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Heine, Heinrich: Reisebilder. Bd. 3. Hamburg, 1830.

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Vaterlandes mit mir theilt. Sie, Herr Markese,
werden wahrscheinlich wissen, daß der selige
Banquier Bethmann, im Sinne dieser Hypothese,
seine Ariadne so zu beleuchten wußte, daß sie
eine rothe Nase zu haben schien.

Ja, ja, Bethmann in Frankfurt war ein
großer Mann! rief der Markese; jedoch im selben
Augenblick schien ihm etwas Wichtiges durch den
Kopf zu laufen, seufzend sprach er vor sich hin:
Gott, Gott, ich habe vergessen nach Frankfurt
an Rothschild zu schreiben! Und mit ernstem
Geschäftsgesicht, woraus aller parodistische Scherz
verschwunden schien, empfahl er sich kurzweg,
ohne lange Ceromonien, und versprach gegen
Abend wiederzukommen.

Als er fort war und ich im Begriff stand,
wie es in der Welt gebräuchlich ist, meine Glossen
über eben den Mann zu machen, durch dessen
Güte ich die angenehmste Bekanntschaft gewon¬
nen, da fand ich zu meiner Verwunderung, daß

Vaterlandes mit mir theilt. Sie, Herr Markeſe,
werden wahrſcheinlich wiſſen, daß der ſelige
Banquier Bethmann, im Sinne dieſer Hypotheſe,
ſeine Ariadne ſo zu beleuchten wußte, daß ſie
eine rothe Naſe zu haben ſchien.

Ja, ja, Bethmann in Frankfurt war ein
großer Mann! rief der Markeſe; jedoch im ſelben
Augenblick ſchien ihm etwas Wichtiges durch den
Kopf zu laufen, ſeufzend ſprach er vor ſich hin:
Gott, Gott, ich habe vergeſſen nach Frankfurt
an Rothſchild zu ſchreiben! Und mit ernſtem
Geſchaͤftsgeſicht, woraus aller parodiſtiſche Scherz
verſchwunden ſchien, empfahl er ſich kurzweg,
ohne lange Ceromonien, und verſprach gegen
Abend wiederzukommen.

Als er fort war und ich im Begriff ſtand,
wie es in der Welt gebraͤuchlich iſt, meine Gloſſen
uͤber eben den Mann zu machen, durch deſſen
Guͤte ich die angenehmſte Bekanntſchaft gewon¬
nen, da fand ich zu meiner Verwunderung, daß

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[282[283]/0291] Vaterlandes mit mir theilt. Sie, Herr Markeſe, werden wahrſcheinlich wiſſen, daß der ſelige Banquier Bethmann, im Sinne dieſer Hypotheſe, ſeine Ariadne ſo zu beleuchten wußte, daß ſie eine rothe Naſe zu haben ſchien. Ja, ja, Bethmann in Frankfurt war ein großer Mann! rief der Markeſe; jedoch im ſelben Augenblick ſchien ihm etwas Wichtiges durch den Kopf zu laufen, ſeufzend ſprach er vor ſich hin: Gott, Gott, ich habe vergeſſen nach Frankfurt an Rothſchild zu ſchreiben! Und mit ernſtem Geſchaͤftsgeſicht, woraus aller parodiſtiſche Scherz verſchwunden ſchien, empfahl er ſich kurzweg, ohne lange Ceromonien, und verſprach gegen Abend wiederzukommen. Als er fort war und ich im Begriff ſtand, wie es in der Welt gebraͤuchlich iſt, meine Gloſſen uͤber eben den Mann zu machen, durch deſſen Guͤte ich die angenehmſte Bekanntſchaft gewon¬ nen, da fand ich zu meiner Verwunderung, daß

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Zitationshilfe: Heine, Heinrich: Reisebilder. Bd. 3. Hamburg, 1830, S. 282[283]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heine_reisebilder03_1830/291>, abgerufen am 22.11.2024.