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Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: System der Wissenschaft. Erster Theil: Die Phänomenologie des Geistes. Bamberg u. a., 1807.

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ment, aber es erscheint ihr als dem Glauben angehö-
rend, und in seiner Bestimmtheit, ein ihr äusseres zu
seyn, als ein zufälliges Wissen eben solcher gemein
wirklicher Geschichten. Sie dichtet also hier dem re-
ligiösen Glauben an, dass seine Gewissheit sich auf ei-
nige einzelne historische Zeugnisse gründe, welche als hi-
storische Zeugnisse betrachtet, freylich nicht den Grad
von Gewissheit über ihren Inhalt gewähren würden,
den uns Zeitungsnachrichten über irgend eine Bege-
benheit geben; -- dass seine Gewissheit ferner auf dem
Zufall der Aufbewahrung dieser Zeugnisse beruhe, --
der Aufbewahrung durch Papier einerseits, und ande-
rerseits durch die Geschicklichkeit und Ehrlichkeit der
Uebertragung von einem Papier auf ein anderes, und
endlich auf der richtigen Auffassung des Sinnes todter
Worte und Buchstaben. In der That aber fällt es dem
Glauben nicht ein, an solche Zeugnisse und Zufällig-
keiten seine Gewissheit zu knüpfen; er ist in seiner Ge-
wissheit unbefangenes Verhältniss zu seinem absolu-
ten Gegenstande, ein reines Wissen desselben, wel-
ches nicht Buchstaben, Papier und Abschreiber in
sein Bewusstseyn des absoluten Wesens einmischt, und
nicht durch solcherley Dinge sich damit vermittelt
Sondern diss Bewusstseyn ist der sich selbst vermitteln-
de Grund seines Wissens; es ist der Geist selbst, der
das Zeugniss von sich ist, eben so im Innern des einzel-
nen
Bewusstseyns, als durch die allgemeine Gegenwart
des Glaubens Aller an ihn. Wenn der Glauben sich
aus dem Geschichtlichen auch jene Weise von Begrün-

ment, aber es erſcheint ihr als dem Glauben angehö-
rend, und in ſeiner Beſtimmtheit, ein ihr äuſſeres zu
ſeyn, als ein zufälliges Wiſſen eben ſolcher gemein
wirklicher Geſchichten. Sie dichtet alſo hier dem re-
ligiöſen Glauben an, daſs ſeine Gewiſsheit ſich auf ei-
nige einzelne hiſtoriſche Zeugniſſe gründe, welche als hi-
ſtoriſche Zeugniſſe betrachtet, freylich nicht den Grad
von Gewiſsheit über ihren Inhalt gewähren würden,
den uns Zeitungsnachrichten über irgend eine Bege-
benheit geben; — daſs ſeine Gewiſsheit ferner auf dem
Zufall der Aufbewahrung dieſer Zeugniſſe beruhe, —
der Aufbewahrung durch Papier einerſeits, und ande-
rerſeits durch die Geſchicklichkeit und Ehrlichkeit der
Uebertragung von einem Papier auf ein anderes, und
endlich auf der richtigen Auffaſſung des Sinnes todter
Worte und Buchſtaben. In der That aber fällt es dem
Glauben nicht ein, an ſolche Zeugniſſe und Zufällig-
keiten seine Gewiſsheit zu knüpfen; er iſt in ſeiner Ge-
wiſsheit unbefangenes Verhältniſs zu ſeinem abſolu-
ten Gegenſtande, ein reines Wiſſen deſſelben, wel-
ches nicht Buchſtaben, Papier und Abſchreiber in
ſein Bewuſstſeyn des abſoluten Weſens einmiſcht, und
nicht durch ſolcherley Dinge ſich damit vermittelt
Sondern diſs Bewuſstſeyn iſt der ſich ſelbſt vermitteln-
de Grund ſeines Wiſſens; es iſt der Geiſt ſelbſt, der
das Zeugniſs von ſich iſt, eben ſo im Innern des einzel-
nen
Bewuſstſeyns, als durch die allgemeine Gegenwart
des Glaubens Aller an ihn. Wenn der Glauben ſich
aus dem Geſchichtlichen auch jene Weiſe von Begrün-

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[503/0612] ment, aber es erſcheint ihr als dem Glauben angehö- rend, und in ſeiner Beſtimmtheit, ein ihr äuſſeres zu ſeyn, als ein zufälliges Wiſſen eben ſolcher gemein wirklicher Geſchichten. Sie dichtet alſo hier dem re- ligiöſen Glauben an, daſs ſeine Gewiſsheit ſich auf ei- nige einzelne hiſtoriſche Zeugniſſe gründe, welche als hi- ſtoriſche Zeugniſſe betrachtet, freylich nicht den Grad von Gewiſsheit über ihren Inhalt gewähren würden, den uns Zeitungsnachrichten über irgend eine Bege- benheit geben; — daſs ſeine Gewiſsheit ferner auf dem Zufall der Aufbewahrung dieſer Zeugniſſe beruhe, — der Aufbewahrung durch Papier einerſeits, und ande- rerſeits durch die Geſchicklichkeit und Ehrlichkeit der Uebertragung von einem Papier auf ein anderes, und endlich auf der richtigen Auffaſſung des Sinnes todter Worte und Buchſtaben. In der That aber fällt es dem Glauben nicht ein, an ſolche Zeugniſſe und Zufällig- keiten seine Gewiſsheit zu knüpfen; er iſt in ſeiner Ge- wiſsheit unbefangenes Verhältniſs zu ſeinem abſolu- ten Gegenſtande, ein reines Wiſſen deſſelben, wel- ches nicht Buchſtaben, Papier und Abſchreiber in ſein Bewuſstſeyn des abſoluten Weſens einmiſcht, und nicht durch ſolcherley Dinge ſich damit vermittelt Sondern diſs Bewuſstſeyn iſt der ſich ſelbſt vermitteln- de Grund ſeines Wiſſens; es iſt der Geiſt ſelbſt, der das Zeugniſs von ſich iſt, eben ſo im Innern des einzel- nen Bewuſstſeyns, als durch die allgemeine Gegenwart des Glaubens Aller an ihn. Wenn der Glauben ſich aus dem Geſchichtlichen auch jene Weiſe von Begrün-

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Zitationshilfe: Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: System der Wissenschaft. Erster Theil: Die Phänomenologie des Geistes. Bamberg u. a., 1807, S. 503. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hegel_phaenomenologie_1807/612>, abgerufen am 22.11.2024.