bestimmt, dass die reine Einsicht, oder sie, die an sich Begriff ist, sich verwirklicht; sie thut diss, indem sie das Andersseyn oder die Bestimmtheit an ihr setzt. Auf diese Weise ist sie negative reine Einsicht, d. i. Negation des Begriffs; diese ist ebenso rein; und es ist damit das reine Ding, das absolute Wesen, das sonst keine weitere Bestimmung hat, geworden. Diss nä- her bestimmt, so ist sie als absoluter Begriff, ein Unterscheiden von Unterschieden, die keine mehr sind, von Abstractionen oder reinen Begriffen, die sich selbst nicht mehr tragen, sondern nur durch das Ganze der Bewegung Halt und Unterscheidung haben. Dieses Unterscheiden des Nichtunterschied- nen besteht gerade darin, dass der absolute Begriff sich selbst zu seinem Gegenstande macht, und jener Bewegung gegenüber sich als das Wesen setzt. Diss entbehrt hiedurch der Seite, worin die Abstractionen oder Unterschiede auseinandergehalten werden, und wird daher das reine Denken als reines Ding. -- Diss ist also eben jenes dumpfe bewusstlose Weben des Geistes in ihm selbst, zu dem der Glauben herab- sank, indem er den unterschiednen Inhalt verlor; -- es ist zugleich jene Bewegung des reinen Selbstbe- wusstseyns, der es das absolut fremde Jenseits seyn soll. Denn weil diss reine Selbstbewusstseyn die Be- wegung in reinen Begriffen, in Unterscheiden ist, die keine sind, so fällt es in der That in das bewusst lose Weben, d. i. in das reine Fühlen oder in die reine Dingheit zusammen. -- Der sich selbst entfrem-
beſtimmt, daſs die reine Einsicht, oder sie, die an sich Begriff ist, sich verwirklicht; sie thut diſs, indem sie das Andersſeyn oder die Beſtimmtheit an ihr setzt. Auf diese Weiſe ist sie negative reine Einsicht, d. i. Negation des Begriffs; diese ist ebenſo rein; und es ist damit das reine Ding, das abſolute Weſen, das ſonſt keine weitere Beſtimmung hat, geworden. Diſs nä- her beſtimmt, ſo ist sie als abſoluter Begriff, ein Unterſcheiden von Unterſchieden, die keine mehr sind, von Abſtractionen oder reinen Begriffen, die sich selbſt nicht mehr tragen, sondern nur durch das Ganze der Bewegung Halt und Unterſcheidung haben. Dieſes Unterſcheiden des Nichtunterſchied- nen beſteht gerade darin, daſs der abſolute Begriff sich ſelbſt zu seinem Gegenſtande macht, und jener Bewegung gegenüber sich als das Wesen ſetzt. Diſs entbehrt hiedurch der Seite, worin die Abſtractionen oder Unterschiede auseinandergehalten werden, und wird daher das reine Denken als reines Ding. — Diſs ist alſo eben jenes dumpfe bewuſstlose Weben des Geiſtes in ihm ſelbſt, zu dem der Glauben herab- ſank, indem er den unterſchiednen Inhalt verlor; — es ist zugleich jene Bewegung des reinen Selbstbe- wuſstseyns, der es das abſolut fremde Jenseits ſeyn soll. Denn weil diſs reine Selbstbewuſstseyn die Be- wegung in reinen Begriffen, in Unterſcheiden ist, die keine sind, ſo fällt es in der That in das bewuſst lose Weben, d. i. in das reine Fühlen oder in die reine Dingheit zuſammen. — Der sich ſelbſt entfrem-
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beſtimmt, daſs die reine Einsicht, oder sie, die an sich
Begriff ist, sich verwirklicht; sie thut diſs, indem
sie das Andersſeyn oder die Beſtimmtheit an ihr setzt.
Auf diese Weiſe ist sie negative reine Einsicht, d. i.
Negation des Begriffs; diese ist ebenſo rein; und es
ist damit das reine Ding, das abſolute Weſen, das ſonſt
keine weitere Beſtimmung hat, geworden. Diſs nä-
her beſtimmt, ſo ist sie als abſoluter Begriff, ein
Unterſcheiden von Unterſchieden, die keine mehr
sind, von Abſtractionen oder reinen Begriffen, die
sich selbſt nicht mehr tragen, sondern nur durch
das Ganze der Bewegung Halt und Unterſcheidung
haben. Dieſes Unterſcheiden des Nichtunterſchied-
nen beſteht gerade darin, daſs der abſolute Begriff
sich ſelbſt zu seinem Gegenſtande macht, und jener
Bewegung gegenüber sich als das Wesen ſetzt. Diſs
entbehrt hiedurch der Seite, worin die Abſtractionen
oder Unterschiede auseinandergehalten werden, und
wird daher das reine Denken als reines Ding. — Diſs
ist alſo eben jenes dumpfe bewuſstlose Weben des
Geiſtes in ihm ſelbſt, zu dem der Glauben herab-
ſank, indem er den unterſchiednen Inhalt verlor; —
es ist zugleich jene Bewegung des reinen Selbstbe-
wuſstseyns, der es das abſolut fremde Jenseits ſeyn
soll. Denn weil diſs reine Selbstbewuſstseyn die Be-
wegung in reinen Begriffen, in Unterſcheiden ist,
die keine sind, ſo fällt es in der That in das bewuſst
lose Weben, d. i. in das reine Fühlen oder in die
reine Dingheit zuſammen. — Der sich ſelbſt entfrem-
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Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: System der Wissenschaft. Erster Theil: Die Phänomenologie des Geistes. Bamberg u. a., 1807, S. 523. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hegel_phaenomenologie_1807/632>, abgerufen am 22.11.2024.
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