es nicht weiter. Nein, durch diesen hannövrischen Adelswald drang niemals ein Sonnenstrahl brit¬ tischer Freyheit, und kein brittischer Freiheitston konnte jemals vernehmbar werden im wiehernden Lärm hannövrischer Rosse. Was aber ein britti¬ scher Freyheitston ist, habe ich erst kürzlich er¬ fahren, indem ich, im wildesten Seewetter, ein englisches Schiff vorbeysegeln sah, auf dessen Verdeck mehrere Menschen standen, und Wind und Wellen fast frevelhaft trotzig überbrüllten, mit ihrem alten: rule Britania, rule the waves, Britons never shall be slaves!
Die allgemeine Klage über hannövrischen Adelstolz trifft wohl zumerst die liebe Jugend ge¬ wisser Familien, die das Land Hannover regieren oder mittelbar zu regieren glauben. Aber auch die edlen Jünglinge würden bald jene Fehler der Art, oder besser gesagt, jene Unart ablegen, wenn sie ebenfalls etwas in der Welt herum¬ gedrängt würden, oder eine bessere Erziehung genössen. Man schickt sie freylich nach Göttingen,
es nicht weiter. Nein, durch dieſen hannoͤvriſchen Adelswald drang niemals ein Sonnenſtrahl brit¬ tiſcher Freyheit, und kein brittiſcher Freiheitston konnte jemals vernehmbar werden im wiehernden Laͤrm hannoͤvriſcher Roſſe. Was aber ein britti¬ ſcher Freyheitston iſt, habe ich erſt kuͤrzlich er¬ fahren, indem ich, im wildeſten Seewetter, ein engliſches Schiff vorbeyſegeln ſah, auf deſſen Verdeck mehrere Menſchen ſtanden, und Wind und Wellen faſt frevelhaft trotzig uͤberbruͤllten, mit ihrem alten: rule Britania, rule the waves, Britons never shall be slaves!
Die allgemeine Klage uͤber hannoͤvriſchen Adelſtolz trifft wohl zumerſt die liebe Jugend ge¬ wiſſer Familien, die das Land Hannover regieren oder mittelbar zu regieren glauben. Aber auch die edlen Juͤnglinge wuͤrden bald jene Fehler der Art, oder beſſer geſagt, jene Unart ablegen, wenn ſie ebenfalls etwas in der Welt herum¬ gedraͤngt wuͤrden, oder eine beſſere Erziehung genoͤſſen. Man ſchickt ſie freylich nach Goͤttingen,
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es nicht weiter. Nein, durch dieſen hannoͤvriſchen
Adelswald drang niemals ein Sonnenſtrahl brit¬
tiſcher Freyheit, und kein brittiſcher Freiheitston
konnte jemals vernehmbar werden im wiehernden
Laͤrm hannoͤvriſcher Roſſe. Was aber ein britti¬
ſcher Freyheitston iſt, habe ich erſt kuͤrzlich er¬
fahren, indem ich, im wildeſten Seewetter, ein
engliſches Schiff vorbeyſegeln ſah, auf deſſen
Verdeck mehrere Menſchen ſtanden, und Wind
und Wellen faſt frevelhaft trotzig uͤberbruͤllten,
mit ihrem alten: rule Britania, rule the waves,
Britons never shall be slaves!
Die allgemeine Klage uͤber hannoͤvriſchen
Adelſtolz trifft wohl zumerſt die liebe Jugend ge¬
wiſſer Familien, die das Land Hannover regieren
oder mittelbar zu regieren glauben. Aber auch
die edlen Juͤnglinge wuͤrden bald jene Fehler der
Art, oder beſſer geſagt, jene Unart ablegen,
wenn ſie ebenfalls etwas in der Welt herum¬
gedraͤngt wuͤrden, oder eine beſſere Erziehung
genoͤſſen. Man ſchickt ſie freylich nach Goͤttingen,
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Heine, Heinrich: Reisebilder. Bd. 2. Hamburg, 1827, S. 85. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heine_reisebilder02_1827/93>, abgerufen am 24.11.2024.
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