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Heine, Heinrich: Reisebilder. Bd. 3. Hamburg, 1830.

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ist indessen schon vorangeeilt und erwartet mich
in Florenz. Ich bin jetzt unbeobachtet, aber
leider nur diese einzige Nacht -- Laß uns
diese benutzen, laß uns den Nektarkelch, den
uns die Liebe kredenzt, bis auf den letzten
Tropfen leeren. Ich harre, ich zittere --

Julia Maxfield.

Weh mir, ich Narr des Glücks! jammerte
Gumpelino -- die Liebe will mir ihren Nektar¬
kelch kredenzen, und ich, ach! ich Hansnarr des
Glücks, ich habe schon den Becher des Glauben¬
salzes geleert! Wer bringt mir den schrecklichen
Trank wieder aus dem Magen? Hülfe! Hülfe!

Hier kann kein irdischer Lebensmensch mehr
helfen, seufzte Hyazinth.

Ich bedauere Sie von ganzem Herzen, kon¬
dolirte ich ebenfalls. Statt eines Kelchs mit
Nektar ein Glas mit Glaubersalz zu genießen,
das ist bitter! Statt des Thrones der Liebe
harrt Ihrer jetzt der Stuhl der Nacht!

iſt indeſſen ſchon vorangeeilt und erwartet mich
in Florenz. Ich bin jetzt unbeobachtet, aber
leider nur dieſe einzige Nacht — Laß uns
dieſe benutzen, laß uns den Nektarkelch, den
uns die Liebe kredenzt, bis auf den letzten
Tropfen leeren. Ich harre, ich zittere —

Julia Maxfield.

Weh mir, ich Narr des Gluͤcks! jammerte
Gumpelino — die Liebe will mir ihren Nektar¬
kelch kredenzen, und ich, ach! ich Hansnarr des
Gluͤcks, ich habe ſchon den Becher des Glauben¬
ſalzes geleert! Wer bringt mir den ſchrecklichen
Trank wieder aus dem Magen? Huͤlfe! Huͤlfe!

Hier kann kein irdiſcher Lebensmenſch mehr
helfen, ſeufzte Hyazinth.

Ich bedauere Sie von ganzem Herzen, kon¬
dolirte ich ebenfalls. Statt eines Kelchs mit
Nektar ein Glas mit Glauberſalz zu genießen,
das iſt bitter! Statt des Thrones der Liebe
harrt Ihrer jetzt der Stuhl der Nacht!

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[329/0337] iſt indeſſen ſchon vorangeeilt und erwartet mich in Florenz. Ich bin jetzt unbeobachtet, aber leider nur dieſe einzige Nacht — Laß uns dieſe benutzen, laß uns den Nektarkelch, den uns die Liebe kredenzt, bis auf den letzten Tropfen leeren. Ich harre, ich zittere — Julia Maxfield. Weh mir, ich Narr des Gluͤcks! jammerte Gumpelino — die Liebe will mir ihren Nektar¬ kelch kredenzen, und ich, ach! ich Hansnarr des Gluͤcks, ich habe ſchon den Becher des Glauben¬ ſalzes geleert! Wer bringt mir den ſchrecklichen Trank wieder aus dem Magen? Huͤlfe! Huͤlfe! Hier kann kein irdiſcher Lebensmenſch mehr helfen, ſeufzte Hyazinth. Ich bedauere Sie von ganzem Herzen, kon¬ dolirte ich ebenfalls. Statt eines Kelchs mit Nektar ein Glas mit Glauberſalz zu genießen, das iſt bitter! Statt des Thrones der Liebe harrt Ihrer jetzt der Stuhl der Nacht!

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Zitationshilfe: Heine, Heinrich: Reisebilder. Bd. 3. Hamburg, 1830, S. 329. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heine_reisebilder03_1830/337>, abgerufen am 10.05.2024.