Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: System der Wissenschaft. Erster Theil: Die Phänomenologie des Geistes. Bamberg u. a., 1807.

Bild:
<< vorherige Seite

Arbeit dieser ist eine ebenso unnütze Bemühung, da
jene vielmehr alles lenken. -- Die übertägigen Sterb-
lichen, die das Nichts sind, sind zugleich das mäch-
tige Selbst, das die allgemeinen Wesen sich unter-
wirft, die Götter verletzt und ihnen überhaupt die
Wirklichkeit und ein Interesse des Thuns verschafft;
wie umgekehrt diese unmächtigen Allgemeinheiten,
die sich von den Gaben der Menschen nähren und
durch sie erst etwas zu thun bekommen, das natür-
liche Wesen und der Stoff aller Begebenheiten, und
ebenso die sittliche Materie und das Pathos des Thuns
sind. Wenn ihre elementarischen Naturen durch
das freye Selbst der Individualität erst in Wirklich-
keit und bethätigtes Verhältniss gebracht werden, so
sind sie ebensosehr das Allgemeine, das sich dieser
Verbindung entzieht, in seiner Bestimmung unbe-
schränkt bleibt und durch die unüberwindliche Ela-
sticität seiner Einheit die Punctualität des Thatigen
und seine Figurationen auslöscht, sich selbst rein er-
hält, und alles individuelle in seiner Flüssigkeit
auflöst.

Wie sie mit der entgegenstehenden selbstischen
Natur in diese wiedersprechende Beziehung fallen,
ebenso geräth ihre Allgemeinheit mit ihrer eignen
Bestimmung und deren Verhältniss zu andern in Wi-
derstreit. Sie sind die ewigen schönen Individuen,
die in ihrem eignen Daseyn ruhend, der Vergäng-
lichkeit und fremder Gewalt enthoben sind. -- Abei
sie sind zugleich bestimmte Elemente, besondre Göt-

Arbeit dieser ist eine ebenso unnütze Bemühung, da
jene vielmehr alles lenken. — Die übertägigen Sterb-
lichen, die das Nichts sind, sind zugleich das mäch-
tige Selbst, das die allgemeinen Wesen sich unter-
wirft, die Götter verletzt und ihnen überhaupt die
Wirklichkeit und ein Intereſſe des Thuns verschafft;
wie umgekehrt diese unmächtigen Allgemeinheiten,
die sich von den Gaben der Menschen nähren und
durch sie erst etwas zu thun bekommen, das natür-
liche Wesen und der Stoff aller Begebenheiten, und
ebenso die sittliche Materie und das Pathos des Thuns
sind. Wenn ihre elementarischen Naturen durch
das freye Selbſt der Individualität erst in Wirklich-
keit und bethätigtes Verhältniſs gebracht werden, so
sind sie ebensosehr das Allgemeine, das sich dieser
Verbindung entzieht, in seiner Bestimmung unbe-
schränkt bleibt und durch die unüberwindliche Ela-
sticität seiner Einheit die Punctualität des Thatigen
und seine Figurationen auslöscht, sich selbst rein er-
hält, und alles individuelle in seiner Flüſſigkeit
auflöst.

Wie sie mit der entgegenstehenden selbstischen
Natur in diese wiedersprechende Beziehung fallen,
ebenso geräth ihre Allgemeinheit mit ihrer eignen
Bestimmung und deren Verhältniſs zu andern in Wi-
derstreit. Sie sind die ewigen schönen Individuen,
die in ihrem eignen Daseyn ruhend, der Vergäng-
lichkeit und fremder Gewalt enthoben sind. — Abei
sie sind zugleich bestimmte Elemente, besondre Göt-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0789" n="680"/>
Arbeit dieser ist eine ebenso unnütze Bemühung, da<lb/>
jene vielmehr alles lenken. &#x2014; Die übertägigen Sterb-<lb/>
lichen, die das Nichts sind, sind zugleich das mäch-<lb/>
tige <hi rendition="#i">Selbst</hi>, das die allgemeinen Wesen sich unter-<lb/>
wirft, die Götter verletzt und ihnen überhaupt die<lb/>
Wirklichkeit und ein Intere&#x017F;&#x017F;e des Thuns verschafft;<lb/>
wie umgekehrt diese unmächtigen Allgemeinheiten,<lb/>
die sich von den Gaben der Menschen nähren und<lb/>
durch sie erst etwas zu thun bekommen, das natür-<lb/>
liche Wesen und der Stoff aller Begebenheiten, und<lb/>
ebenso die sittliche Materie und das Pathos des Thuns<lb/>
sind. Wenn ihre elementarischen Naturen durch<lb/>
das freye Selb&#x017F;t der Individualität erst in Wirklich-<lb/>
keit und bethätigtes Verhältni&#x017F;s gebracht werden, so<lb/>
sind sie ebensosehr das Allgemeine, das sich dieser<lb/>
Verbindung entzieht, in seiner Bestimmung unbe-<lb/>
schränkt bleibt und durch die unüberwindliche Ela-<lb/>
sticität seiner Einheit die Punctualität des Thatigen<lb/>
und seine Figurationen auslöscht, sich selbst rein er-<lb/>
hält, und alles individuelle in seiner Flü&#x017F;&#x017F;igkeit<lb/>
auflöst.</p><lb/>
              <p>Wie sie mit der entgegenstehenden selbstischen<lb/>
Natur in diese wiedersprechende Beziehung fallen,<lb/>
ebenso geräth ihre Allgemeinheit mit ihrer eignen<lb/>
Bestimmung und deren Verhältni&#x017F;s zu andern in Wi-<lb/>
derstreit. Sie sind die ewigen schönen Individuen,<lb/>
die in ihrem eignen Daseyn ruhend, der Vergäng-<lb/>
lichkeit und fremder Gewalt enthoben sind. &#x2014; Abei<lb/>
sie sind zugleich <hi rendition="#i">bestimmte</hi> Elemente, <hi rendition="#i">besondre</hi> Göt-<lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[680/0789] Arbeit dieser ist eine ebenso unnütze Bemühung, da jene vielmehr alles lenken. — Die übertägigen Sterb- lichen, die das Nichts sind, sind zugleich das mäch- tige Selbst, das die allgemeinen Wesen sich unter- wirft, die Götter verletzt und ihnen überhaupt die Wirklichkeit und ein Intereſſe des Thuns verschafft; wie umgekehrt diese unmächtigen Allgemeinheiten, die sich von den Gaben der Menschen nähren und durch sie erst etwas zu thun bekommen, das natür- liche Wesen und der Stoff aller Begebenheiten, und ebenso die sittliche Materie und das Pathos des Thuns sind. Wenn ihre elementarischen Naturen durch das freye Selbſt der Individualität erst in Wirklich- keit und bethätigtes Verhältniſs gebracht werden, so sind sie ebensosehr das Allgemeine, das sich dieser Verbindung entzieht, in seiner Bestimmung unbe- schränkt bleibt und durch die unüberwindliche Ela- sticität seiner Einheit die Punctualität des Thatigen und seine Figurationen auslöscht, sich selbst rein er- hält, und alles individuelle in seiner Flüſſigkeit auflöst. Wie sie mit der entgegenstehenden selbstischen Natur in diese wiedersprechende Beziehung fallen, ebenso geräth ihre Allgemeinheit mit ihrer eignen Bestimmung und deren Verhältniſs zu andern in Wi- derstreit. Sie sind die ewigen schönen Individuen, die in ihrem eignen Daseyn ruhend, der Vergäng- lichkeit und fremder Gewalt enthoben sind. — Abei sie sind zugleich bestimmte Elemente, besondre Göt-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hegel_phaenomenologie_1807
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hegel_phaenomenologie_1807/789
Zitationshilfe: Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: System der Wissenschaft. Erster Theil: Die Phänomenologie des Geistes. Bamberg u. a., 1807, S. 680. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hegel_phaenomenologie_1807/789>, abgerufen am 23.11.2024.