war Keinem lieb, und in der That, sie war keine beneidenswerthe. Ich erinnere mich noch, mit welchem unterdrückten Lächeln ein Candidat solcher Celebrität von einigen lustigen Freunden, unter den Arkaden zu München, betrachtet wurde. Ein scharfsichtiger Bösewicht meinte sogar, er sähe zwischen den Rockschößen desselben den Schatten eines Lorbeerblattes. Was mich betrifft, lieber Leser, so bin ich nicht so boshaft, wie du denkst, ich bemitleide den armen Grafen, wenn ihn Andere verhöhnen, ich zweifle, daß er sich an der verhaßten "Sitte" thätlich gerächt habe, obgleich er in seinen Liedern schmachtet, sich solcher Rache hinzugeben; ich glaube viel¬ mehr an die verletzenden Kränkungen, beleidigen¬ den Zurücksetzungen und Abweisungen, wovon er selbst so rührend singt. Ich bin überzeugt, er betrug sich gegen die Sitten überhaupt weit löb¬ licher, als ihm selber lieb war, und er kann vielleicht, wie General Tilly, von sich rühmen:
war Keinem lieb, und in der That, ſie war keine beneidenswerthe. Ich erinnere mich noch, mit welchem unterdruͤckten Laͤcheln ein Candidat ſolcher Celebritaͤt von einigen luſtigen Freunden, unter den Arkaden zu Muͤnchen, betrachtet wurde. Ein ſcharfſichtiger Boͤſewicht meinte ſogar, er ſaͤhe zwiſchen den Rockſchoͤßen deſſelben den Schatten eines Lorbeerblattes. Was mich betrifft, lieber Leſer, ſo bin ich nicht ſo boshaft, wie du denkſt, ich bemitleide den armen Grafen, wenn ihn Andere verhoͤhnen, ich zweifle, daß er ſich an der verhaßten “Sitte„ thaͤtlich geraͤcht habe, obgleich er in ſeinen Liedern ſchmachtet, ſich ſolcher Rache hinzugeben; ich glaube viel¬ mehr an die verletzenden Kraͤnkungen, beleidigen¬ den Zuruͤckſetzungen und Abweiſungen, wovon er ſelbſt ſo ruͤhrend ſingt. Ich bin uͤberzeugt, er betrug ſich gegen die Sitten uͤberhaupt weit loͤb¬ licher, als ihm ſelber lieb war, und er kann vielleicht, wie General Tilly, von ſich ruͤhmen:
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war Keinem lieb, und in der That, ſie war keine
beneidenswerthe. Ich erinnere mich noch, mit
welchem unterdruͤckten Laͤcheln ein Candidat ſolcher
Celebritaͤt von einigen luſtigen Freunden, unter
den Arkaden zu Muͤnchen, betrachtet wurde. Ein
ſcharfſichtiger Boͤſewicht meinte ſogar, er ſaͤhe
zwiſchen den Rockſchoͤßen deſſelben den Schatten
eines Lorbeerblattes. Was mich betrifft, lieber
Leſer, ſo bin ich nicht ſo boshaft, wie du
denkſt, ich bemitleide den armen Grafen, wenn
ihn Andere verhoͤhnen, ich zweifle, daß er ſich
an der verhaßten “Sitte„ thaͤtlich geraͤcht
habe, obgleich er in ſeinen Liedern ſchmachtet,
ſich ſolcher Rache hinzugeben; ich glaube viel¬
mehr an die verletzenden Kraͤnkungen, beleidigen¬
den Zuruͤckſetzungen und Abweiſungen, wovon er
ſelbſt ſo ruͤhrend ſingt. Ich bin uͤberzeugt, er
betrug ſich gegen die Sitten uͤberhaupt weit loͤb¬
licher, als ihm ſelber lieb war, und er kann
vielleicht, wie General Tilly, von ſich ruͤhmen:
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Heine, Heinrich: Reisebilder. Bd. 3. Hamburg, 1830, S. 365. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heine_reisebilder03_1830/373>, abgerufen am 25.11.2024.
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