Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Heine, Heinrich: Reisebilder. Nachträge. Hamburg, 1831.

Bild:
<< vorherige Seite

wöhnlich, daß in Italien unter dem Namen Deut¬
sche nur die Oestreicher verstanden werden. Sig¬
nora wunderte sich nicht wenig, als ich ihr sagte,
daß ich selbst lange Zeit in der Capitale della
Prussia
gelebt habe, nämlich in Berelino, einer
Stadt, die ganz oben in der Geographie liegt,
unsern vom Eispol. Sie schauderte, als ich
ihr die Gefahren schilderte, denen man dort zu¬
weilen ausgesetzt ist, wenn einem die Eisbären
auf der Straße begegnen. Denn, liebe Fran¬
scheska, erklärte ich ihr, in Spitzbergen liegen gar
zu viele Bären in Garnison, und diese kommen
zuweilen auf einen Tag nach Berlin, um etwa
aus Patriotismus den Bär und den Bassa zu se¬
hen, oder einmahl bey Beyerman, im Caffe royal,
gut zu essen und Champagner zu trinken, was
ihnen oft mehr Geld kostet, als sie mitgebracht; in
welchem Falle einer von den Bären solange dort
angebunden wird, bis seine Cammeraden zurück¬
kehren und bezahlen, woher auch der Ausdruck

woͤhnlich, daß in Italien unter dem Namen Deut¬
ſche nur die Oeſtreicher verſtanden werden. Sig¬
nora wunderte ſich nicht wenig, als ich ihr ſagte,
daß ich ſelbſt lange Zeit in der Capitale della
Prussia
gelebt habe, naͤmlich in Berelino, einer
Stadt, die ganz oben in der Geographie liegt,
unſern vom Eispol. Sie ſchauderte, als ich
ihr die Gefahren ſchilderte, denen man dort zu¬
weilen ausgeſetzt iſt, wenn einem die Eisbaͤren
auf der Straße begegnen. Denn, liebe Fran¬
ſcheska, erklaͤrte ich ihr, in Spitzbergen liegen gar
zu viele Baͤren in Garniſon, und dieſe kommen
zuweilen auf einen Tag nach Berlin, um etwa
aus Patriotismus den Baͤr und den Baſſa zu ſe¬
hen, oder einmahl bey Beyerman, im Caffé royal,
gut zu eſſen und Champagner zu trinken, was
ihnen oft mehr Geld koſtet, als ſie mitgebracht; in
welchem Falle einer von den Baͤren ſolange dort
angebunden wird, bis ſeine Cammeraden zuruͤck¬
kehren und bezahlen, woher auch der Ausdruck

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0107" n="93"/>
wo&#x0364;hnlich, daß in Italien unter dem Namen Deut¬<lb/>
&#x017F;che nur die Oe&#x017F;treicher ver&#x017F;tanden werden. Sig¬<lb/>
nora wunderte &#x017F;ich nicht wenig, als ich ihr &#x017F;agte,<lb/>
daß ich &#x017F;elb&#x017F;t lange Zeit in der <hi rendition="#aq">Capitale della<lb/>
Prussia</hi> gelebt habe, na&#x0364;mlich in <hi rendition="#aq">Berelino</hi>, einer<lb/>
Stadt, die ganz oben in der Geographie liegt,<lb/>
un&#x017F;ern vom Eispol. Sie &#x017F;chauderte, als ich<lb/>
ihr die Gefahren &#x017F;childerte, denen man dort zu¬<lb/>
weilen ausge&#x017F;etzt i&#x017F;t, wenn einem die Eisba&#x0364;ren<lb/>
auf der Straße begegnen. Denn, liebe Fran¬<lb/>
&#x017F;cheska, erkla&#x0364;rte ich ihr, in Spitzbergen liegen gar<lb/>
zu viele Ba&#x0364;ren in Garni&#x017F;on, und die&#x017F;e kommen<lb/>
zuweilen auf einen Tag nach Berlin, um etwa<lb/>
aus Patriotismus den Ba&#x0364;r und den Ba&#x017F;&#x017F;a zu &#x017F;<lb/>
hen, oder einmahl bey Beyerman, im Caff<hi rendition="#aq">é</hi> royal,<lb/>
gut zu e&#x017F;&#x017F;en und Champagner zu trinken, was<lb/>
ihnen oft mehr Geld ko&#x017F;tet, als &#x017F;ie mitgebracht; in<lb/>
welchem Falle einer von den Ba&#x0364;ren &#x017F;olange dort<lb/>
angebunden wird, bis &#x017F;eine Cammeraden zuru&#x0364;ck¬<lb/>
kehren und bezahlen, woher auch der Ausdruck<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[93/0107] woͤhnlich, daß in Italien unter dem Namen Deut¬ ſche nur die Oeſtreicher verſtanden werden. Sig¬ nora wunderte ſich nicht wenig, als ich ihr ſagte, daß ich ſelbſt lange Zeit in der Capitale della Prussia gelebt habe, naͤmlich in Berelino, einer Stadt, die ganz oben in der Geographie liegt, unſern vom Eispol. Sie ſchauderte, als ich ihr die Gefahren ſchilderte, denen man dort zu¬ weilen ausgeſetzt iſt, wenn einem die Eisbaͤren auf der Straße begegnen. Denn, liebe Fran¬ ſcheska, erklaͤrte ich ihr, in Spitzbergen liegen gar zu viele Baͤren in Garniſon, und dieſe kommen zuweilen auf einen Tag nach Berlin, um etwa aus Patriotismus den Baͤr und den Baſſa zu ſe¬ hen, oder einmahl bey Beyerman, im Caffé royal, gut zu eſſen und Champagner zu trinken, was ihnen oft mehr Geld koſtet, als ſie mitgebracht; in welchem Falle einer von den Baͤren ſolange dort angebunden wird, bis ſeine Cammeraden zuruͤck¬ kehren und bezahlen, woher auch der Ausdruck

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/heine_reisebilder04_1831
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/heine_reisebilder04_1831/107
Zitationshilfe: Heine, Heinrich: Reisebilder. Nachträge. Hamburg, 1831, S. 93. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heine_reisebilder04_1831/107>, abgerufen am 08.05.2024.