zu geben, daß er Tag und Nacht grübelt, wie er sich als Staatsmann, Servilist, Dekan, Antihegelianer und Patriot lächerlich machen kann, und somit die Litteratur, für die er sich gleichsam aufopfert, thatkräftig zu befördern. Den deut¬ schen Universitäten muß man überhaupt nach¬ rühmen, daß sie den deutschen Schriftsteller, mehr als jede andere Zunft, mit allerley Narren versorgen, und besonders Göttingen habe ich immer in dieser Hinsicht zu schätzen gewußt. Dies ist auch der geheime Grund, weßhalb ich mich für die Erhaltung der Universitäten erkläre, obgleich ich stets Gewerbefreyheit und Vernich¬ tung des Zunftwesens gepredigt habe. Bey solchem fühlbaren Mangel an ausgezeichneten Narren, kann man mir nicht genug danken, wenn ich neue aufs Tapet bringe und allgemein brauch¬ bar mache. Zum Besten der Litteratur will ich daher jetzt vom Grafen August von Platen Hallermünde etwas ausführlicher reden. Ich
zu geben, daß er Tag und Nacht gruͤbelt, wie er ſich als Staatsmann, Serviliſt, Dekan, Antihegelianer und Patriot laͤcherlich machen kann, und ſomit die Litteratur, fuͤr die er ſich gleichſam aufopfert, thatkraͤftig zu befoͤrdern. Den deut¬ ſchen Univerſitaͤten muß man uͤberhaupt nach¬ ruͤhmen, daß ſie den deutſchen Schriftſteller, mehr als jede andere Zunft, mit allerley Narren verſorgen, und beſonders Goͤttingen habe ich immer in dieſer Hinſicht zu ſchaͤtzen gewußt. Dies iſt auch der geheime Grund, weßhalb ich mich fuͤr die Erhaltung der Univerſitaͤten erklaͤre, obgleich ich ſtets Gewerbefreyheit und Vernich¬ tung des Zunftweſens gepredigt habe. Bey ſolchem fuͤhlbaren Mangel an ausgezeichneten Narren, kann man mir nicht genug danken, wenn ich neue aufs Tapet bringe und allgemein brauch¬ bar mache. Zum Beſten der Litteratur will ich daher jetzt vom Grafen Auguſt von Platen Hallermuͤnde etwas ausfuͤhrlicher reden. Ich
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zu geben, daß er Tag und Nacht gruͤbelt, wie
er ſich als Staatsmann, Serviliſt, Dekan,
Antihegelianer und Patriot laͤcherlich machen kann,
und ſomit die Litteratur, fuͤr die er ſich gleichſam
aufopfert, thatkraͤftig zu befoͤrdern. Den deut¬
ſchen Univerſitaͤten muß man uͤberhaupt nach¬
ruͤhmen, daß ſie den deutſchen Schriftſteller, mehr
als jede andere Zunft, mit allerley Narren
verſorgen, und beſonders Goͤttingen habe ich
immer in dieſer Hinſicht zu ſchaͤtzen gewußt.
Dies iſt auch der geheime Grund, weßhalb ich
mich fuͤr die Erhaltung der Univerſitaͤten erklaͤre,
obgleich ich ſtets Gewerbefreyheit und Vernich¬
tung des Zunftweſens gepredigt habe. Bey
ſolchem fuͤhlbaren Mangel an ausgezeichneten
Narren, kann man mir nicht genug danken, wenn
ich neue aufs Tapet bringe und allgemein brauch¬
bar mache. Zum Beſten der Litteratur will
ich daher jetzt vom Grafen Auguſt von Platen
Hallermuͤnde etwas ausfuͤhrlicher reden. Ich
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Heine, Heinrich: Reisebilder. Bd. 3. Hamburg, 1830, S. 361. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heine_reisebilder03_1830/369>, abgerufen am 22.11.2024.
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