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Heidegger, Gotthard: Mythoscopia Romantica oder Discours Von den so benanten Romans. Zürich, 1698.

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oder Liebesgschichten/ etc.
seligkeit/ Selbst-Ueberwindung/ Ge-
nüglichkeit/ Demuth/ Welt-Verach-
tung etc. er darauß erlehrnet? Jch
weiß/ was sein Gewissen sagen wird.
Nun ist aber längst befunden worden/Plutstch.
de audit.
p.
72.

daß man aller Lesung billicher massen
sein eigen Gemüth wol betrachten sol/
ob es dadurch von schlimmen Passio-
n
en ruhiger geworden/ nicht anderst/
als wie man auß der Schär-Stuben
gehend vor den Spiegel stehet/ oder
mit den Händen fühlet/ ob Haar und
Bart recht abgenommen sind. Wie
Plutarchus lehret und beysezet/ daß
weder eine Red (Buch) noch ein Bad/
die nicht reinigen/ etwas nutz seyen.
Widerum ist ausser Zweifel/ was Se-Seneca
Epist.
108.

neca sagt: Lectio omnis ad pro-
positum beatae vitae trahenda:

Alles Lesen muß angestellt
werden/ daß es zu Förderung ei-
nes seligen Wandels dienen kön-
ne.
Der Apostel sagt: Alles ge-
schehe zur Erbauwung!

CXLV. Mir ist nicht genug/
daß etwa in einem und andrem schein-
heiligen Roman hüpsche Worte da-
her kommen und sinnreiche Discours
wider theils Laster/ item wol Gebet-

ter
M iiij

oder Liebesgſchichten/ ꝛc.
ſeligkeit/ Selbſt-Ueberwindung/ Ge-
nuͤglichkeit/ Demuth/ Welt-Verach-
tung ꝛc. er darauß erlehrnet? Jch
weiß/ was ſein Gewiſſen ſagen wird.
Nun iſt aber laͤngſt befunden worden/Plutstch.
de audit.
p.
72.

daß man aller Leſung billicher maſſen
ſein eigen Gemuͤth wol betrachten ſol/
ob es dadurch von ſchlimmen Paſſio-
n
en ruhiger geworden/ nicht anderſt/
als wie man auß der Schaͤr-Stuben
gehend vor den Spiegel ſtehet/ oder
mit den Haͤnden fuͤhlet/ ob Haar und
Bart recht abgenommen ſind. Wie
Plutarchus lehret und beyſezet/ daß
weder eine Red (Buch) noch ein Bad/
die nicht reinigen/ etwas nutz ſeyen.
Widerum iſt auſſer Zweifel/ was Se-Seneca
Epiſt.
108.

neca ſagt: Lectio omnis ad pro-
poſitum beatæ vitæ trahenda:

Alles Leſen muß angeſtellt
werden/ daß es zu Foͤrderung ei-
nes ſeligen Wandels dienen koͤn-
ne.
Der Apoſtel ſagt: Alles ge-
ſchehe zur Erbauwung!

CXLV. Mir iſt nicht genug/
daß etwa in einem und andrem ſchein-
heiligen Roman huͤpſche Worte da-
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[183/0231] oder Liebesgſchichten/ ꝛc. ſeligkeit/ Selbſt-Ueberwindung/ Ge- nuͤglichkeit/ Demuth/ Welt-Verach- tung ꝛc. er darauß erlehrnet? Jch weiß/ was ſein Gewiſſen ſagen wird. Nun iſt aber laͤngſt befunden worden/ daß man aller Leſung billicher maſſen ſein eigen Gemuͤth wol betrachten ſol/ ob es dadurch von ſchlimmen Paſſio- nen ruhiger geworden/ nicht anderſt/ als wie man auß der Schaͤr-Stuben gehend vor den Spiegel ſtehet/ oder mit den Haͤnden fuͤhlet/ ob Haar und Bart recht abgenommen ſind. Wie Plutarchus lehret und beyſezet/ daß weder eine Red (Buch) noch ein Bad/ die nicht reinigen/ etwas nutz ſeyen. Widerum iſt auſſer Zweifel/ was Se- neca ſagt: Lectio omnis ad pro- poſitum beatæ vitæ trahenda: Alles Leſen muß angeſtellt werden/ daß es zu Foͤrderung ei- nes ſeligen Wandels dienen koͤn- ne. Der Apoſtel ſagt: Alles ge- ſchehe zur Erbauwung! Plutstch. de audit. p. 72. Seneca Epiſt. 108. CXLV. Mir iſt nicht genug/ daß etwa in einem und andrem ſchein- heiligen Roman huͤpſche Worte da- her kommen und ſinnreiche Diſcours wider theils Laſter/ item wol Gebet- ter M iiij

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Zitationshilfe: Heidegger, Gotthard: Mythoscopia Romantica oder Discours Von den so benanten Romans. Zürich, 1698, S. 183. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heidegger_mythoscopia_1698/231>, abgerufen am 22.11.2024.