Heidegger, Gotthard: Mythoscopia Romantica oder Discours Von den so benanten Romans. Zürich, 1698.oder Liebesgschichten/ etc. und Eitelkeiten der Welt/ alle Nach-folgen Heidnischer Gaugel-Possen so frequent getriben werden. Man muß die Heidnisch-und Abgöttisch- schmeckende Buhler-Gedicht täg- und nächtlich in den Händen tragen/ man muß Venerische Lieder in dem Maul herumwerffen/ man muß vor die eusserliche Schönheit/ alß vor ei- nen Aug-Apfel sorgen/ damit sie durch kein Stäublein verletzt werde/ die Sonne muß man alß einen Feind fleu- hen/ damit die meisterlose Haut nicht Nachtheil leide: Man muß gantze Stunde vor dem Spiegel stehen/ den Leib/ dem ein ohnreiner Lapp gut ge- nug were/ alamodisch genug und doch nicht gantz zubedeken/ dem Kopf/ wider Christi Wort/ eine Ellen hinzu-Matth. VI. 27. und aufzusetzen: alles umgebende Tän- telwerck in eine Ordnung zubringen/ die Mines liebreitzend genug zuma- chen; Man muß sich so zärtlich hal- ten daß man auch kaum die FußsolenDeut. XXVIII. 56. auf die Erde zusetzen versucht. Alles an dem ganzen Madensack muß den Augen und der Nasen lieblich vorkom- men. Man muß bunde Däntze halten/ und in einem gantzen Chor der an- schau- N v
oder Liebesgſchichten/ ꝛc. und Eitelkeiten der Welt/ alle Nach-folgen Heidniſcher Gaugel-Poſſen ſo frequent getriben werden. Man muß die Heidniſch-und Abgoͤttiſch- ſchmeckende Buhler-Gedicht taͤg- und naͤchtlich in den Haͤnden tragen/ man muß Veneriſche Lieder in dem Maul herumwerffen/ man muß vor die euſſerliche Schoͤnheit/ alß vor ei- nen Aug-Apfel ſorgen/ damit ſie durch kein Staͤublein verletzt werde/ die Sonne muß man alß einen Feind fleu- hen/ damit die meiſterloſe Haut nicht Nachtheil leide: Man muß gantze Stunde vor dem Spiegel ſtehen/ den Leib/ dem ein ohnreiner Lapp gut ge- nug were/ alamodiſch genug und doch nicht gantz zubedeken/ dem Kopf/ wider Chriſti Wort/ eine Ellen hinzu-Matth. VI. 27. und aufzuſetzen: alles umgebende Taͤn- telwerck in eine Ordnung zubringen/ die Mines liebreitzend genug zuma- chen; Man muß ſich ſo zaͤrtlich hal- ten daß man auch kaum die FußſolenDeut. XXVIII. 56. auf die Erde zuſetzen verſucht. Alles an dem ganzen Madenſack muß den Augen und der Naſen lieblich vorkom- men. Man muß bunde Daͤntze halten/ und in einem gantzen Chor der an- ſchau- N v
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oder Liebesgſchichten/ ꝛc.
und Eitelkeiten der Welt/ alle Nach-
folgen Heidniſcher Gaugel-Poſſen ſo
frequent getriben werden. Man
muß die Heidniſch-und Abgoͤttiſch-
ſchmeckende Buhler-Gedicht taͤg-
und naͤchtlich in den Haͤnden tragen/
man muß Veneriſche Lieder in dem
Maul herumwerffen/ man muß vor
die euſſerliche Schoͤnheit/ alß vor ei-
nen Aug-Apfel ſorgen/ damit ſie durch
kein Staͤublein verletzt werde/ die
Sonne muß man alß einen Feind fleu-
hen/ damit die meiſterloſe Haut nicht
Nachtheil leide: Man muß gantze
Stunde vor dem Spiegel ſtehen/ den
Leib/ dem ein ohnreiner Lapp gut ge-
nug were/ alamodiſch genug und
doch nicht gantz zubedeken/ dem Kopf/
wider Chriſti Wort/ eine Ellen hinzu-
und aufzuſetzen: alles umgebende Taͤn-
telwerck in eine Ordnung zubringen/
die Mines liebreitzend genug zuma-
chen; Man muß ſich ſo zaͤrtlich hal-
ten daß man auch kaum die Fußſolen
auf die Erde zuſetzen verſucht. Alles
an dem ganzen Madenſack muß den
Augen und der Naſen lieblich vorkom-
men. Man muß bunde Daͤntze halten/
und in einem gantzen Chor der an-
ſchau-
Matth. VI.
27.
Deut.
XXVIII.
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Zitationshilfe: | Heidegger, Gotthard: Mythoscopia Romantica oder Discours Von den so benanten Romans. Zürich, 1698, S. 201. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heidegger_mythoscopia_1698/249>, abgerufen am 16.07.2024. |