Heidegger, Gotthard: Mythoscopia Romantica oder Discours Von den so benanten Romans. Zürich, 1698.oder Liebesgeschichten/ etc. Lieber Bruder Ferdinand! Di-se Zeit ist der Richter/ was in dem ganzen übrigen Leben anständig/ be- fugsam/ recht/ oder nicht? Recket die Ohren her/ und höret/ ob nicht alle die also ligen/ euch vor allen benandten Eitelkeiten treuwlich und flehenlich wahrnen? Urtheilet selbst/ ob sie an- derst/ als aufrichtig reden mögen? Dencket nach/ ob ihr disen Augenblick in gewisserem Stand als sie? Zu Keiser Sigismundo sagte vor dem ein gelehrter Mann/ auf befragen/ welches die beste Regel recht zuleben were/ er sollte bloß also leben/ wie er es in dem Paroxysmo des Zipperlein oder Podagram verlobe. CLIX. Wenn aber am letstenMatth. XII. Grün-
oder Liebesgeſchichten/ ꝛc. Lieber Bruder Ferdinand! Di-ſe Zeit iſt der Richter/ was in dem ganzen uͤbrigen Leben anſtaͤndig/ be- fugſam/ recht/ oder nicht? Recket die Ohren her/ und hoͤret/ ob nicht alle die alſo ligen/ euch vor allen benandten Eitelkeiten treuwlich und flehenlich wahrnen? Urtheilet ſelbſt/ ob ſie an- derſt/ als aufrichtig reden moͤgen? Dencket nach/ ob ihr diſen Augenblick in gewiſſerem Stand als ſie? Zu Keiſer Sigiſmundo ſagte vor dem ein gelehrter Mann/ auf befragen/ welches die beſte Regel recht zuleben were/ er ſollte bloß alſo leben/ wie er es in dem Paroxyſmo des Zipperlein oder Podagram verlobe. CLIX. Wenn aber am letſtenMatth. XII. Gruͤn-
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oder Liebesgeſchichten/ ꝛc.
Lieber Bruder Ferdinand! Di-
ſe Zeit iſt der Richter/ was in dem
ganzen uͤbrigen Leben anſtaͤndig/ be-
fugſam/ recht/ oder nicht? Recket die
Ohren her/ und hoͤret/ ob nicht alle
die alſo ligen/ euch vor allen benandten
Eitelkeiten treuwlich und flehenlich
wahrnen? Urtheilet ſelbſt/ ob ſie an-
derſt/ als aufrichtig reden moͤgen?
Dencket nach/ ob ihr diſen Augenblick
in gewiſſerem Stand als ſie? Zu
Keiſer Sigiſmundo ſagte vor dem
ein gelehrter Mann/ auf befragen/
welches die beſte Regel recht zuleben
were/ er ſollte bloß alſo leben/ wie er
es in dem Paroxyſmo des Zipperlein
oder Podagram verlobe.
CLIX. Wenn aber am letſten
Gerichts-Tag auch ein jedes unnuͤzes
Wort in Vergicht kommen wird/ ſo
ſol es ein ſauber Facit geben/ daß man-
cher und manche mit dergleichen ohn-
nuͤzen Wercken/ die beſte Stunden
ſeines Wachen verſchwendet. Jch wil
gern ſehen/ wie er denn ſeine Buhler-
Buͤcher/ ſein Danzen/ ſeine muͤhſame
Alamodereyen/ ſeine uͤppige Kleider
und Zotten/ und anders dergleichen
beſchoͤnen wird? Und zwar ſein diſes
Gruͤn-
Matth. XII.
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