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Heidegger, Gotthard: Mythoscopia Romantica oder Discours Von den so benanten Romans. Zürich, 1698.

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Discours von den Rom.
Gründe/ da niemand dencken kan/ daß
sie jemandem verborgen seyn könnten.
Gott der Herr secundiert sie auch
genug mit zuweiligen offentlichen Ge-
richten: Der wird mir beyfallen/ der
dasjenige/ was bey XV. Jahren vor
aller Welt Augen passiert/ haltet ge-
gen jenner scharffen Bedrohung/ die
Esaj. III.
16. 26.
bey dem Propheten Jesaja zufinden.

CLX. Under andren verblum-
ten Sitten-Lehren/ welche Weiland
Pythagoras, meines Erachtens einer
von den vernünfftigsten alten Philo-
sophis,
ertheilet/ ist auch dise/ da er
befihlet/ so wol bey dem Auß-als Ein-
gang die Thor-Flügel zuküssen/ und
wolte der weise Mann damit haben/
daß man in allem Thun so wol den
Antrieb/ als aber den Erfolg des
Werckes wol umschlagen sollte/ damit
er nicht ohne Vorbedacht und Nach-
sinnen mitten in die Sachen hinein fie-
le. Thue das ein jeder bey den ober-
zehlten Vanitaeten! Er schlage zu-
ruck/ ob ihn etwas anders als das üp-
pige Fleisch dazu antreibe? Erinnere
sich die Kleider-Poppen/ ob sie andre
Anstifftung habe/ als die Begird zuge-
fallen/ wem sie nicht zugefallen hat?

Jch

Diſcours von den Rom.
Gruͤnde/ da niemand dencken kan/ daß
ſie jemandem verborgen ſeyn koͤnnten.
Gott der Herꝛ ſecundiert ſie auch
genug mit zuweiligen offentlichen Ge-
richten: Der wird mir beyfallen/ der
dasjenige/ was bey XV. Jahren vor
aller Welt Augen paſſiert/ haltet ge-
gen jenner ſcharffen Bedrohung/ die
Eſaj. III.
16. 26.
bey dem Propheten Jeſaja zufinden.

CLX. Under andren verblum-
ten Sitten-Lehren/ welche Weiland
Pythagoras, meines Erachtens einer
von den vernuͤnfftigſten alten Philo-
ſophis,
ertheilet/ iſt auch diſe/ da er
befihlet/ ſo wol bey dem Auß-als Ein-
gang die Thor-Fluͤgel zukuͤſſen/ und
wolte der weiſe Mann damit haben/
daß man in allem Thun ſo wol den
Antrieb/ als aber den Erfolg des
Werckes wol umſchlagen ſollte/ damit
er nicht ohne Vorbedacht und Nach-
ſinnen mitten in die Sachen hinein fie-
le. Thue das ein jeder bey den ober-
zehlten Vanitæten! Er ſchlage zu-
ruck/ ob ihn etwas anders als das uͤp-
pige Fleiſch dazu antreibe? Erinnere
ſich die Kleider-Poppen/ ob ſie andre
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fallen/ wem ſie nicht zugefallen hat?

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[206/0254] Diſcours von den Rom. Gruͤnde/ da niemand dencken kan/ daß ſie jemandem verborgen ſeyn koͤnnten. Gott der Herꝛ ſecundiert ſie auch genug mit zuweiligen offentlichen Ge- richten: Der wird mir beyfallen/ der dasjenige/ was bey XV. Jahren vor aller Welt Augen paſſiert/ haltet ge- gen jenner ſcharffen Bedrohung/ die bey dem Propheten Jeſaja zufinden. Eſaj. III. 16. 26. CLX. Under andren verblum- ten Sitten-Lehren/ welche Weiland Pythagoras, meines Erachtens einer von den vernuͤnfftigſten alten Philo- ſophis, ertheilet/ iſt auch diſe/ da er befihlet/ ſo wol bey dem Auß-als Ein- gang die Thor-Fluͤgel zukuͤſſen/ und wolte der weiſe Mann damit haben/ daß man in allem Thun ſo wol den Antrieb/ als aber den Erfolg des Werckes wol umſchlagen ſollte/ damit er nicht ohne Vorbedacht und Nach- ſinnen mitten in die Sachen hinein fie- le. Thue das ein jeder bey den ober- zehlten Vanitæten! Er ſchlage zu- ruck/ ob ihn etwas anders als das uͤp- pige Fleiſch dazu antreibe? Erinnere ſich die Kleider-Poppen/ ob ſie andre Anſtifftung habe/ als die Begird zuge- fallen/ wem ſie nicht zugefallen hat? Jch

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Zitationshilfe: Heidegger, Gotthard: Mythoscopia Romantica oder Discours Von den so benanten Romans. Zürich, 1698, S. 206. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heidegger_mythoscopia_1698/254>, abgerufen am 04.05.2024.