ten und Tamtams, ein heroisches Mittel ist, um unser erschlafftes Volk kriegerisch zu stärken, ein Mittel, das schon Plato und Cicero staatspfiffig empfohlen haben. Am allerwenigsten begriff der junge Mensch die diplomatische Bedeutung des Bal¬ lets. Mit Mühe zeigte ich ihm, wie in Hoguets Füßen mehr Politik sitzt als in Bucholz Kopf, wie alle seine Tanztouren diplomatische Verhand¬ lungen bedeuten, wie jede seiner Bewegungen eine politische Beziehung habe, so z. B. daß er unser Kabinet meynt, wenn er, sehnsüchtig vorgebeugt, mit den Händen weitausgreift, daß er den -- -- -- meynt, wenn er sich hundertmal auf einem Fuße herumdreht ohne vom Fleck zu kommen, daß er die kleinen Fürsten meynt, wenn er wie mit ge¬ bundenen Beinen herumtrippelt, daß er das Euro¬ päische Gleichgewicht bezeichnet, wenn er wie ein Trunkener hin und herschwankt, daß er einen Con¬ greß andeutet, wenn er die gebogenen Arme knäul¬ artig in einander verschlingt, und endlich daß er unsern allzugroßen Freund im Osten darstellt,
ten und Tamtams, ein heroiſches Mittel iſt, um unſer erſchlafftes Volk kriegeriſch zu ſtaͤrken, ein Mittel, das ſchon Plato und Cicero ſtaatspfiffig empfohlen haben. Am allerwenigſten begriff der junge Menſch die diplomatiſche Bedeutung des Bal¬ lets. Mit Muͤhe zeigte ich ihm, wie in Hoguets Fuͤßen mehr Politik ſitzt als in Bucholz Kopf, wie alle ſeine Tanztouren diplomatiſche Verhand¬ lungen bedeuten, wie jede ſeiner Bewegungen eine politiſche Beziehung habe, ſo z. B. daß er unſer Kabinet meynt, wenn er, ſehnſuͤchtig vorgebeugt, mit den Haͤnden weitausgreift, daß er den — — — meynt, wenn er ſich hundertmal auf einem Fuße herumdreht ohne vom Fleck zu kommen, daß er die kleinen Fuͤrſten meynt, wenn er wie mit ge¬ bundenen Beinen herumtrippelt, daß er das Euro¬ paͤiſche Gleichgewicht bezeichnet, wenn er wie ein Trunkener hin und herſchwankt, daß er einen Con¬ greß andeutet, wenn er die gebogenen Arme knaͤul¬ artig in einander verſchlingt, und endlich daß er unſern allzugroßen Freund im Oſten darſtellt,
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ten und Tamtams, ein heroiſches Mittel iſt, um
unſer erſchlafftes Volk kriegeriſch zu ſtaͤrken, ein
Mittel, das ſchon Plato und Cicero ſtaatspfiffig
empfohlen haben. Am allerwenigſten begriff der
junge Menſch die diplomatiſche Bedeutung des Bal¬
lets. Mit Muͤhe zeigte ich ihm, wie in Hoguets
Fuͤßen mehr Politik ſitzt als in Bucholz Kopf,
wie alle ſeine Tanztouren diplomatiſche Verhand¬
lungen bedeuten, wie jede ſeiner Bewegungen eine
politiſche Beziehung habe, ſo z. B. daß er unſer
Kabinet meynt, wenn er, ſehnſuͤchtig vorgebeugt,
mit den Haͤnden weitausgreift, daß er den —
— — meynt, wenn er ſich hundertmal auf einem
Fuße herumdreht ohne vom Fleck zu kommen, daß
er die kleinen Fuͤrſten meynt, wenn er wie mit ge¬
bundenen Beinen herumtrippelt, daß er das Euro¬
paͤiſche Gleichgewicht bezeichnet, wenn er wie ein
Trunkener hin und herſchwankt, daß er einen Con¬
greß andeutet, wenn er die gebogenen Arme knaͤul¬
artig in einander verſchlingt, und endlich daß er
unſern allzugroßen Freund im Oſten darſtellt,
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Heine, Heinrich: Reisebilder. Bd. 1. Hamburg, 1826, S. 218. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heine_reisebilder01_1826/230>, abgerufen am 04.12.2024.
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