hinten. Anders war es bey den Alten, anders ist es noch jetzt bey neueren Völkern, z. B. den Engländern und Franzosen, die ein Volksleben, und daher public characters haben. Wir Deutschen aber, wir haben zwar ein ganzes när¬ risches Volk, aber wenig ausgezeichnete Narren, die bekannt genug wären, um sie als allgemein verständliche Charaktere in Prosa oder Versen gebrauchen zu können. Die wenigen Männer dieser Art, die wir besitzen, haben wirklich Recht, wenn sie sich wichtig machen. Sie sind von un¬ schätzbarem Werthe und zu den höchsten An¬ sprüchen berechtigt. So z.B. der Herr Geheimrath Schmalz, Professor der Berliner Universität, ist ein Mann, der nicht mit Geld zu bezahlen ist; ein humoristischer Schriftsteller kann ihn nicht entbehren, und er selbst fühlt diese persönliche Wichtigkeit und Unentbehrlichkeit in so hohem Grade, daß er jede Gelegenheit ergreift, um humoristischen Schriftstellern Stoff zur Satyre
hinten. Anders war es bey den Alten, anders iſt es noch jetzt bey neueren Voͤlkern, z. B. den Englaͤndern und Franzoſen, die ein Volksleben, und daher public characters haben. Wir Deutſchen aber, wir haben zwar ein ganzes naͤr¬ riſches Volk, aber wenig ausgezeichnete Narren, die bekannt genug waͤren, um ſie als allgemein verſtaͤndliche Charaktere in Proſa oder Verſen gebrauchen zu koͤnnen. Die wenigen Maͤnner dieſer Art, die wir beſitzen, haben wirklich Recht, wenn ſie ſich wichtig machen. Sie ſind von un¬ ſchaͤtzbarem Werthe und zu den hoͤchſten An¬ ſpruͤchen berechtigt. So z.B. der Herr Geheimrath Schmalz, Profeſſor der Berliner Univerſitaͤt, iſt ein Mann, der nicht mit Geld zu bezahlen iſt; ein humoriſtiſcher Schriftſteller kann ihn nicht entbehren, und er ſelbſt fuͤhlt dieſe perſoͤnliche Wichtigkeit und Unentbehrlichkeit in ſo hohem Grade, daß er jede Gelegenheit ergreift, um humoriſtiſchen Schriftſtellern Stoff zur Satyre
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iſt es noch jetzt bey neueren Voͤlkern, z. B. den
Englaͤndern und Franzoſen, die ein Volksleben,
und daher public characters haben. Wir
Deutſchen aber, wir haben zwar ein ganzes naͤr¬
riſches Volk, aber wenig ausgezeichnete Narren,
die bekannt genug waͤren, um ſie als allgemein
verſtaͤndliche Charaktere in Proſa oder Verſen
gebrauchen zu koͤnnen. Die wenigen Maͤnner
dieſer Art, die wir beſitzen, haben wirklich Recht,
wenn ſie ſich wichtig machen. Sie ſind von un¬
ſchaͤtzbarem Werthe und zu den hoͤchſten An¬
ſpruͤchen berechtigt. So z.B. der Herr Geheimrath
Schmalz, Profeſſor der Berliner Univerſitaͤt, iſt
ein Mann, der nicht mit Geld zu bezahlen iſt;
ein humoriſtiſcher Schriftſteller kann ihn nicht
entbehren, und er ſelbſt fuͤhlt dieſe perſoͤnliche
Wichtigkeit und Unentbehrlichkeit in ſo hohem
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Heine, Heinrich: Reisebilder. Bd. 3. Hamburg, 1830, S. 360. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heine_reisebilder03_1830/368>, abgerufen am 25.11.2024.
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