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Heine, Heinrich: Reisebilder. Bd. 3. Hamburg, 1830.

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lich unter Blumen und Zypressen, bis neue An¬
kömmlinge, die noch ihre frischen Eisenkleider
anhatten, aus dem Norden kamen und sie ver¬
drängten, -- eine Geschichte, die sich oft wieder¬
holte, und von den Historikern die Völkerwan¬
derung genannt wird. Wandelt man jetzt durch
das Weichbild Verona's, so findet man überall
die abenteuerlichen Spuren jener Tage, so wie
auch die Spuren der älteren und der späteren
Zeiten. An die Römer mahnt besonders das
Amphitheater und der Triumphbogen; an die
Zeit des Theoderichs, des Ditrichs von Bern,
von dem die Deutschen noch singen und sagen,
erinnern die fabelhaften Reste so mancher byzan¬
tinisch vorgothischen Bauwerke; tolle Trümmer
erinnern an König Alboin und seine wüthenden
Longobarden; sagenreiche Denkmale mahnen an
Carolum Magnum, dessen Paladine an der
Pforte des Doms eben so fränkisch roh gemeißelt
sind, wie sie gewiß im Leben gewesen -- es will

lich unter Blumen und Zypreſſen, bis neue An¬
koͤmmlinge, die noch ihre friſchen Eiſenkleider
anhatten, aus dem Norden kamen und ſie ver¬
draͤngten, — eine Geſchichte, die ſich oft wieder¬
holte, und von den Hiſtorikern die Voͤlkerwan¬
derung genannt wird. Wandelt man jetzt durch
das Weichbild Verona's, ſo findet man uͤberall
die abenteuerlichen Spuren jener Tage, ſo wie
auch die Spuren der aͤlteren und der ſpaͤteren
Zeiten. An die Roͤmer mahnt beſonders das
Amphitheater und der Triumphbogen; an die
Zeit des Theoderichs, des Ditrichs von Bern,
von dem die Deutſchen noch ſingen und ſagen,
erinnern die fabelhaften Reſte ſo mancher byzan¬
tiniſch vorgothiſchen Bauwerke; tolle Truͤmmer
erinnern an Koͤnig Alboin und ſeine wuͤthenden
Longobarden; ſagenreiche Denkmale mahnen an
Carolum Magnum, deſſen Paladine an der
Pforte des Doms eben ſo fraͤnkiſch roh gemeißelt
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[135/0143] lich unter Blumen und Zypreſſen, bis neue An¬ koͤmmlinge, die noch ihre friſchen Eiſenkleider anhatten, aus dem Norden kamen und ſie ver¬ draͤngten, — eine Geſchichte, die ſich oft wieder¬ holte, und von den Hiſtorikern die Voͤlkerwan¬ derung genannt wird. Wandelt man jetzt durch das Weichbild Verona's, ſo findet man uͤberall die abenteuerlichen Spuren jener Tage, ſo wie auch die Spuren der aͤlteren und der ſpaͤteren Zeiten. An die Roͤmer mahnt beſonders das Amphitheater und der Triumphbogen; an die Zeit des Theoderichs, des Ditrichs von Bern, von dem die Deutſchen noch ſingen und ſagen, erinnern die fabelhaften Reſte ſo mancher byzan¬ tiniſch vorgothiſchen Bauwerke; tolle Truͤmmer erinnern an Koͤnig Alboin und ſeine wuͤthenden Longobarden; ſagenreiche Denkmale mahnen an Carolum Magnum, deſſen Paladine an der Pforte des Doms eben ſo fraͤnkiſch roh gemeißelt ſind, wie ſie gewiß im Leben geweſen — es will

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Zitationshilfe: Heine, Heinrich: Reisebilder. Bd. 3. Hamburg, 1830, S. 135. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heine_reisebilder03_1830/143>, abgerufen am 27.04.2024.