Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Heidegger, Gotthard: Mythoscopia Romantica oder Discours Von den so benanten Romans. Zürich, 1698.

Bild:
<< vorherige Seite

Discours von den Rom.
schauenden Leib und Glider meisterlich
und wollüstig zubewegen wissen. Alle
Splendiderie, und Pracht muß in die
Wette erfunden und getriben werden/
Comaedien/ Kurzweilen/ Spazieren/
Mahlzeiten/ bunde Conversationen
müssen nicht selten seyn/ comple-
mentieren
de Lugen-Schmeicheley
muß man vollkomlich ergriffen haben/
Ehre/ Hochheit/ Ueberfluß/ Palläste/
Gepräng/ in Summa/ der Welt ge-
fallen/ muß alle Glückselig-und Treff-
lichkeit außmachen. Da sag ich/ solten
dise Sachen sich zum naturell des
Geistlichen Lebens und Christenthums
reimen? Solten es nicht vilmehr ohn-
erleidliche/ ohnfehlbare Verreitzun-
gen Heidnischer Ueppigkeit/ und Epi-
curer
ey seyn?

Plutarch.
in Pyrrho.

CLVII. Als auf ein Zeit ei-
ner den König Pyrrhum befragt/
welcher ihn der bessere Spielmann
oder Organist bedauchte/ Python,
oder Caphisias? Antwortete er: Der
Oberste Polysperchon. Wollte mit
diser artigen Antwort zuverstehen ge-
ben/ daß ihm als einem Soldaten/ und
Fürsten nicht anstehen wolle/ der Gei-
ger oder Spielleuthe acht zugeben/

und

Diſcours von den Rom.
ſchauenden Leib und Glider meiſterlich
und wolluͤſtig zubewegen wiſſen. Alle
Splendiderie, und Pracht muß in die
Wette erfunden und getriben werden/
Comædien/ Kurzweilen/ Spazierẽ/
Mahlzeiten/ bunde Converſationen
muͤſſen nicht ſelten ſeyn/ comple-
mentieren
de Lugen-Schmeicheley
muß man vollkomlich ergriffen haben/
Ehre/ Hochheit/ Ueberfluß/ Pallaͤſte/
Gepraͤng/ in Summa/ der Welt ge-
fallen/ muß alle Gluͤckſelig-und Treff-
lichkeit außmachen. Da ſag ich/ ſolten
diſe Sachen ſich zum naturell des
Geiſtlichen Lebens und Chriſtenthums
reimen? Solten es nicht vilmehr ohn-
erleidliche/ ohnfehlbare Verꝛeitzun-
gen Heidniſcher Ueppigkeit/ und Epi-
curer
ey ſeyn?

Plutarch.
in Pyrrho.

CLVII. Als auf ein Zeit ei-
ner den Koͤnig Pyrrhum befragt/
welcher ihn der beſſere Spielmann
oder Organiſt bedauchte/ Python,
oder Caphiſias? Antwortete er: Der
Oberſte Polyſperchon. Wollte mit
diſer artigen Antwort zuverſtehen ge-
ben/ daß ihm als einem Soldaten/ und
Fuͤrſten nicht anſtehen wolle/ der Gei-
ger oder Spielleuthe acht zugeben/

und
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0250" n="202"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#aq">Di&#x017F;cours</hi><hi rendition="#b">von den</hi><hi rendition="#aq">Rom.</hi></fw><lb/>
&#x017F;chauenden Leib und Glider mei&#x017F;terlich<lb/>
und wollu&#x0364;&#x017F;tig zubewegen wi&#x017F;&#x017F;en. Alle<lb/><hi rendition="#aq">Splendiderie,</hi> und Pracht muß in die<lb/>
Wette erfunden und getriben werden/<lb/><hi rendition="#aq">Comædi</hi>en/ Kurzweilen/ Spazier&#x1EBD;/<lb/>
Mahlzeiten/ bunde <hi rendition="#aq">Conver&#x017F;ation</hi>en<lb/>
mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en nicht &#x017F;elten &#x017F;eyn/ <hi rendition="#aq">comple-<lb/>
mentieren</hi>de Lugen-Schmeicheley<lb/>
muß man vollkomlich ergriffen haben/<lb/>
Ehre/ Hochheit/ Ueberfluß/ Palla&#x0364;&#x017F;te/<lb/>
Gepra&#x0364;ng/ in Summa/ der Welt ge-<lb/>
fallen/ muß alle Glu&#x0364;ck&#x017F;elig-und Treff-<lb/>
lichkeit außmachen. Da &#x017F;ag ich/ &#x017F;olten<lb/>
di&#x017F;e Sachen &#x017F;ich zum <hi rendition="#aq">naturell</hi> des<lb/>
Gei&#x017F;tlichen Lebens und Chri&#x017F;tenthums<lb/>
reimen? Solten es nicht vilmehr ohn-<lb/>
erleidliche/ ohnfehlbare Ver&#xA75B;eitzun-<lb/>
gen Heidni&#x017F;cher Ueppigkeit/ und <hi rendition="#aq">Epi-<lb/>
curer</hi>ey &#x017F;eyn?</p><lb/>
        <note place="left"> <hi rendition="#aq">Plutarch.<lb/>
in Pyrrho.</hi> </note>
        <p><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">CLVII.</hi></hi> Als auf ein Zeit ei-<lb/>
ner den Ko&#x0364;nig <hi rendition="#aq">Pyrrhum</hi> befragt/<lb/>
welcher ihn der be&#x017F;&#x017F;ere Spielmann<lb/>
oder <hi rendition="#aq">Organ</hi>i&#x017F;t bedauchte/ <hi rendition="#aq">Python,</hi><lb/>
oder <hi rendition="#aq">Caphi&#x017F;ias?</hi> Antwortete er: Der<lb/>
Ober&#x017F;te <hi rendition="#aq">Poly&#x017F;perchon.</hi> Wollte mit<lb/>
di&#x017F;er artigen Antwort zuver&#x017F;tehen ge-<lb/>
ben/ daß ihm als einem Soldaten/ und<lb/>
Fu&#x0364;r&#x017F;ten nicht an&#x017F;tehen wolle/ der Gei-<lb/>
ger oder Spielleuthe acht zugeben/<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">und</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[202/0250] Diſcours von den Rom. ſchauenden Leib und Glider meiſterlich und wolluͤſtig zubewegen wiſſen. Alle Splendiderie, und Pracht muß in die Wette erfunden und getriben werden/ Comædien/ Kurzweilen/ Spazierẽ/ Mahlzeiten/ bunde Converſationen muͤſſen nicht ſelten ſeyn/ comple- mentierende Lugen-Schmeicheley muß man vollkomlich ergriffen haben/ Ehre/ Hochheit/ Ueberfluß/ Pallaͤſte/ Gepraͤng/ in Summa/ der Welt ge- fallen/ muß alle Gluͤckſelig-und Treff- lichkeit außmachen. Da ſag ich/ ſolten diſe Sachen ſich zum naturell des Geiſtlichen Lebens und Chriſtenthums reimen? Solten es nicht vilmehr ohn- erleidliche/ ohnfehlbare Verꝛeitzun- gen Heidniſcher Ueppigkeit/ und Epi- curerey ſeyn? CLVII. Als auf ein Zeit ei- ner den Koͤnig Pyrrhum befragt/ welcher ihn der beſſere Spielmann oder Organiſt bedauchte/ Python, oder Caphiſias? Antwortete er: Der Oberſte Polyſperchon. Wollte mit diſer artigen Antwort zuverſtehen ge- ben/ daß ihm als einem Soldaten/ und Fuͤrſten nicht anſtehen wolle/ der Gei- ger oder Spielleuthe acht zugeben/ und

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/heidegger_mythoscopia_1698
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/heidegger_mythoscopia_1698/250
Zitationshilfe: Heidegger, Gotthard: Mythoscopia Romantica oder Discours Von den so benanten Romans. Zürich, 1698, S. 202. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heidegger_mythoscopia_1698/250>, abgerufen am 03.05.2024.