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Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: System der Wissenschaft. Erster Theil: Die Phänomenologie des Geistes. Bamberg u. a., 1807.

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nen zukommt, zu finden, kann nur Glücklichen zu
theil werden. Aber die Gräntzen dessen, was wie
der Elephant, die Eiche, das Gold, ausgezeichnet,
was Gattung und Art ist, geht durch viele Stuffen
in die unendliche Besonderung der chaotischen Thiere
und Pflanzen, der Gebirgsarten, oder der durch
Gewalt und Kunst erst darzustellenden Metalle, Er-
den u. s. f. über. In diesem Reiche der Unbestimmt-
heit des Allgemeinen, worin die Besonderung wie-
der der Vereinzelung sich nähert, und in sie hie und
da auch wieder ganz herabsteigt, ist ein unerschopf-
licher Vorrath fürs Beobachten und Beschreiben auf-
gethan. Hier aber, wo ihm ein unübersehbares
Feld sich eröffnet, an der Gräntze des Allgemeinen
kann es vielmehr statt eines unermesslichen Reich-
thums nur die Schrancke der Natur und seines eig-
nen Thuns gefunden haben; es kann nicht mehr
wissen, ob das an sich zu seyn scheinende nicht
eine Zufälligkeit ist; was das Geprage eines ver-
wirrten oder unreifen, schwachen und der elemen-
tarischen Unbestimmtheit kaum sich entwickelnden
Gebildes an sich trägt, kann nicht darauf Anspruch
machen, auch nur beschrieben zu werden.

Wenn es diesem Suchen und Beschreiben nur
um die Dinge zu thun zu seyn scheint, so sehen
wir es in der That nicht an dem sinnlichen Wahr-
nehmen
fortlauffen, sondern das, woran die Dinge
erkannt werden, ist ihm wichtiger als der übrige
Umfang der sinnlichen Eigenschafften, welche das

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nen zukommt, zu finden, kann nur Glücklichen zu
theil werden. Aber die Gräntzen dessen, was wie
der Elephant, die Eiche, das Gold, ausgezeichnet,
was Gattung und Art ist, geht durch viele Stuffen
in die unendliche Besonderung der chaotischen Thiere
und Pflanzen, der Gebirgsarten, oder der durch
Gewalt und Kunst erst darzustellenden Metalle, Er-
den u. s. f. über. In diesem Reiche der Unbestimmt-
heit des Allgemeinen, worin die Besonderung wie-
der der Vereinzelung sich nähert, und in sie hie und
da auch wieder ganz herabsteigt, ist ein unerschopf-
licher Vorrath fürs Beobachten und Beschreiben auf-
gethan. Hier aber, wo ihm ein unübersehbares
Feld sich eröffnet, an der Gräntze des Allgemeinen
kann es vielmehr statt eines unermeſslichen Reich-
thums nur die Schrancke der Natur und seines eig-
nen Thuns gefunden haben; es kann nicht mehr
wissen, ob das an sich zu seyn scheinende nicht
eine Zufälligkeit ist; was das Geprage eines ver-
wirrten oder unreifen, schwachen und der elemen-
tarischen Unbestimmtheit kaum sich entwickelnden
Gebildes an sich trägt, kann nicht darauf Anspruch
machen, auch nur beschrieben zu werden.

Wenn es diesem Suchen und Beschreiben nur
um die Dinge zu thun zu seyn scheint, so sehen
wir es in der That nicht an dem sinnlichen Wahr-
nehmen
fortlauffen, sondern das, woran die Dinge
erkannt werden, ist ihm wichtiger als der übrige
Umfang der sinnlichen Eigenschafften, welche das

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[179/0288] nen zukommt, zu finden, kann nur Glücklichen zu theil werden. Aber die Gräntzen dessen, was wie der Elephant, die Eiche, das Gold, ausgezeichnet, was Gattung und Art ist, geht durch viele Stuffen in die unendliche Besonderung der chaotischen Thiere und Pflanzen, der Gebirgsarten, oder der durch Gewalt und Kunst erst darzustellenden Metalle, Er- den u. s. f. über. In diesem Reiche der Unbestimmt- heit des Allgemeinen, worin die Besonderung wie- der der Vereinzelung sich nähert, und in sie hie und da auch wieder ganz herabsteigt, ist ein unerschopf- licher Vorrath fürs Beobachten und Beschreiben auf- gethan. Hier aber, wo ihm ein unübersehbares Feld sich eröffnet, an der Gräntze des Allgemeinen kann es vielmehr statt eines unermeſslichen Reich- thums nur die Schrancke der Natur und seines eig- nen Thuns gefunden haben; es kann nicht mehr wissen, ob das an sich zu seyn scheinende nicht eine Zufälligkeit ist; was das Geprage eines ver- wirrten oder unreifen, schwachen und der elemen- tarischen Unbestimmtheit kaum sich entwickelnden Gebildes an sich trägt, kann nicht darauf Anspruch machen, auch nur beschrieben zu werden. Wenn es diesem Suchen und Beschreiben nur um die Dinge zu thun zu seyn scheint, so sehen wir es in der That nicht an dem sinnlichen Wahr- nehmen fortlauffen, sondern das, woran die Dinge erkannt werden, ist ihm wichtiger als der übrige Umfang der sinnlichen Eigenschafften, welche das M 2

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Zitationshilfe: Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: System der Wissenschaft. Erster Theil: Die Phänomenologie des Geistes. Bamberg u. a., 1807, S. 179. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hegel_phaenomenologie_1807/288>, abgerufen am 10.05.2024.