Statt deſſen, geſchmuͤckt mit den drey
Farben meiner Dame, muß ich beſtaͤndig auf der
Menſur liegen, und mich durch unſaͤgliches Drang¬
ſal durchſchlagen, und ich erfechte keinen Sieg,
der mich nicht auch etwas Herzblut koſtet. Tag
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Heine, Heinrich: Reisebilder. Nachträge. Hamburg, 1831, S. 131. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heine_reisebilder04_1831/145>, abgerufen am 22.11.2024.
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