entgegengesetzte Moment des Thuns desselben gegen das Seyn, an das er hier allein denkt, herbey, selbst aber ihre Gedanken ebenso nicht zusammenbringt, isolirt sie das reine Moment des Thuns, und spricht von dem Ansich des Glaubens aus, dass es nur ein hervorgebrachtes des Bewusstseyns sey. Das isolirte dem Ansich entgegengesetzten Thun ist aber ein zu- fälliges Thun, und als ein vorstellendes ein Erzeu- gen von Fictionen, -- Vorstellungen, die nicht an sich sind; und so betrachtet sie den Inhalt des Glau- bens. -- Umgekehrt aber sagt die reine Einsicht ebenso das Gegentheil. Indem sie das Moment des Andersseyns, das der Begriff an ihm hat, behauptet, spricht sie das Wesen des Glaubens als ein solches aus, welches das Bewusstseyn nichts angehe, jenseits desselben, ihm fremd und unerkannt sey. Dem Glau- ben, ist es ebenso wie er einerseits ihm vertraut, und darin die Gewissheit seiner selbst hat, andererseits in seinen Wegen unerforschlich, und in seinem Seyn unerreichbar.
Ferner behauptet die Aufklärung gegen das glau- bende Bewusstseyn darin ein Recht, das es selbst einräumt, wenn sie den Gegenstand seiner Vereh- rung, als Stein und Holz, oder sonst als eine end- liche anthropomorphische Bestimmtheit betrachtet. Denn da es diss entzweyte Bewusstseyn ist, ein Jen- seits der Wirklichkeit und ein reines Disseits von je- nem Jenseits zu haben, so ist in ihm in der That auch diese Ansicht des sinnlichen Dinges vorhanden,
entgegengeſetzte Moment des Thuns deſſelben gegen das Seyn, an das er hier allein denkt, herbey, ſelbſt aber ihre Gedanken ebenso nicht zuſammenbringt, iſolirt sie das reine Moment des Thuns, und ſpricht von dem Ansich des Glaubens aus, daſs es nur ein hervorgebrachtes des Bewuſstseyns ſey. Das iſolirte dem Ansich entgegengeſetzten Thun ist aber ein zu- fälliges Thun, und als ein vorſtellendes ein Erzeu- gen von Fictionen, — Vorſtellungen, die nicht an sich sind; und ſo betrachtet sie den Inhalt des Glau- bens. — Umgekehrt aber ſagt die reine Einsicht ebenso das Gegentheil. Indem sie das Moment des Andersſeyns, das der Begriff an ihm hat, behauptet, ſpricht sie das Weſen des Glaubens als ein solches aus, welches das Bewuſstseyn nichts angehe, jenſeits deſſelben, ihm fremd und unerkannt ſey. Dem Glau- ben, ist es ebenſo wie er einerſeits ihm vertraut, und darin die Gewiſsheit seiner selbſt hat, andererſeits in ſeinen Wegen unerforſchlich, und in ſeinem Seyn unerreichbar.
Ferner behauptet die Aufklärung gegen das glau- bende Bewuſstseyn darin ein Recht, das es ſelbſt einräumt, wenn sie den Gegenſtand seiner Vereh- rung, als Stein und Holz, oder ſonſt als eine end- liche anthropomorphiſche Beſtimmtheit betrachtet. Denn da es diſs entzweyte Bewuſstseyn ist, ein Jen- seits der Wirklichkeit und ein reines Diſſeits von je- nem Jenſeits zu haben, ſo ist in ihm in der That auch dieſe Ansicht des sinnlichen Dinges vorhanden,
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entgegengeſetzte Moment des Thuns deſſelben gegen
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iſolirt sie das reine Moment des Thuns, und ſpricht
von dem Ansich des Glaubens aus, daſs es nur ein
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dem Ansich entgegengeſetzten Thun ist aber ein zu-
fälliges Thun, und als ein vorſtellendes ein Erzeu-
gen von Fictionen, — Vorſtellungen, die nicht an
sich sind; und ſo betrachtet sie den Inhalt des Glau-
bens. — Umgekehrt aber ſagt die reine Einsicht
ebenso das Gegentheil. Indem sie das Moment des
Andersſeyns, das der Begriff an ihm hat, behauptet,
ſpricht sie das Weſen des Glaubens als ein solches
aus, welches das Bewuſstseyn nichts angehe, jenſeits
deſſelben, ihm fremd und unerkannt ſey. Dem Glau-
ben, ist es ebenſo wie er einerſeits ihm vertraut, und
darin die Gewiſsheit seiner selbſt hat, andererſeits in
ſeinen Wegen unerforſchlich, und in ſeinem Seyn
unerreichbar.
Ferner behauptet die Aufklärung gegen das glau-
bende Bewuſstseyn darin ein Recht, das es ſelbſt
einräumt, wenn sie den Gegenſtand seiner Vereh-
rung, als Stein und Holz, oder ſonſt als eine end-
liche anthropomorphiſche Beſtimmtheit betrachtet.
Denn da es diſs entzweyte Bewuſstseyn ist, ein Jen-
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nem Jenſeits zu haben, ſo ist in ihm in der That
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Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: System der Wissenschaft. Erster Theil: Die Phänomenologie des Geistes. Bamberg u. a., 1807, S. 516. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hegel_phaenomenologie_1807/625>, abgerufen am 22.11.2024.
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