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Heine, Heinrich: Reisebilder. Bd. 3. Hamburg, 1830.

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Ach, liebe Seele, es kann sich sogar fügen,
daß Du auf irgend einem Kirchhofe neben diesem
selben Philister zu liegen kömmst, und hörst Du
dann am jüngsten Tage die Posaune erschallen
und sagst zu Deinem Nachbar: "Guter Freund,
reichen Sie mir gefälligst die Hand, damit ich
aufstehen kann, das linke Bein ist mir einge¬
schlafen von dem verdammt langen Liegen!"
dann bemerkst Du plötzlich das wohlbekannte
Philisterlächeln, und hörst die höhnische Stimme:
Es ist heute eine schöne Witterung.


Ach, liebe Seele, es kann ſich ſogar fuͤgen,
daß Du auf irgend einem Kirchhofe neben dieſem
ſelben Philiſter zu liegen koͤmmſt, und hoͤrſt Du
dann am juͤngſten Tage die Poſaune erſchallen
und ſagſt zu Deinem Nachbar: „Guter Freund,
reichen Sie mir gefaͤlligſt die Hand, damit ich
aufſtehen kann, das linke Bein iſt mir einge¬
ſchlafen von dem verdammt langen Liegen!“
dann bemerkſt Du ploͤtzlich das wohlbekannte
Philiſterlaͤcheln, und hoͤrſt die hoͤhniſche Stimme:
Es iſt heute eine ſchoͤne Witterung.


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[8/0016] Ach, liebe Seele, es kann ſich ſogar fuͤgen, daß Du auf irgend einem Kirchhofe neben dieſem ſelben Philiſter zu liegen koͤmmſt, und hoͤrſt Du dann am juͤngſten Tage die Poſaune erſchallen und ſagſt zu Deinem Nachbar: „Guter Freund, reichen Sie mir gefaͤlligſt die Hand, damit ich aufſtehen kann, das linke Bein iſt mir einge¬ ſchlafen von dem verdammt langen Liegen!“ dann bemerkſt Du ploͤtzlich das wohlbekannte Philiſterlaͤcheln, und hoͤrſt die hoͤhniſche Stimme: Es iſt heute eine ſchoͤne Witterung.

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Zitationshilfe: Heine, Heinrich: Reisebilder. Bd. 3. Hamburg, 1830, S. 8. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heine_reisebilder03_1830/16>, abgerufen am 29.03.2024.