können bestimmt angeben, was ihre Ahnen gethan haben, und sie zeigen nur, daß ihr Name in Rüxners Turnierbuch erwähnt sey; -- ja, kön¬ nen sie auch nachweisen, daß diese Ahnen etwa als Kreuzritter bey der Eroberung Jerusalems zugegen waren, so sollten sie, ehe sie sich etwas darauf zu Gute thun, auch beweisen, daß jene Ritter ehrlich mitgefochten haben, daß ihre Eisen¬ hosen nicht mit gelber Furcht wattirt worden, und daß unter ihrem rothen Kreuze das Herz eines honetten Mannes gesessen. Gäbe es keine Ilias, sondern bloß ein Namensverzeichniß der Helden, die vor Troja gestanden, und ihre Na¬ men existirten noch jetzt -- wie würde sich der Ahnenstolz Derer von Thersites zu blähen wissen! Von der Reinheit des Blutes will ich gar nicht einmal sprechen; Philosophen und Stallknechte haben darüber gar seltsame Gedanken.
Mein Tadel, wie gesagt, treffe zumeist die schlechte Erziehung des hannövrischen Adels und dessen früh eingeprägten Wahn von der Wichtig¬
koͤnnen beſtimmt angeben, was ihre Ahnen gethan haben, und ſie zeigen nur, daß ihr Name in Ruͤxners Turnierbuch erwaͤhnt ſey; — ja, koͤn¬ nen ſie auch nachweiſen, daß dieſe Ahnen etwa als Kreuzritter bey der Eroberung Jeruſalems zugegen waren, ſo ſollten ſie, ehe ſie ſich etwas darauf zu Gute thun, auch beweiſen, daß jene Ritter ehrlich mitgefochten haben, daß ihre Eiſen¬ hoſen nicht mit gelber Furcht wattirt worden, und daß unter ihrem rothen Kreuze das Herz eines honetten Mannes geſeſſen. Gaͤbe es keine Ilias, ſondern bloß ein Namensverzeichniß der Helden, die vor Troja geſtanden, und ihre Na¬ men exiſtirten noch jetzt — wie wuͤrde ſich der Ahnenſtolz Derer von Therſites zu blaͤhen wiſſen! Von der Reinheit des Blutes will ich gar nicht einmal ſprechen; Philoſophen und Stallknechte haben daruͤber gar ſeltſame Gedanken.
Mein Tadel, wie geſagt, treffe zumeiſt die ſchlechte Erziehung des hannoͤvriſchen Adels und deſſen fruͤh eingepraͤgten Wahn von der Wichtig¬
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haben, und ſie zeigen nur, daß ihr Name in
Ruͤxners Turnierbuch erwaͤhnt ſey; — ja, koͤn¬
nen ſie auch nachweiſen, daß dieſe Ahnen etwa
als Kreuzritter bey der Eroberung Jeruſalems
zugegen waren, ſo ſollten ſie, ehe ſie ſich etwas
darauf zu Gute thun, auch beweiſen, daß jene
Ritter ehrlich mitgefochten haben, daß ihre Eiſen¬
hoſen nicht mit gelber Furcht wattirt worden,
und daß unter ihrem rothen Kreuze das Herz
eines honetten Mannes geſeſſen. Gaͤbe es keine
Ilias, ſondern bloß ein Namensverzeichniß der
Helden, die vor Troja geſtanden, und ihre Na¬
men exiſtirten noch jetzt — wie wuͤrde ſich der
Ahnenſtolz Derer von Therſites zu blaͤhen wiſſen!
Von der Reinheit des Blutes will ich gar nicht
einmal ſprechen; Philoſophen und Stallknechte
haben daruͤber gar ſeltſame Gedanken.
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Heine, Heinrich: Reisebilder. Bd. 2. Hamburg, 1827, S. 87. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heine_reisebilder02_1827/95>, abgerufen am 24.11.2024.
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