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Heidegger, Gotthard: Mythoscopia Romantica oder Discours Von den so benanten Romans. Zürich, 1698.

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oder Liebesgschichten/ etc.

CXXXIII. Der heilige Au-Possido-
nius in
Vita Au-
gust. p.

264.

gustinus, war mehr/ und zwar fast
übermässig behutsam/ in dessen Leben
erzehlet wird/ daß in seiner Behau-
sung kein einig Weibes-Bild zube-
tretten gewest/ auch seine leibliche
Schwester nicht außgenommen/ als
welche lange Zeit in ihrem Wittwen-
stand einigen geistlichen Frauwen und
Jungfrauwen in dem Dienst Gottes
vorgestanden/ und also verstorben.
Deßgleichen waren auch seines On-
cle
und Brüders Töchteren niemahl
zu ihm kommen/ als welche gleicher ge-
stalt dem Gottesdienst beständig ab-
gewartet. Dergleichen Persohnen/ ha-
ben zwar einige Bischöfliche Versam-
lungs-Schlüß so sehr nicht einge-
schranckt: Allein/ sagte er/ obwol sei-
ner Schwester und Basen halber keine
schlimmer Verdacht entstehen kön-
te/ gleichwol weil solche Persohnen
nicht ohne ander beywohnend Frau-
wenzimmer seyn könten/ und zuweil
von andren wurden besucht werden/
könte es auf einen Anstoß bey den
schwachen leichtlich hinauß lauffen:
Oder es könten diejenigen/ so bey dem
Bischoff und übriger Geistlichkeit sich

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oder Liebesgſchichten/ ꝛc.

CXXXIII. Der heilige Au-Poſſido-
nius in
Vita Au-
guſt. p.

264.

guſtinus, war mehr/ und zwar faſt
uͤbermaͤſſig behutſam/ in deſſen Leben
erzehlet wird/ daß in ſeiner Behau-
ſung kein einig Weibes-Bild zube-
tretten geweſt/ auch ſeine leibliche
Schweſter nicht außgenommen/ als
welche lange Zeit in ihrem Wittwen-
ſtand einigen geiſtlichen Frauwen und
Jungfrauwen in dem Dienſt Gottes
vorgeſtanden/ und alſo verſtorben.
Deßgleichen waren auch ſeines On-
cle
und Bruͤders Toͤchteren niemahl
zu ihm kommen/ als welche gleicher ge-
ſtalt dem Gottesdienſt beſtaͤndig ab-
gewartet. Dergleichen Perſohnen/ ha-
ben zwar einige Biſchoͤfliche Verſam-
lungs-Schluͤß ſo ſehr nicht einge-
ſchranckt: Allein/ ſagte er/ obwol ſei-
ner Schweſter und Baſen halber keine
ſchlimmer Verdacht entſtehen koͤn-
te/ gleichwol weil ſolche Perſohnen
nicht ohne ander beywohnend Frau-
wenzimmer ſeyn koͤnten/ und zuweil
von andren wurden beſucht werden/
koͤnte es auf einen Anſtoß bey den
ſchwachen leichtlich hinauß lauffen:
Oder es koͤnten diejenigen/ ſo bey dem
Biſchoff und uͤbriger Geiſtlichkeit ſich

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[165/0213] oder Liebesgſchichten/ ꝛc. CXXXIII. Der heilige Au- guſtinus, war mehr/ und zwar faſt uͤbermaͤſſig behutſam/ in deſſen Leben erzehlet wird/ daß in ſeiner Behau- ſung kein einig Weibes-Bild zube- tretten geweſt/ auch ſeine leibliche Schweſter nicht außgenommen/ als welche lange Zeit in ihrem Wittwen- ſtand einigen geiſtlichen Frauwen und Jungfrauwen in dem Dienſt Gottes vorgeſtanden/ und alſo verſtorben. Deßgleichen waren auch ſeines On- cle und Bruͤders Toͤchteren niemahl zu ihm kommen/ als welche gleicher ge- ſtalt dem Gottesdienſt beſtaͤndig ab- gewartet. Dergleichen Perſohnen/ ha- ben zwar einige Biſchoͤfliche Verſam- lungs-Schluͤß ſo ſehr nicht einge- ſchranckt: Allein/ ſagte er/ obwol ſei- ner Schweſter und Baſen halber keine ſchlimmer Verdacht entſtehen koͤn- te/ gleichwol weil ſolche Perſohnen nicht ohne ander beywohnend Frau- wenzimmer ſeyn koͤnten/ und zuweil von andren wurden beſucht werden/ koͤnte es auf einen Anſtoß bey den ſchwachen leichtlich hinauß lauffen: Oder es koͤnten diejenigen/ ſo bey dem Biſchoff und uͤbriger Geiſtlichkeit ſich auf- Poſſido- nius in Vita Au- guſt. p. 264. L iij

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Zitationshilfe: Heidegger, Gotthard: Mythoscopia Romantica oder Discours Von den so benanten Romans. Zürich, 1698, S. 165. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heidegger_mythoscopia_1698/213>, abgerufen am 03.05.2024.