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Heine, Heinrich: Reisebilder. Bd. 3. Hamburg, 1830.

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sel unterschreiben von hundert tausend Mark.
Ich will meinen Mund nicht zum Bösen auf¬
thun, aber ich setze den Fall: Sie wären ein
schöner Mensch, und Lady Maxfield wäre in
Verzweiflung, daß sie den schönen Menschen ver¬
lieren soll, und eifersüchtig, wie die Weiber sind,
wollte sie nicht, daß eine Andre sich nachher an
Ihnen beglücke -- Was thut sie? Sie nimmt
eine Zitrone oder eine Orange, und schüttet ein
klein weiß Pülverchen hinein, und sagt: kühle
dich, Geliebter, du hast dich heiß gelaufen --
und den andern Morgen sind Sie wirklich ein
kühler Mensch. Da war ein Mann, der hieß
Pieper und der hatte eine Leidenschaftsliebe mit
einer Mädchenperson, die das Posaunenengelhan¬
chen hieß, und die wohnte auf der Kaffemacherey
und der Mann wohnte in der Fuhlentwiete --

Ich wollte, Hirsch -- schrie wüthend der
Markese, dessen Unruhe den höchsten Grad er¬
reicht hatte -- ich wollt', dein Pieper von der

ſel unterſchreiben von hundert tauſend Mark.
Ich will meinen Mund nicht zum Boͤſen auf¬
thun, aber ich ſetze den Fall: Sie waͤren ein
ſchoͤner Menſch, und Lady Maxfield waͤre in
Verzweiflung, daß ſie den ſchoͤnen Menſchen ver¬
lieren ſoll, und eiferſuͤchtig, wie die Weiber ſind,
wollte ſie nicht, daß eine Andre ſich nachher an
Ihnen begluͤcke — Was thut ſie? Sie nimmt
eine Zitrone oder eine Orange, und ſchuͤttet ein
klein weiß Puͤlverchen hinein, und ſagt: kuͤhle
dich, Geliebter, du haſt dich heiß gelaufen —
und den andern Morgen ſind Sie wirklich ein
kuͤhler Menſch. Da war ein Mann, der hieß
Pieper und der hatte eine Leidenſchaftsliebe mit
einer Maͤdchenperſon, die das Poſaunenengelhan¬
chen hieß, und die wohnte auf der Kaffemacherey
und der Mann wohnte in der Fuhlentwiete —

Ich wollte, Hirſch — ſchrie wuͤthend der
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reicht hatte — ich wollt', dein Pieper von der

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[333/0341] ſel unterſchreiben von hundert tauſend Mark. Ich will meinen Mund nicht zum Boͤſen auf¬ thun, aber ich ſetze den Fall: Sie waͤren ein ſchoͤner Menſch, und Lady Maxfield waͤre in Verzweiflung, daß ſie den ſchoͤnen Menſchen ver¬ lieren ſoll, und eiferſuͤchtig, wie die Weiber ſind, wollte ſie nicht, daß eine Andre ſich nachher an Ihnen begluͤcke — Was thut ſie? Sie nimmt eine Zitrone oder eine Orange, und ſchuͤttet ein klein weiß Puͤlverchen hinein, und ſagt: kuͤhle dich, Geliebter, du haſt dich heiß gelaufen — und den andern Morgen ſind Sie wirklich ein kuͤhler Menſch. Da war ein Mann, der hieß Pieper und der hatte eine Leidenſchaftsliebe mit einer Maͤdchenperſon, die das Poſaunenengelhan¬ chen hieß, und die wohnte auf der Kaffemacherey und der Mann wohnte in der Fuhlentwiete — Ich wollte, Hirſch — ſchrie wuͤthend der Markeſe, deſſen Unruhe den hoͤchſten Grad er¬ reicht hatte — ich wollt', dein Pieper von der

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Zitationshilfe: Heine, Heinrich: Reisebilder. Bd. 3. Hamburg, 1830, S. 333. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heine_reisebilder03_1830/341>, abgerufen am 10.05.2024.